Der Hauptmann von Köpenick
Spielfilm BRD 1956
Wilhelm Voigt hat viele Jahre seines Lebens hinter Zuchthausmauern verbracht. Wegen Posturkundenfälschung brummte man ihm schon in jungem Alter 15 Jahre auf; später versuchte er sein Glück im Ausland, aber das Heimweh trieb ihn zurück, wo er wegen eines Passvergehens wieder hinter Gitter kam. Nach seiner Entlassung versucht er nun, als Schuhmacher eine neue Existenzgrundlage zu finden. Dabei gerät er jedoch in einen wahren Teufelskreis: Ohne Papiere erhält er keine Arbeit und ohne Arbeitsnachweis keine Papiere. Am liebsten würde er daher Deutschland wieder verlassen, wozu er aber wiederum einen Pass benötigt.
Der verzweifelte Voigt versucht, sich diesen Pass durch einen Einbruch in ein Potsdamer Polizeirevier zu verschaffen, wird dabei jedoch gefasst und wandert abermals ins Zuchthaus. Dort zeigt Häftling Voigt erstaunlichen Sinn für militärisches Denken. Es kommt der Tag, an dem sich der entlassene Zuchthäusler mit Hilfe einer Offiziersuniform aus einem Trödlerladen auf einer Bahnhofstoilette in einen preußischen Hauptmann verwandelt. Mit einer Handvoll Soldaten, auf der Straße aufgelesen, startet er seinen großen Coup.
Im Rathaus von Köpenick fällt Bürgermeister Obermüller aus allen Wolken, als ein zackiger Hauptmann mit einem kleinen Kommando anrückt und ihn samt Mitarbeiter kurzerhand für verhaftet erklärt. Besagter Hauptmann allerdings erlebt ebenfalls einen kleinen Schock, als er hört, dass es im Köpenicker Rathaus keine Pass-Stelle gibt, denn schließlich wollte er sich mit diesem abenteuerlichen Unternehmen doch nur die fehlenden Ausweispapiere beschaffen. Nun beschlagnahmt er stattdessen die Stadtkasse und verschwindet wieder. Tags darauf lacht ganz Berlin über den "Hauptmann von Köpenick". Die Polizei sucht nach dem Übeltäter, Voigt stellt sich freiwillig. Zunächst muss er noch einmal hinter Gitter, aber da selbst der Kaiser sich über seinen tollen Streich herzhaft amüsiert, bleibt Voigt dort nicht lange.
Als der Schuhmacher Wilhelm Voigt im Jahre 1906 in einer alten Hauptmannsuniform auf der Straße einige Soldaten "unter seine Befehlsgewalt nahm", mit ihnen das Rathaus von Köpenick besetzte, den Bürgermeister verhaftete und die Stadtkasse beschlagnahmte, amüsierte sich ganz Deutschland über diesen tollen Streich. Voigts "Köpenickiade" machte augenfällig, was man mit einer Offiziersuniform im wilhelminischen Preußen erreichen konnte, selbst wenn sie nur vom Trödler stammte. Über diesen Vorfall schrieb Carl Zuckmayer Anfang der 1930er Jahre sein Volksstück "Der Hauptmann von Köpenick" und nannte es satirisch "Ein deutsches Märchen": die Geschichte eines Mannes, der nach einem Straucheln in der Jugend in die Ordnungsmaschine des Staates gerät und zu immer neuen Verfehlungen getrieben wird, bis er schließlich selber Staatsgewalt spielt.
Regielegende Helmut Käutner ("Die letzte Brücke", "Des Teufels General") drehte 1956 diese satirische Lektion über die Allgewalt der Uniform in Preußen mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle.
Marie Hoprecht: Ilse Fürstenberg
Zuchthausdirektor: Friedrich Domin
Wilhelm Voigt: Heinz Rühmann
Mathilde Obermüller: Hannelore Schroth
Dr. Obermüller: Martin Held
Hauptmann von Schlettow: Erich Schellow
Friedrich Hoprecht: Willy A. Kleinau
Adolph Wormser: Leonard Steckel
Willi Wormser: Walter Giller
Schuhmachermeister: Otto Wernicke
Kallenberg: Wolfgang Neuss
Auguste Viktoria Wormser: Maria Sebaldt
Betrunkener Soldat: Reinhard Kolldehoff
Kassierer Rosenkranz: Siegfreid Lowitz
Musik: Bernhard Eichhorn
Kamera: Albert Benitz
Drehbuch: Carl Zuckmayer
Regie: Helmut Käutner