Viertel Neun - Filme aus Ost und West -
Popper, Teds, Rocker und Punks wollen jeweils auf ihre Art einen schönen Sommertag am Wannsee verbringen, richten dabei aber unter den "normalen" Badegästen ein erhebliches Chaos an. Slapstick-Komödie und (West-) Berliner Kultfilm von 1981.
"Am Wannsee ist der Teufel los" beginnt mit idyllischen Bildern vom Wannsee, den schon Cornelia Froboess 1951 in ihrem legendären Schlager "Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein und dann nischt wie raus nach Wannsee" besungen hat. Noch wissen die Strandgäste nicht, dass dieser schöne Sommertag in einem Chaos enden wird. Denn neben Familien und Liebespaaren machen sich auch Punks, Rocker, Teds und Popper - je nach Gruppe im Taxi, per Bus oder auf röhrenden Motorrädern - auf zum Wannsee.
Dort treffen sie auf einen Konditor, der vergeblich versucht, sein langsam dahinschmelzendes Backkunstwerk an den Mann zu bringen. Auf zwei Gitarre spielende Polizisten, deren Dienstauffassung mehr als locker ist. Auf eine Familie, die eigentlich nur in Ruhe picknicken möchte. Auf Touristen mit Nobel-Boot. Auf einen Imbissbuden-Besitzer, der den auswärtigen Besuchern gleich mal vorführt, was die berühmt-berüchtigte "Berliner Schnauze" ist. Und auf viele Badegäste, die sich einfach nur entspannen wollen. Aber daraus wird nichts. Das Aufeinandertreffen so vieler verschiedener Gruppen endet schließlich in verrückten Verfolgungsjagden und aberwitzigen Raufereien. Alles unterlegt mit einem wilden Musik-Mix. Ein normal-verrückter Berliner Sommertag im Jahr 1981.
Der im Sender Freies Berlin am 08.11.1981 ausgestrahlte Film des Autorenteams Rudolf Bergmann, Rudolf Schwarz und Caspar Harlan, der auch Regie führte, ist eine Klamotte, eine Slapstick-Komödie, die sich nicht eigentlich an die Realität gebunden fühlt. Der Film ist eine Abfolge von Sketchen und lebt von einer Vielzahl skurriler Einfälle. Die Tonalität wird schon zu Beginn vorgegeben, als sich das Bus-Haltestellenschild unter dem Druck des sich anlehnenden Liebespaares bis auf die Straße verbiegt.
Der vom Publikum immer wieder gewünschte Kultfilm lädt ein auf eine Zeitreise in das (West-)Berlin der frühen 1980er Jahre. In der eingemauerten Stadt war der Wannsee als Ausflugs- und Badeort von eminent wichtiger Bedeutung. Der Film zeigt ein Abbild der seinerzeit existierenden bunten Jugendszene - ohne Handys, dafür mit Kofferradio. Er zeigt auch ein sympathisches Bild der immer etwas chaotisch-alternativen Stadt Berlin. Und persifliert Zeitvorgänge wie das Bemühen um gesellschaftlich-korrekte Sprache im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und die zu erwartenden Werbe-Unterbrechungen im 1981 zugelassenen Privatfernsehen.
Auf einen üblichen Schrift-Abspann verzichtet der Film. Alle Mitwirkenden werden nur mit Vornamen gezeigt und genannt. Mit von der Partie in den Rollen der beiden Anarcho-Polizisten sind zum Beispiel Michael Kausch, der 1986 als Anwalt Arnold an der Seite von Manfred Krug in der Serie "Liebling Kreuzberg" große Popularität erlangte, sowie Thomas Ahrens, der seit 1975 als Schauspieler, Regisseur und Autor dem Grips-Theater angehört. In der Rolle des Imbissbuden-Besitzers glänzt der durch viele Fernsehrollen bekannte Gert Burkard.
Am Wannsee ist der Teufel los
Fernsehfilm Deutschland 1981
1. Polizist (Michael Kausch)
2. Polizist (Thomas Ahrens)
Imbissbuden-Besitzer (Gert Burkard) u.a.
Kamera: Harald Ebers
Buch: Rudolf Bergmann, Rudolf Schwarz, Caspar Harlan
Regie: Caspar Harlan