Europafest - Doppelstadt Frankfurt (Oder) - Slubice feiert 20. Jahrestag der EU-Osterweiterung

Do 02.05.24 | 10:24 Uhr
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Gäste kommen am 01.05.2024 zum Fest anlässlich des 20. Jahrestags des EU-Beitritts von Polen. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 01.05.2024 | M. Nowak/J. Paczkowski/M. Lietz | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die Erweiterung der Europäischen Union um zehn Staaten vor 20 Jahren hat nach den Worten von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) der gesamten EU Vorteile gebracht. Der Beitritt habe die ganze Gemeinschaft stärker und vor allem sicherer gemacht, sagte sie am Mittwoch bei einem Besuch in der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Slubice zusammen mit ihrem polnischen Kollegen Radoslaw Sikorski.

Es sei ein "unglaublicher Moment" vor 20 Jahren gewesen, "dass wir als Länder, als Gesellschaften, als Europa die Kraft gefunden haben, die Teilung Europas zu überwinden, und dass wir damit zugleich endgültig zu einer Friedens- und Freiheitsgemeinschaft geworden sind".

Osterweiterung "nicht vom Himmel gefallen"

Am 1. Mai 2004 waren die früheren Ostblock-Staaten Estland, Lettland, Litauen, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Polen sowie Malta und Zypern der Europäischen Union beigetreten. Es handelte sich um die größte Erweiterung in der Geschichte der EU.

"Wir erleben heute: Als gemeinsame Europäische Union der mittlerweile 27 sind wir stärker", sagte Baerbock weiter. Dabei gehe es nicht allein um Handelszahlen. Der Mehrwert, das Plus, das Europa den Menschen jeden Tag bringe, werde gerade in der deutsch-polnischen Grenzregion deutlich und zeige sich etwa in grenzüberschreitenden Busverbindungen, der gemeinsamen Zusammenarbeit von Polizei und Zoll oder in den vielen Beziehungen zwischen den Menschen über die Grenze hinweg.

Die Osterweiterung sei "nicht vom Himmel gefallen", sagte Baerbock. Es habe immer wieder den Mut der politisch Verantwortlichen sowie der Bürgerinnen und Bürger gebraucht, diesen Schritt ins Neue zu wagen. "Wir glauben, dass wir diese mutige Verantwortung gerade heute wieder brauchen, um aus unserer gemeinsamen Wirtschafts- und Handelsunion eine Sicherheitsunion zu machen", betonte Baerbock. Dabei komme es vor allem auf die Zusammenarbeit Deutschlands und Polens an. Die EU müsse so reformiert werden, dass sie sicherheitspolitisch stärker werde und mit einer Stimme spreche. Zudem müssten die Länder, die auch Teil dieser Freiheits- und Friedensunion werden wollten, in die EU aufgenommen werden.

Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesaußenministerin und Radoslaw Sikorski, Außenminister von Polen, besuchen ein Fest zum 20. Jahrestag des EU-Beitritts von Polen im polnischen Slubice. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesaußenministerin und Radoslaw Sikorski, Außenminister von Polen, besuchen ein Fest zum 20. Jahrestag des EU-Beitritts von Polen im polnischen Slubice.

Stadtfest "Europa ist hier!"

Frankfurt (Oder) und Slubice feierten den Jahrestag unter dem Motto "Europa ist hier!" mit einem Europafest auf der Stadtbrücke. Entlang der Brücke gab es eine Fotoausstellung, eine Präsentation der Grenzregion sowie Livemusik. Am Nachmittag spielte das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt unter der Leitung von Howard Griffiths im Slubicer Collegium Polonicum ein Konzert.

Auch der Brandenburger Ministerpräsent Dietmar Woidke (SPD) nahm an den Feierlichkeiten teil. Er nannte am Montag den EU-Beitritt Polens und der anderen ostmitteleuropäischen Länder einen Glücksfall für Europa und den Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Woidke forderte außerdem dazu auf, für das friedliche Zusammenleben in der EU und für demokratische Werte einzutreten. Dazu müsse sich der Westen auch stärker zu den östlichen Ländern hinwenden.

Amtierende und ehemalige Außenminister beider Länder erwartet

Als Gäste waren zudem die beiden ehemaligen polnischen und deutschen Außenminister Włodzimierz Cimoszewicz und Joschka Fischer zugegen. Fischer zeigte sich erfreut über das
Jubiläum. "Politik kann eben - wenn sie gut ist - positive Wirkungen haben", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Der Beitritt sei nicht einfach gewesen, es habe viel Skepsis in Polen gegeben. "Das Referendum war knapp", sagte er. "Ich bin sehr froh, dass es dann geklappt hat."

Mit einem Händedruck um Mitternacht hatten die beiden Politiker vor 20 Jahren auf der Stadtbrücke zwischen Frankfurt und Slubice die neue Ära der Partnerschaft eingeleitet. Sie waren damals von Tausenden jubelnden Menschen empfangen worden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.05.2024, 19:00 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Geteilt war Berlin zu Mauer-Zeiten. In so einer Doppelstadt an der Oder gibt es keine solchen Hindernisse. Man kann sich frei bewegen, wie in jeder anderen Stadt auch. Auch arbeiten und wohnen darf man, wo man will.

  2. 13.

    Fahren Sie doch erstmal hin und schauen sich alles an und sprechen auch mit den Menschen. Viele können deutsch, aber ein paar Brocken müßten Sie schon lernen, aus Respekt.

  3. 12.

    Halten sie mich jetzt bitte nicht für nationalistisch, revanchistisch oder was da sonst noch so an Begriffen im Umlauf ist:
    Aber den Begriff „Doppelstadt“ halte ich für etliche (!) Orte an Oder und Neiße für schlichtweg mehr als unpassend! Es sind historisch gesehen nun einmal geteilte Städte!

  4. 11.

    Von dem Besuch der (ehemaligen) Außenminister Polens und Deutschlands, sowie diesem Artikel habe ich mir leider mehr erhofft.
    Die hier erwähnten Gespräche fanden hinter verschlossenen Türen statt. Es gab für Interessierte keine Möglichkeit dieses, wie es im Artikel dargestellt wird, historische Erlebnis mit zu erleben. Selbst der Staats-Korso über die Stadtbrücke zur Viadrina verlief mehr oder weniger geheim.
    Von Volksnähe und geteilter Feststagsstimmung war von Seiten der Politiker und deren Begleitern NICHTS zu sehen.

    Obwohl auf der Grenzbrücke nur die gehissten Fahnen festlich waren, konnte auf der Promenade viel für Groß und Klein entdeckt werden. Es war eine bunte Mischung aus Sport und Spiel, Essen und Trinken und Wahlkampf.

  5. 10.

    Herr Woidke benutzt „Erfolgsgeschichten“ (und Gipfeltreffen) inflationär. Siehe auch BER u.a. Wenn er „Erfolg“ sagt, dann wird einem himmelangst...

  6. 9.

    Kann Ihnen nur zustimmen.
    Der 01.05.2003 bleibt bei mir als ein Moment der Bestätigung, dass unsere damalige Entscheidung für Frankfurt als Heimat meiner damals entstehenden Familie eine sehr gute Entscheidung war.
    Auch wenn inzwischen sehr viel von dem spannenden der Nachwendejahre in dieser Stadt leider so nicht mehr existiert.
    Bin auch sehr zuversichtlich, dass die Verkehrsproblematik einer Grenzstadt irgendwann so gelöst wird, dass der tägliche Stau mit Nummernschildern aus der ganzen Bundesrepublik und Polen als einzige Belastung verschwindet.

  7. 8.

    Jetzt gehts aber nicht um irgendwelche Diebstähle, sondern um 20 Jahre Osterweiterung und das Gute daran für unsere Nachbarn. Sie waren noch nie da?

  8. 7.

    Wenn sie sich ausreichend informieren würden, wüssten sie das ich nicht „hetze“ sondern das dass Tatsachen.

  9. 5.
    Antwort auf [B] vom 01.05.2024 um 13:54

    Exakt, es gibt absolut kein Grund zum Feiern.
    Sind das etwa Freundschaftsbekundungen die mit aberwitzgen Reparationsforderungen einhergehen?

  10. 4.
    Antwort auf [B] vom 01.05.2024 um 13:54

    Was für ein geschichtsvergessener Unsinn. Es waren die Siegermächte, die der Westverschiebung Polens auf Druck Stalins zugestimmt haben. Polen hat im Gegenzug weite Teile im Osten verloren, wobei sich die Grenzen aller Staaten über die Jahrhunderte sowieso ständig verschoben haben, zum letzten Mal eben nach dem Zweiten Weltkrieg, den Deutschland begonnen hat. Ohne diesen Angriff hätte es keine Gebietsabtretungen und Vertreibungen gegeben.

  11. 3.

    Hören Sue auf gegen ,,die Polen“ zu hetzen!
    Das ist mehr als eine Frechheit!

  12. 2.

    Sicher hat der Beitritt der osteuropäischen Länder etliche Vorteile gebracht. Fest steht aber auch, dass die Autodiebstähle drastisch zugenommen haben und Einbrecherbanden aus diesen Ländern Hochkonjunktur feiern. Die Polizei ist in vielen Fällen total überfordert. Außerdem geht Polen die europäische Asylpolitik glatt am A….. vorbei. Hauptsache sie bekommen Geld von der EU. So hat alles zwei Seiten.

  13. 1.

    Ich muss zugeben: Mir standen die Tränen in den Augen. Nach all den Jahrzehnten der deutsch-polnischen Anfeindungen - teilweise auch gegenseitig - war diese Grenze praktisch gefallen. Wie war sie aufgeladen: Im vorherigen Bundesdeutschland i. S. mahnender Gedenksteine "Dreigeteilt niemals!" mit den Vertriebenenverbänden als Stütze der Konservativen als Faustpfand, in der DDR zur Oder-Neiße-Friedensgrenze geadelt, wo doch weit weniger Brücken Oder und Neiße überspannten als vor dem Krieg.

    Dann wurde wegen Schnäppchen über die Grenze gefahren, analog anderen Grenzorten zu Dänemark, zu den Niederlanden, Belgien, zu Tschechien und einschlägig rümpelig sah es aus. Mein Herzenswunsch ginge nach dem Begreifen der EINEN Stadt aus EINER Wurzel, die über die Bedeutung der jeweiligen Nationalstaaten hinauswächst.

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