Scheunenwindmühle in Saalow - imago/Gueffroy
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Scheunenwindmühle in Saalow | Bild: imago/Gueffroy

- Saalow

In Saalow gibt es nicht viel zu sehen. Fontane dient der Ort nur als Ausgangspunkt für eine biographische Skizze: Der Bildhauer Gottfried Schadow hat hier familiäre Wurzeln.

Bei bloßer Nennung des Namens steigen freundliche Landschaftsbilder auf: Berg und See, Tannenabhänge und Laubholzschluchten

Theodor Fontane

Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band II „Das Oderland“:

Buckow liegt in einem Kesseltale, dessen Sohle von einem großen See gebildet wird. Dieser See hat die Form eines abgestumpften Halbmonds, ist also bohnen- oder nierenförmig und heißt der Schermützel-See. Wir werden noch weiter von ihm hören. An der konkaven Seite des Sees, ziemlich genau an der Stelle, wo sich das hüglige Erdreich in den See hineinbuchtet liegt die Stadt, von der aus sich in kürzester Zeit und mit leichtester Mühe die verschiedensten Ausflüge in die Umgegend ermöglichen. Alle diese Ausflüge, verschieden, wie sie sind, lassen sich nichtsdestoweniger in drei ganz bestimmte Gruppen bringen: in Spazierfahrten über den See, in Besteigung des Bollersdorfer Plateaus und in Wanderungen durch die Täler und Schluchten der nach Nord und Ost hin gelegenen »Märkischen Schweiz«.

Besteigen wir zunächst das Plateau.

Wir wählen dazu, statt der Fahrt über den See, einen Umweg, und zwar durch jene lieblichen Schluchten und Waldpartien, die von einem Bergwasser, dem Marienfließ, durchflossen werden. Alles hat hier den mitteldeutschen Charakter. Wer den Harz, wer Thüringen und die Sächsische Schweiz kennt, ist manche liebe Stunde unter gleichen Bildern und Eindrücken bergan gestiegen. Tannen und Lärchenbäume fassen zu beiden Seiten die Hügelabhänge ein, Buchen und Birken sind in das Nadelholz eingestreut, der Kuckuck ruft, der Bach plätschert, und auf dem frischen Rasen, der das Wandern so leicht macht, liegen die Tannenäpfel oder spielen die Schatten und Lichter der Nachmittagssonne. So auch hier. Über die primitivsten Brücken hinweg – sechs Feldsteine quer durch den Bach – schreiten wir vom linken auf das rechte und wieder vom rechten auf das linke Ufer, bis wir, nach halbstündigem Marsche den Tann ohne Weg und Steg durchbrechend, uns plötzlich auf dem ersehnten Plateau befinden, das wir, den Windungen des Baches folgend, fast wie auf einer Wendeltreppe ohne Stufen erstiegen haben. Aber noch wissen wir es kaum, daß es ein Höhepunkt ist, auf dem wir stehen, denn das Plateau dehnt sich bis zum Horizont hin wie eine Ebene vor uns aus, und erst am Ausgang eines tiefen Ackereinschnitts, der uns einer hier und dort unterbrochenen Wand von Brombeer- und Weißdornsträuchern entgegenführte, blicken wir überrascht in eine völlig senkrechte Tiefe nieder. Fünfhundert Fuß unter uns der See.

Wir nehmen nun unsern Stand und haben vielleicht das schönste Landschaftsbild vor uns, das die »Märkische Schweiz« oder doch der »Kanton Buckow« aufzuweisen vermag. Links und rechts, in gleicher Höhe mit uns, die Raps- und Saatfelder des Plateaus, unmittelbar unter uns der blaue, leis gekräuselte Schermützel-See, drüben am andern Ufer, in den Schluchten verschwindend und wieder zum Vorschein kommend, die Stadt und endlich hinter derselben eine bis hoch hinauf mit jungen frischgrünen Kiefern und dunklen Schwarztannen besetzte Berglehne. Die Nachmittagssonne fällt auf die Stadt, die mit ihren roten Dächern und weißen Giebeln wie ein Bild auf dem dunklen Hintergrunde der Tannen steht, das Auge aber, wohin es auch durch die Mannigfaltigkeit des Bildes gelockt werden möge, kehrt immer wieder auf den rätselvollen See zurück, der in genau zu verfolgenden Linien unter uns liegt.

 

Audio: Ausschnitt aus "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" gelesen von Hans Paetsch (Produktion des NDR 1973)