Russische Anwälte vor Gericht -
Eine eingeschworene Gruppe von Menschenrechtsanwälten verteidigt in Russland ihre Mandanten gegen die Justiz-Willkür unter Putin und bietet dem System Paroli. Der Fall Benjasch schlug Wellen, weil er als regimekritischer Anwalt wegen angeblicher Gewaltanwendung gegen Polizeibeamte selbst angeklagt wurde. Trotz geringer Erfolgsaussichten geben ihn seine Anwälte nicht auf.
Mit einem fairen Prozess können Andersdenkende in Russland kaum rechnen. Ein paar Anwälte kämpfen dennoch für Gerechtigkeit. Anhörung für Anhörung bietet Anwalt Michail Benjasch dem russischen Justizsystem Paroli. Seit mehreren Jahren wird er von Putins Regime mit absurden Anschuldigungen verfolgt. Dennoch ist Aufgeben für ihn keine Option, nach dem Überfall auf die Ukraine vertritt er russische Soldaten, die nicht an die Kriegsfront wollen.
An den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg knüpft er allerdings weniger Hoffnungen als Karinna Moskalenko – die Staranwältin aus Moskau vertrat einst den Schachweltmeister Garri Kasparow oder den Ex-Oligarchen Michail Chodorkowski. Von ihrer Straßburger Kanzlei aus arbeitet sie heute an neuen Fällen. Sie ist überzeugt, dass ihr ehemaliger Kommilitone Wladimir Putin, gegen den wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine ermittelt wird, vor ein Gericht gehört.
Anwalt Wladimir Wasin hat die Verteidigung von Nikita Uwarow übernommen, der bei seiner Festnahme 14 Jahre alt war. Er will den Jungen, dem die Vorbereitung terroristischer Aktivitäten vorgeworfen wird, vor dem Straflager bewahren. Doch die Erfolgsaussichten sind gering. Wie fühlt es sich an, ein erfahrener Anwalt zu sein und dennoch vor Gericht meistens zu verlieren? Und was wird aus Michail Benjasch, dem nach einer kritischen Rede auf einer Anwaltstagung Berufsverbot droht?
Film von Masha Novikova
Erstsendung: 26.09.23/ARTE