- Schloss Meseberg
Ein Monument der Prunksucht - so schildert Fontane Schloss Meseberg in seinen Wanderungen: zwanzig Luxuspferde, Atlaskissen und Windspiele gehörten zum Lebenstil des "Major von Kaphengst".
Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band I "Die Grafschaft Ruppin:
Wie ein Zauberschloß liegt es auch heute noch da. Der Reisende, der hier über das benachbarte Plateau hinfährt, dessen öde Fläche nur dann und wann ein Kirchturm oder ein Birkengehölz unterbricht, ahnt nichts von der verschwiegenen Talschlucht an seiner Seite, von der steil abfallenden Tiefe mit Wald und Schloß und See. Dieser letztere, der Huwenow-See geheißen, ist eines jener vielen Wasserbecken, die sich zwischen dem Ruppinschen und dem Mecklenburgischen hinziehen und diesem Landstriche seine Schönheit und seinen Charakter geben. Unbedingte Stille herrscht, die Bäume stehen windgeschützt und rauschen leiser als anderswo, das Geläute der oben weidenden Herde dringt nirgends bis in die Tiefe hinab, und nichts vernehmen wir als den Schnitt der Sense, die neben uns das Gras mäht, oder den Ruck, womit der Angler die Schnur aus dem Wasser zieht. An so romantischer Stelle war es, daß Graf Wartensleben sein Schloß aufführen ließ. Er tat es, wie die Sage geht, um in der Wilhelmsstraße zu Berlin nicht ein Gleiches tun zu müssen, denn ein königlicher Befehl war eben damals erschienen, der jedem Edelmanne von Hang und Vermögen vorschrieb, in der Wilhelmsstraße ein Palais zu hauen, falls er nicht nachweisen könne, auf seinen eigenen ländlichen Besitzungen mit Aufführung eines gleich stattlichen Baues beschäftigt zu sein. So entstand denn das »Schloß am Huwenow-See«, und die Pracht, mit der es emporwuchs, übertraf noch die des gleichzeitig im Umbau begriffenen Rheinsberger Schlosses. Die die Façade bildenden Sandsteinsäulen wurden aus den sächsischen Steinbrüchen, die Marmorkamine von Schlesien her herbeigeschafft; breite, mächtige Steintreppen stiegen bis in das obere Stockwerk, eichene Paneele umliefen die Zimmer, während andere bis an den Plafond hinauf boisiert waren. Kostbare Blumenstücke, wahrscheinlich von der Hand Dubuissons und bis diesen Augenblick in voller Schönheit erhalten, füllten den Raum über den Türen, und eine lateinische, in einem der Kellergewölbe angebrachte Inschrift erzählte von Müntherus, dem Baumeister, »auf dessen Anordnung hier Eichen und Buchen in zahlloser Menge gefällt und die terrassenförmig zum See hinabsteigenden Parkanlagen ins Leben gerufen worden sein«. Der Bau überstieg den Reichtum des reichen Grafen, und er verbaute sich; Park und Schloß hatten ihm eine Tonne Goldes gekostet.
Audio: „Literatur und Update – Auf Fontanes Spuren nach Schloss Meseberg“, gesendet am 29.12.2018 im kulturradio/rbb