Historiendarsteller auf der Zitadelle Spandau
rbb
Historiendarsteller auf der Zitadelle Spandau | Bild: rbb

- Spandau - Zitadelle

Berliner und "Cöllner" gegen "Spandower" - so liefen die Fronten bei der "Seeschlacht an der Malche". Dabei ging es nur ums Vergnügen von Kurfürst Joachim II.

Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band III „Havelland“:

Endlich wurde von dem Bastion der Festung, auf welchem sich der Kurfürst mit seinem Hofstaate eingefunden hatte und von welchem aus er das Ganze übersehen konnte, das Zeichen zum Angriff durch einen Kanonenschuß und durch den Schall der Trompeten gegeben. Im Nu war jetzt die ganze Wasserfläche, welche den Großen und Kleinen Malche-See zwischen der Festung und dem Eiswerder bildet, mit Schiffen bedeckt. Unter dem Donner der Kanonen und dem Schalle der Trompeten, welche unaufhörlich vom Walle der Festung ertönten, bemühten sich beide Parteien, einander so viele Schläge und Stöße zu erteilen, um womöglich eine die andere zum Weichen zu bringen. Und wie es denn gewöhnlich zu gehen pflegt, so ging es auch hier, die Gemüter erhitzten sich zu sehr, so daß das Spandower Admiralschiff zwei von den Berliner Schiffen dergestalt überfuhr, daß deren Steuermänner ins Wasser gestoßen wurden und auch einige Streiter durch den Stoß über Bord fielen. Durch das Herbeieilen der Fischer wurden diese glücklich wieder herausgefischt.

Nachdem das Gefecht zwei Stunden gedauert hatte und es, trotz der Brustharnische und der Helme, manchen blauen Fleck und Beulen gegeben hatte, auch auf keiner Seite nur ein Haarbreit der Sieg gewichen war, wurde das Zeichen zum Abbruch des Gefechts gegeben, und die Schiffe zogen sich unter gegenseitigem Drohungen und Neckereien (Leuthinger: »Spottereien«) der Mannschaften in ihre vorigen Stellungen zurück. Zugleich kam der Befehl, daß der Sieg auf dem Nachmittage zu Lande entschieden werden sollte. Die Berliner verließen ihre Schiffe und lagerten sich dort auf dem Felde, » der Plan« genannt; die Spandower gingen, um sich ihre Beulen zu besehen, einstweilen nach Hause, und die Anführer, um sich zu beraten, wie sie den Nachmittagskampf mit Ehren bestünden. Denn sie verhehlten sich nicht, daß sie, bei ihrer geringeren Zahl, es nur der großen Geschicklichkeit ihrer Steuerleute und Ruderer zu verdanken gehabt hätten, daß sie nicht besiegt worden wären. Auch war gewiß, daß sich die Zahl der Streiter ihrer Feinde aus der Zahl der Schaulustigen aus Berlin noch erheblich vermehren würde. Sie entschlossen sich also, einen Sukkurs aus dem städtischen Kämmereidorfe Staaken nebst den zur Stadt gehörigen Weinbergen, und was sie sonst noch aufzutreiben wußten, herbeiholen zu lassen.

Die Anzahl der Berliner war, wie Leuthinger versichert, über 1 500 Mann. Die Spandower dagegen waren höchstens 800 Mann.

 

Video: „Die Seeschlacht an der Malche“ aus der Sendung „Heimatjournal“ vom 01.01.2011

Die Berliner zogen sich darauf durch den Wald, die Jungfernheide, nach Berlin zurück, und die Spandower hatten die Freude, daß ihnen der Kurfürst sagte: "Kinder, ihr habt euch brav geschlagen!"

Theodor Fontane