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Die Schauspiel-Studentin Rike Eckermann beginnt 1984 ihr erstes Engagement am Gerhart Hauptmann-Theater Zittau. Sie darf die Hauptrolle spielen in einer Brecht-Neuinszenierung für Kinder vom „Kaukasischen Kreidekreis“, einem gleichnishaften Lehrstück über die Macht der Wahrheit. Rike blüht im Kreise ihrer Kollegen im äußersten Zipfel der Republik auf, hat Freude am renitenten Theaterspiel, für das es viel Applaus gibt.
Bis sie eines Tages Besuch bekommt in ihrer kleinen Wohnung. Ein Stasi-Mitarbeiter will die Berlinerin für Spitzeldienste anwerben, anderenfalls bekommt sie keinen Studienabschluss. Rike muss sich entscheiden: Soll sie ihre Kollegen verraten oder das Ende ihrer beruflichen Laufbahn riskieren?
In „Sag mir, wo du stehst“ erzählen sechs Protagonist:innen von ihrer Jugend und ihrem Erwachsenwerden in der DDR. Sie waren zwischen 15 und 29 Jahre alt, als sie Diktatur-Erfahrungen sammeln und sich in Konfliktsituationen entscheiden mussten: Gehen oder Bleiben, Freundschaft oder Verrat, Rebellieren oder Anpassen? Wie ist das für junge Menschen, die die DDR nicht mehr kennen: Wie hätten sie sich verhalten, wenn sie in derselben Situation gewesen wären? Hätten sie sich angepasst oder rebelliert? Die Titelzeile ist zugleich Aufgabenstellung für junge Darsteller:innen: Als „Self-Influencer:innen“ nutzen sie ihr Smartphone, um damaliges Erwachsenwerden mit heutigen Mitteln zu dokumentieren.
Doku-Serie von Carola Ulrich, Jens Becker, Sylvia Nagel
Erstveröffentlichung am 10.12.2024/rbb