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11. September 2001: Mit Entsetzen erfahren die Deutschen von den Terroranschlägen in New York. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit stürzen entführte Passagierflugzeuge in die Türme des World Trade Centers, tausende Menschen sterben. Die Welt wird eine andere. "Deutschland 9/11" blickt aus deutscher Perspektive auf das Ereignis und seine Folgen.
Die Fernsehbilder des in Flammen stehenden Pentagons und der einstürzenden Türme brennen sich innerhalb kurzer Zeit ins Weltgedächtnis ein. Nach einer langen Phase der "gefühlten" Unbeschwertheit sehen sich die Deutschen plötzlich einer Tragödie von bislang unvorstellbarem Ausmaß gegenüber. Die Angst vor einem Dritten Weltkrieg macht die Runde – und die bange Frage, ob Deutschland ähnliche Attacken zu erwarten habe. Drastische Sicherheitsmaßnahmen treten in Kraft: Die US Air Base im rheinland-pfälzischen Ramstein wird in höchste Alarmbereitschaft versetzt, Flugzeuge auf dem Weg in die USA auf unbestimmte Zeit nach Kanada umgeleitet.
Eine Feier im baden-württembergischen Linkenheim nimmt einen ebenfalls dramatischen Verlauf: Die dreijährige Lara Bothe verliert an ihrem Geburtstag ihren Vater – er sitzt in jenem Flugzeug, das, live übertragen in Nachrichtensendungen rund um die Welt, in den Südturm des World Trade Centers stürzt. Schon am 12. September wird klar, die Spur des Terrors führt ausgerechnet nach Deutschland. In Hamburg platzt die Nachricht, dass "9/11" von einer "Terror-WG" aus Harburg geplant wurde, mitten in den erhitzt geführten Bürgerschaftswahlkampf rund um das Thema der Inneren Sicherheit.
Und die Ermittler trifft es wie ein Schlag, dass "einer der größten Terrorakte der Menschheitsgeschichte direkt vor unserer Haustür geplant wurde", von einer bislang kaum bekannten Organisation namens al-Qaida. Mehr und mehr wird deutlich, dass Deutschland sich hier nicht aus der Verantwortung nehmen kann. Nach der erstmaligen Ausrufung des NATO-Bündnisfalls werden Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in den Kampfeinsatz gegen die Taliban in Afghanistan geschickt. Der Einsatz in Afghanistan beginnt - und wird 20 Jahre dauern.
"Deutschland 9/11" von Jan Peter und Daniel Remsperger betrachtet den 11. September 2001 aus deutscher Perspektive. Welche Folge dieses auch heute noch kaum fassbare Ereignis für Politik, Justiz und Medien hatte, mit welchen Konsequenzen es für das Über- und Weiterleben von Angehörigen und Augenzeugen einherging - davon legen zahlreiche Interviews Zeugnis ab, u.a. mit Joschka Fischer (2001 Bundesaußenminister), Otto Schily (2001 Bundesinnenminister) und Tochter Anna Schily (2001 in New York City), Else Buschheuer (bloggte 2001 direkt von den Angriffen aus New York), Ernst Uhrlau (2001 Geheimdienstkoordinator) und Dan Coats (2001 US-Botschafter in Berlin).
Verwoben mit Archivausschnitten damaliger Berichterstattung zeichnet "Deutschland 9/11" das Bild eines Landes, das sich scheinbar gerade auf dem Weg zu sich selbst befand - und durch den 11. September vor eine neue Zerreißprobe gestellt wurde.
Dokumentarfilm von Jan Peter und Daniel Remsperger
Erstsendung: 10.09.2021/Das Erste