Twilight in Lviv -
Die Anästhesistin Wira Primakova leitet die Intensivstation des Okhmatdyt Kinderkrankenhauses im westukrainischen Lwiw. Es ist Anfang März: Seit zwei Wochen hat Wira ihre eigenen Kinder nicht gesehen, die sie bei Verwandten in Sicherheit gebracht hat. Ihr Mann kämpft an der Front, während Wira um das Leben von zwei Frühchen kämpft, die in kritischem Zustand aus Kiew evakuiert wurden. Der Film wurde mit dem Grimme-Preis 2024 ausgezeichnet.
Zwei Frühchen, die Zwillinge Diana und Sophia, liegen mit schweren Lungenentzündungen auf der Intensivstation des Okhmatdyt Kinderkrankenhauses in Lwiw. Tage und Wochen in stickigen Luftschutzkellern haben ihre Lungen stark geschädigt. Die Anästhesistin Wira Primakova nimmt die Röntgenbilder vom Leuchtkasten und schüttelt den Kopf: „Mein Gott das ist furchtbar“.
In den Pausen ringt Wira damit, ihre eigenen Kinder anzurufen. Denn jedes Telefonat steigert die Sehnsucht der drei Söhne nach ihrer Mutter. Der Mann kämpft an der Front, nahe Mariupol. „Vielleicht kommt er nicht zurück“, sagt sie. So vergehen die ersten Wochen des Krieges. Immer wieder kommen schwer verletzte Kinder in Wiras Krankenhaus.
Wira kämpft um das Leben ihrer jungen Patienten; sobald sie stabilisiert sind, werden sie zur Weiterbehandlung in andere Länder gebracht. Doch der Krieg bleibt und als der zweite Kriegswinter anbricht, Lwiw wieder von Schnee bedeckt ist und Raketenangriffe das Stromnetz brachlegen, gerät Wira an ihre Grenzen.
„Seit dem 24. Februar ist alles anders“, sagt sie am Ende des Films. „Das Gefühl von Glück und Lebensfreude ist komplett verschwunden. Nach außen lächle ich, bin fröhlich. Aber ich fühle keine Freude mehr“.
Carl Gierstorfer, Autor der preisgekrönten Dokuserie „Charité Intensiv: Station 43“, führt dem Zuschauer aus der Perspektive einer Kinderärztin den Krieg in der Ukraine vor Augen. Entstanden ist das Tagebuch einer Ärztin und Mutter, die wie so viele Frauen um ihr Überleben und eine Zukunft ringt.
Der Film wurde mit dem Grimme-Preis 2024 ausgezeichet.
Film von Carl Gierstorfer
Erstsendung: 22.02.2023/rbb