Schloss Kossenblatt - dpa/Patrick Pleul
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Schloss Kossenblatt | Bild: dpa/Patrick Pleul

- Schloss Kossenblatt

Eine Gräfin, die ihr Erbe lieber verfeuert, als es ihrem Sohn zu überlassen - so eine Geschichte lässt sich Fontane natürlich nicht entgehen.

Sie fühlte das Feuer mehr, als daß sie es sah, denn die helle Mittagssonne stand über dem Schauspiel. Als alles niedergebrannt war, saß sie tot in ihrem Rollstuhl.

Theodor Fontane

Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band II "Das Oderland":

Kossenblatt war immer ein reicher und ausgedehnter Besitz. In sumpfiger Niederung gelegen (Cossinbloth heißt »Krummensumpf«), unterschied es sich in alter Zeit schon vorteilhaft von den Sanddörfern der Höhe, aber erst von 1581 ab hat es eine Geschichte. Diese teilte sich seitdem in drei Epochen: in eine Oppensche, eine Barfussche und eine königliche Zeit.

Über die Oppensche Zeit gehen wir schnell hinweg. 1581 kam der brandenburgische Oberkammerherr, Georg von Oppen, in Besitz von Kossenblatt, bei dessen Familie es durch drei Generationen hin blieb. Bis 1699. Vom »Schloß« existierte damals noch keine Spur, vielmehr bewohnten die Oppen das »alte Herrenhaus«, dessen Kellergewölbe bis diesen Augenblick vorhanden sind und eine Art Sehenswürdigkeit des im übrigen völlig modernen Amtshauses bilden. Die hohen, rundbogigen Kellergewölbe sind aus mittelgroßen, unbehauenen Feldsteinen aufgeführt, und Sachverständige pflegen hervorzuheben, daß die Baumeister damals einen andern, rascher fest werdenden Mörtel benutzt oder die Gewölbe jahrelang gestützt haben müssen. All dies geht bis in die Oppensche Zeit zurück, vielleicht noch weiter. Wir lassen aber diese Rundbogenfundamente, samt einer Anzahl alter, ebenfalls der Vorgeschichte Kossenblatts angehöriger Bilder, und wenden uns nunmehr seiner eigentlichen historischen Zeit zu, die mit Feldmarschall von Barfus beginnt.

Im Jahr 1699 kaufte Hans Albrecht von Barfus, wie bereits in dem Kapitel »Prädikow« erzählt, die Herrschaft Kossenblatt und zahlte dafür die für die damalige Zeit ziemlich beträchtliche Summe von 32000 Talern und 100 Dukaten Schlüsselgeld. Das Oppensche Herrenhaus, das er vorfand, genügte ihm nicht, und er ging das Jahr darauf (1700) an die Aufführung eines Schlosses. Er starb aber drüber hin und hat die Räume desselben nie bewohnt.

Erst seine Witwe, Eleonore geborene Gräfin von Dönhoff, führte den Schloßbau glücklich hinaus. Sie war eine stolze Frau, und es geht die Sage, daß sie bemüht gewesen sei, ihrem einzigen überlebenden Sohne sein Erbe nach Möglichkeit zu schädigen und zu schmälern. Sie ließ zu diesem Behuf einen holländischen Baumeister kommen, befahl ihm, unterhalb der Keller des Schlosses einen zweiten Keller zu graben und zu wölben, und tat dann alles hinein, was sie an Gold und Kostbarkeiten besaß. Danach gab sie Befehl, die Gruft in ihrer Gegenwart zu schließen, und nahm dem Baumeister einen Eid ab, die Stelle niemandem zu verraten. Voll Zweifel aber, ob er den Eid auch halten werde, zog sie das Sichere vor und ließ ihn auf der Rückreise nach Holland aus dem Wege räumen. Der »Schatz«, so heißt es weiter, war nun glücklich beiseite gebracht, indessen die Bilder und Möbel waren noch da, die ganze Einrichtung eines reichen Schlosses. Auch das mußte fort. Als sie fühlte, daß es mit ihr zum Letzten gehe, befahl sie, den gesamten Hausrat auf den Schloßhof zu tragen, und vergoldete Stühle und Tische, Spiegel und Konsolen, Diwans und Kommoden wurden nun zu einer Pyramide aufgetürmt. In einem Rollstuhle ließ sie sich dann an die Tür des Gartensaales fahren, gab Ordre, zwei Fackeln anzulegen, und starrte lang und befriedigt in die hoch aufschlagende Flamme. Sie fühlte das Feuer mehr, als daß sie es sah, denn die helle Mittagssonne stand über dem Schauspiel. Als alles niedergebrannt war, saß sie tot in ihrem Rollstuhl.

 

Audio: Ausschnitt aus "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" gelesen von Gert Westphal (Produktion des SWR 1982-1985)