So 07.07.2024 | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Die Pfaueninsel: Ein Kleinod im Südwesten Berlins
Die rund 1,5 Kilometer lange und 0,5 Kilometer breite Pfaueninsel gehört durch ihren märchenhaften Charakter zu den beliebtesten Ausflugszielen Berlins. Sie hat sich im Laufe der Jahrhunderte von einer unbewohnten, bewaldeten Insel zu einem bedeutenden kulturellen und historischen Ort entwickelt. Dabei spiegelt sie die Veränderungen in der Landschaftsgestaltung und die romantische Ästhetik des 18. und 19. Jahrhunderts wider und ist heute ein wichtiges Natur- und Kulturerbe.
Die Pfaueninsel: Geschichte
Ursprünglich trug die Pfaueninsel den Namen Kaninchenwerder, da Friedrich Wilhelm I. auf der Insel eine Kaninchenzucht betrieb. Als dann König Friedrich Wilhelm II. von Preußen 1793 ein romantisches Lustschloss für seine Geliebte Wilhelmine Enke, die spätere Gräfin von Lichtenau, erbauen ließ, erhielt die Insel einen neuen Stellenwert. Das Schloss wurde im Stil einer Ruine gebaut, um dem romantischen Geschmack der Zeit zu entsprechen.
Unter König Friedrich Wilhelm III. wurde die Insel weiter ausgebaut. Peter Joseph Lenné, der bekannte preußische Gartenkünstler, gestaltete die Insel in einen Landschaftsgarten um. Exotische Pflanzen und Tiere hielt Einzug, darunter auch Pfauen, die der Insel ihren Namen gaben. Ein Palmenhaus und verschiedene Tiergehege wurden errichtet, um die botanische und zoologische Sammlung zu erweitern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Insel zunächst, da sie in der Nähe der Berliner Mauer lag und schwer zugänglich war. 1979 wurde sie zum Naturschutzgebiet erklärt. Dies half, die einzigartige Flora und Fauna der Insel zu erhalten.
Auch die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes, als Teil der Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin, gab der Insel einen Bekanntheitsschub. Heute ist sie ein beliebtes Ausflugsziel für Berliner und Touristen. Die historische Landschaft und die Gebäude werden von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg gepflegt und erhalten.
Die Pfaueninsel: Verschiedene Gartenräume
Die Pfaueninsel ist ein bemerkenswertes Beispiel für Landschaftsarchitektur und Gartenkunst. Sie ist in verschiedene Gartenräume und thematische Bereiche unterteilt, die ein harmonisches Zusammenspiel von Natur und gestalteter Landschaft zeigen.
Schloss Pfaueninsel
Das romantische Schloss im Stil einer Ruine bildet das Zentrum der Insel. Der umgebende Garten ist im englischen Landschaftsstil gestaltet, mit sanft geschwungenen Wegen, Wiesen und Baumgruppen. Der Schlosshof stellt ein kleiner, intimer Bereich direkt vor dem Schloss dar, der mit Blumenbeeten und Ziersträuchern versehen ist.
Landschaftsgarten
Ein Netz von geschwungenen Wegen durchzieht die Insel und führt die Besucher durch verschiedene Landschaftsszenen und Gartenräume. Typisch für den englischen Landschaftsgarten sind weite Wiesenflächen, die von locker gruppierten Bäumen umrahmt werden. Diese schaffen ein Gefühl von Weite und Natürlichkeit.
Rosengarten
Ein spezieller Bereich ist dem Rosengarten gewidmet, der durch seine geometrische Anordnung und die Vielfalt historischer Rosensorten besticht. Er bietet eine duftende und farbenfrohe Oase.
Das Palmenhaus
Das Palmenhaus ist ein beeindruckendes Glashaus, das ursprünglich exotische Pflanzen und Palmen beherbergte. Es diente einst dazu, exotische Pflanzen in Preußen zu kultivieren. Rund um das Palmenhaus und an verschiedenen Stellen der Insel finden sich diese exotischen Gehölze wieder.
Tiere
Die namensgebenden Pfauen sind frei auf der Insel unterwegs, aber es gibt auch spezielle Gehege für andere Vogelarten. Diese Volieren sind so gestaltet, dass sie sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Im Sommer dient die Pfaueninsel vier Wasserbüffeln als Domizil, die den Gärtnern beim Mähen der Feuchtwiesen helfen.
Wasser und Wald
Kleine Teiche und künstliche Wasserläufe sind in die Landschaft integriert und tragen zur romantischen Stimmung bei. Malerische Brücken überspannen die Wasserläufe und verbinden die verschiedenen Gartenräume miteinander. Teile der Insel sind von Wald bedeckt, der naturnah belassen ist und einen Kontrast zu den gestalteten Gartenbereichen bildet.
Die Pfaueninsel als Filmkulisse
Die Pfaueninsel diente oft schon als Kulisse für mehrere Filme, besonders in den 1960er Jahren. Bekannt sind hier die Edgar-Wallace-Filme, die zwischen 1962 und 1966 dort gedreht wurden, etwa "Die Tür mit den sieben Schlössern", "Der Mönch mit der Peitsche", "Der Hund von Blackwood Castle", "Der Gorilla von Soho" und "Neues vom Hexer". Diese Filme nutzten die romantische und leicht mystische Atmosphäre der Insel, um die düstere Stimmung ihrer Geschichten zu unterstreichen.
Überfahrt zur Pfaueninsel
Die Pfaueninsel ist ein beliebtes Ausflugsziel, das durch eine kurze Fährfahrt über die Havel gut erreichbar ist und einen idyllischen Rückzugsort inmitten der Natur bietet. Vom Fähranleger an der Pfaueninselchaussee legt die Fähre ab. Wegen der geschützten Flora und Fauna sind Hunde und Fahrräder auf der Insel nicht erlaubt.
Ein Beitrag von JV