Gedenktafel in Hankels Ablage
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Gedenktafel in Hankels Ablage | Bild: rbb

- Zeuthen - Hankels Ablage

Eine Sommerfrische in "Hankels Ablage" am Zeuthener See inspirierte Theodor Fontane zu den letzten Kapiteln von "Irrungen Wirrungen". 

Theodor Fontane „Irrungen Wirrungen“:

Und nun lassen Sie uns anstoßen, ja, auf was? Auf das Wohl von Hankels Ablage.« Der Wirt war augenscheinlich entzückt, und Botho, der wohl sah, welchen guten Eindruck er machte, fuhr deshalb in dem ihm eigenen leichten und leutseligen Tone fort: »Ich find' es reizend hier, und nur eins läßt sich gegen Hankels Ablage sagen: der Name.«

»Ja«, bestätigte der Wirt, »der Name, der läßt viel zu wünschen übrig und ist eigentlich ein Malheur für uns. Und doch hat es seine Richtigkeit damit, Hankels Ablage war nämlich wirklich eine Ablage, und so heißt es denn auch so.«

»Gut. Aber das bringt uns nicht weiter. Warum hieß es Ablage? Was ist Ablage?«

»Nun, wir könnten auch sagen: Aus- und Einladestelle. Das ganze Stück Land hier herum« – und er wies nach rückwärts – »war nämlich immer ein großes Dominium und hieß unter dem Alten Fritzen und auch früher schon unter dem Soldatenkönige die Herrschaft Wusterhausen. Und es gehörten wohl an die dreißig Dörfer dazu, samt Forst und Heide. Nun sehen Sie, die dreißig Dörfer, die schafften natürlich was und brauchten was, oder was dasselbe sagen will, sie hatten Ausfuhr und Einfuhr, und für beides brauchten sie von Anfang an einen Hafen- oder Stapelplatz und konnte nur noch zweifelhaft sein, welche Stelle man dafür wählen würde. Da wählten sie diese hier, diese Bucht wurde Hafen, Stapelplatz, ›Ablage‹ für alles, was kam und ging, und weil der Fischer, der damals hier wohnte, beiläufig mein Ahnherr, Hankel hieß, so hatten wir eine ›Hankels Ablage‹

»Schade«, sagte Botho, »daß man's nicht jedem so rund und nett erklären kann«, und der Wirt, der sich hierdurch ermutigt fühlen mochte, wollte fortfahren. Eh er aber beginnen konnte, hörte man einen Vogelschrei hoch oben in den Lüften, und als Botho neugierig hinaufsah, sah er, daß zwei mächtige Vögel, kaum noch erkennbar, im Halbdunkel über der Wasserfläche hinschwebten.

»Waren das wilde Gänse?«

»Nein, Reiher. Die ganze Forst hier herum ist Reiherforst. Überhaupt ein rechter Jagdgrund, Schwarzwild und Damwild in Massen, und in dem Schilf und Rohr hier Enten, Schnepfen und Bekassinen.«

»Entzückend«, sagte Botho, in dem sich der Jäger regte. »Wissen Sie, daß ich Sie beneide. Was tut schließlich der Name? Enten, Schnepfen, Bekassinen. Es überkommt einen eine Lust, daß man's auch so gut haben möchte. Nur einsam muß es hier sein, zu einsam.«

 

Video: „Fontane und Hankels Ablage“ aus der Sendung „Heimatjournal“ vom 20.06.2015

Alle möglichen Plätze wurden erwogen: Erkner und Kranichberge, Schwilow und Baumgartenbrück, aber alle waren immer noch zu besucht, und so kam es, daß Botho schließlich »Hankels Ablage« nannte, von dessen Schönheit und Einsamkeit er wahre Wunderdinge gehört habe

Theodor Fontane