So 12.03.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Der Garten der Liebermann-Villa am Wannsee
Die Liebermann-Villa am Wannsee ist das ehemalige Sommerhaus des Malers Max Liebermann und verzaubert mit seinem denkmalgeschützten Garten.
Die Entstehung des Liebermann-Gartens
Max Liebermann schuf auf einem der letzten Wassergrundstücken am Wannsee ein Idyll und Rückzugsort für die ganze Familie. Mit Bedacht und der Hilfe des Gartenreformers Alfred Lichtwark gestaltete er auch sich selbst für seine Kunst einen Inspirationsraum. Zwischen 1910 und 1934 entstanden in diesem Garten über 200 Ölgemälde und etliche Arbeiten auf Papier, die den Garten in voller Pracht darstellen.
Verschiedene Gartenräume
Sven Lieberenz ist der einzige fest angestellte Gärtner in der Liebermann-Villa am Wannsee. Gemeinsam mit 30 ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen hält er den Garten in Schuss!
Im Garten der Liebermann-Villa mischen sich Nutz- und Gemüsegarten mit Blumenbeeten und Rabatten. Die Blumenterrasse wird im Frühling Gelb und Blau mit Stiefmütterchen bepflanzt. Mit diesen Komplementärfarben wird deutlich, dass es sich um einen Garten eines Künstlers handelt, der auch auf Farbe bedacht war.
Im Herbst bring Gärtner Sven Lieberenz eine 5 cm dicke Schicht aus Pferdemist auf die Gemüsebeete aus. Im März wird der Pferdemist mit dem Spaten untergegraben oder mit der Fräse untergefräst. Die Beete werden mit Bohnen, Kohlrabi, Kohl und Salat bepflanzt. Das starke Düngen und intensive Umgraben im Garten der Liebermann-Villa ist notwendig, weil um das Gelände herum viele alte Eichen mit dichtem Wurzelwerk wachsen.
Auch zu Liebermanns Zeiten wurde der Nutzgarten nach dem Vorbild norddeutscher Bauerngärten angelegt. Das ist noch heute so.
Der Garten am See
Seeseitig befindet sich das Birkenwäldchen und die Frühlingswiese. Das abfallende Gelände wurde terrassiert und bietet einen freien Blick auf den Wannsee. Zwischen Blumenterrasse und See befindet sich eine große Wiese mit vielen Frühblühern ab März. Das Birkenwäldchen auf der Südseite der Wiese blieb auf Wunsch Liebermanns erhalten. Die Birken wurden vor 20 Jahren nach Bildern und Fotos erneuert und genau wieder an den Platz gesetzt, wo sie standen. 80.000 Frühblüher wurden auf der Wiese unter den Birken gepflanzt: Schneeglöckchen, Krokusse, Schachbrettblumen und Märzenbecher.
Ein weiteres Highlight sind die drei Heckengärten – damals ein wichtiges Instrument der Gartenreformer. Die Heckengärten sind von Max Liebermann als drei Räume im Freien gestaltet worden. Im ersten, dem Lindenkarree, ist es grün, im zweiten kommt die Farbe im ovalen Garten dazu, im dritten der Duft, es ist der Rosengarten. Die Rosen werden als Anpassung an den Klimawandel in modernen Sorten, aber nach altem Vorbild ersetzt. Die Bewässerung wurde im ganzen Garten als Tröpfchenbewässerung neu installiert.
Bewahrung des Gartens
Das Grundstück mitsamt Garten und Villa kam durch Zwangsverkauf im Juni 1940 in die Hände der Deutschen Reichspost. Dadurch wurde auch Liebermanns Garten fast völlig zerstört und mit der benachbarten Villa Hamspohn zusammengelegt. Erst 2002, mit der Gründung der Max-Liebermann-Gesellschaft begannen die Wiederherstellungsmaßnahmen. Dabei fand man noch originale Substanz, wie Stützmauern und Treppen, die Lindenhecke im Vorgarten und Reste der Hainbuchenhecke. Mit Hilfe historischer Fotografien, Briefe, Plänen und der Gemälde Max Liebermanns konnte die ursprüngliche Gartenanlage in vier Bauabschnitten ab 2004 bis 2014 originalgetreu wiederhergestellt werden und kann heute besichtigt werden.
Ein Beitrag von JV und Horst Mager mit Material von der Liebermann-Villa.