Interview | Fotoausstellung zur Roten Armee - "Solche Bilder hatte ich noch nie gesehen"

Mo 24.03.25 | 11:00 Uhr
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Auf eigenen Beinen zum Verbandswechsel und zu- rück zur Truppe. In der Nähe der Seelower Höhen, April 1945 (Quelle: Valery Faminsky / Privatsammlung Arthur Bondar)
Valery Faminsky / Privatsammlung Arthur Bondar
Fotografien von Valery Faminsky im Schloss Neuhardenberg

Fotografien von Valery Faminsky im Schloss Neuhardenberg

Fotografien von Valery Faminsky im Schloss Neuhardenberg Fotografien von Valery Faminsky im Schloss Neuhardenberg6 Min
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Video: rbb Kultur - das Magazin | 22.03.2025 | Jannis Byell | Bild: Valery Faminsky / Privatsammlung Arthur Bondar

Vor ein paar Jahren entdeckte der Fotograf Arthur Bondar wohl heimlich aufgenommene Fotos, die den Vormarsch der Roten Armee 1945 dokumentieren. Diese Fotos werden nun erstmals auf Schloss Neuhardenberg ausgestellt.

Der ukrainische Fotograf Arthur Bondar entdeckt zufällig bislang unveröffentlichte Fotos vom Vormarsch der Roten Armee 1945 in Brandenburg und Berlin. Aufgenommen hatte sie der russische Armee-Fotograf Valery Faminsky, der den Auftrag hatte, den Vormarsch der Roten Armee zu dokumentieren.

Heimlich hielt Faminsky dabei auch fest, welches Leid der Krieg auf beiden Seiten anrichtet. Bei den Seelower Höhen (Märkisch-Oderland) hat Arthur Bondar mit dem rbb darüber gesprochen. Dort gab es die größte Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden.

rbb|24: Arthur Bondar, wie fühlt es sich an, hier auf den Seelower Höhen zu sein, die Sie bisher nur von den Fotos von Valery Faminsky kannten?

Arthur Bondar: Ich finde es sehr wichtig, hier zu sein, denn der Ort ist von großer historischer Bedeutung. Besonders für mich als Fotograf ist es sehr wichtig, auch an die Orte zu gehen, die ich nur von Bildern her kenne. Nun die Landschaft zu betrachten, die Faminsky 1945 fotografiert hat, fühlt sich ein bisschen an wie eine Zeitreise. Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass das hier wirklich alles passiert ist.

Aufnahmen dieser Art passten nicht zur Propaganda der Sowjets. Faminsky wollte aber alles zeigen. Seine Waffe war die Kamera. Und so fotografierte er die schreckliche Realität des Krieges.

Arthur Bondar

Erkennen Sie irgendetwas von den Fotos wieder?

Solche Landschaften ähneln sich ja immer in gewisser Weise. Noch dazu sieht es hier heute ganz anders aus als früher. Wenn ich mir die Landschaft anschaue, verstehe ich die Bedeutung dieses Ortes und bin froh, dass Valery Faminsky so viele Bilder davon gemacht hat.

Wie sind Sie auf die Fotos von Valery Faminsky gestoßen?

Ich habe die Bilder auf einer russischen Webseite gefunden, auf der jemand Fotos vom Zweiten Weltkrieg angeboten hat. Das hat mein Interesse geweckt, denn in meiner Vorstellung war alles, was es dazu zu entdecken gab, bereits entdeckt.

Zur Person

Porträt Arthur Bondar (Quelle: Oksana Yushko)
Oksana Yushko

Arthur Bondar, geboren 1983 in der Ukraine ist Fotograf, visueller Künstler und Sammler. Er arbeitet an Dokumentar- und Kunstprojekten, die sich mit historischen Ereignissen, sowie kollektiven und privaten Erinnerungen beschäftigen. Bondar studierte in New York und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

Seine Werke wurden in renommierten Magazinen und Zeitungen wie "Time", "The New Yorker" und "The Wall Street Journal" veröffentlicht und weltweit in Ausstellungen und Installationen gezeigt. Er ist Gründer der Sammlung WWII/ABC, die mehr als 15.000 historische Fotografien und Objekte aus dem Zweiten Weltkrieg umfasst.

Was dachten Sie, als Sie die Bilder zum ersten Mal gesehen haben?

Zuallererst googelte ich Faminsky, fand jedoch nichts zu ihm. Das hat mich stutzig gemacht. Anhand der Art und Weise wie die Fotos aufbewahrt wurden, verstand ich jedoch sofort, dass hier jemand die Absicht hatte, die Fotos zu erhalten. Und womöglich hoffte, dass sie jemand findet. Als ich mir dann die Bilder angesehen habe, wusste ich sofort, dass ich so etwas noch nie gesehen hatte, in keiner Ausstellung, in keinem Buch.

Was ist so speziell an diesen Fotos?

Sobald man diese Fotos sieht, spürt man regelrecht den humanistischen Anspruch, den Faminsky hatte. Er fotografierte eben nicht nur verwundete sowjetische Soldaten, sondern auch die unter dem Krieg leidende deutsche Zivilbevölkerung. Gewissermaßen zeigt er die ganze Tragödie des Krieges, dass Leid auf beiden Seiten herrscht.

Welche Bedeutung haben die Bilder für Sie persönlich?

In gewisser Weise stellt ihr Fund im Sommer 2016 den Beginn meiner Karriere dar. Danach begann ich, überall auf der Welt solche historischen Objekte zu sammeln. Zweitens spüre ich die historische Verantwortung, diese Bilder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, sie gefunden zu haben und mit der Welt teilen zu können.

Durfte Faminsky eigentlich solche Fotos machen? Oder hat er sie heimlich gemacht?

Faminsky wurde als Kriegsfotograf an die Front geschickt und hat im Zuge seines Auftrags auch diese ungeschönten Eindrücke festgehalten. Er muss sie heimlich gemacht haben, denn Aufnahmen dieser Art passten nicht zur Propaganda der Sowjets. Faminsky wollte aber alles zeigen. Seine Waffe war die Kamera. Und so fotografierte er die schreckliche Realität des Krieges.

Panzerbrigaden während einer kurzen Pause. See- lower Höhen, April 1945 (Quelle: Valery Faminsky / Privatsammlung Arthur Bondar)
Panzerbrigade-Soldaten während einer Pause, Seelower Höhen 1945.Bild: Valery Faminsky / Privatsammlung Arthur Bondar

Was passierte danach mit ihm?

Nach dem Krieg wurde er nutzlos, genau wie die anderen. Der Staat wollte sich seiner entledigen. Man vergaß ihn irgendwann und mit ihm auch seine Bilder.

Sie sind auch Fotograf. Hat Faminsky ihre eigene Arbeit beeinflusst?

Mir persönlich ist es immer wichtig, ein Ereignis von zwei Seiten her zu betrachten. Faminsky zeigt uns eine Seite des Krieges, die man nicht so häufig zu Gesicht bekommt. Er zeigt den echten Schmerz der Menschen. In gewisser Weise hat er mich genau darin bestärkt: immer beide Seiten im Blick zu behalten. Das gilt vor allem für den Krieg, wo man oftmals nur die glorifizierte, geschönte Version zu Gesicht bekommt. Selten aber die hässliche, echte Seite. Durch diese Bilder können wir uns an die Geschichte erinnern und sind aufgefordert, daraus zu lernen.

Ausstellung

Was soll die Ausstellung bewirken?

Mir ist es wichtig zu zeigen, dass sich Krieg ganz unterschiedlich betrachten lässt. Wir haben deshalb auch eine Webseite eröffnet, in der man Krieg aus verschiedenen Perspektiven erleben kann. Wie haben die Sowjets den Krieg gesehen? Und wie die Deutschen? Dadurch hält man Geschichte gewissermaßen lebendig.

Schließlich wollen wir Faminskys Hauptmessage verbreiten. Mit dem Leid, das er zeigt, sagt er uns, dass es auf der Welt keinen Platz für Krieg geben sollte.

Warum ist jetzt der richtige Moment, diese Ausstellung zu machen?

Ich denke, dass es nie zu spät ist, an Krieg zu erinnern. Daran wie schlimm er ist. Leider hat das heute eine noch größere Relevanz als früher, weil überall auf der Welt Krieg herrscht. Indem wir nun diese Bilder öffentlich zugänglich machen, können wir uns auf eine neue Art an die Vergangenheit erinnern. Und hoffentlich daraus lernen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Arthur Bondar führte Jannis Byell. Redaktionelle Bearbeitung für rbb|24: Hendrik Matter

Sendung: rbbKultur – das Magazin, 22.03.2025, 18:30 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    Genau so ist es, leider.
    Ich bin erst 70 und habe es nicht selbst erlebt. Meine Großeltern und Urgroßeltern in Manchnow jedoch. Aber auch hier waren die Russen / Sowjetarmee noch bis vor 32 Jahren.
    Ich wünschte alle, auch die Nachfahren, hätten daraus gelernt.

  2. 19.

    Beide Seiten im Krieg zu zeigen, ist wichtig.
    Aber müssen es gerade jetzt Fotos der Russenarmee sein, die den "armen" deutschen Zivilisten Schaden bringen?
    Wieso nicht andersherum? Oder Bilder aus dem sog. Spanischen Bürgerkrieg?
    Ich kann mich eines gewissen Propaganda-Willens des Ausstellungsmachers nicht erwehren.

  3. 18.

    Genau diese Bilder sehe ich noch heute vor mirB. klosterlausnitz. Habe ich nie vergessen ,als die Rote Armee bei uns einzog. In kleinen Pferdewagen ,ausgemerkelt und kaputt vom Krieg . An den Füßen Papier mit Strick festgebunden. . Die Amise dagegen die noch Tage vorher im Ort waren, den hat man nicht angesehen, das sie im Krieg waren.

  4. 17.
    Antwort auf [Herrlich] vom 25.03.2025 um 16:09

    Geschichte wiederholt sich. Wieder lässt man einen Aggressor mächtig werden der seine Landsleute unterdrückt, seine Nachbarn überfällt, einen Völkermord begeht und den man mit Appeasement Politik besänftigen will.

    „Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. “

  5. 16.

    Das mit dem Pauschalisieren stimmt, immerhin wollen 70 % keine Neofaschisten. Kriege aber entstehen anders, fragen sie mal den Krah von den Neofaschisten mit seiner SS Verharmlosung und anderen Entgleisungen.

  6. 14.

    Zumindest du hast es definitiv nicht begriffen. Oder du bist bereits taub und hörst nicht mehr die täglichen Atontod-Drohungen der üblichen Kreml-Schergen.

  7. 13.

    Werde bitte mal Wach! Die Politiker welche jetzt aufrüsten haben es versucht durch Jahrzehnte der Abrüstung den Frieden zu sichern.
    Und klein KGB Putler dankt es uns mit täglichen Angriffen auf Infrastruktur politischer Fehlinformation, dem Angriff auf die Ukraine usw.
    Nur Stärke verhindert schlimmeres.
    Mein Rat, besiege deine Ängste und plapper nicht die Despoten Narrative nach!!
    Wenn der böse Westen Russland hätte vernichten wollen, hätte man das in den 90 er Jahren machen können.
    Ist nicht geschehen und warum nicht?
    Weil wir die Freiheit garantieren.
    In Russland sitzt ein kranker Mörder an der Macht umgeben mit Mafiastrukturen.
    So einer Type willst du vertrauen?
    Siehst doch wie es der Ukraine ergeht.

  8. 12.

    Nein, das bedeutet sie nicht. Höchstens für deutschen Hasenfüße.

  9. 11.

    Aufrüstung zur Abschreckung bedeutet auch die grosse Gefahr
    des 3.WK.Eine Abschreckung im Atomzeitalter ist am Ende
    eine Wunschvorstellung.Frieden bedeutet Leben und Krieg
    bedeutet Tod.Ob gerade wir Deutschen das jemals begreifen
    werden glaube ich angesichts der Geschichtsvergessenheit nicht
    mehr.Ich bin Jahrgang 1934 !

  10. 10.

    Ehemalige DDR-Bürger sehen das nach 35 Jahren Freiheit, Wohlstand und Sicherheit etwas anders. Die wollen gern wieder als Knecht leben.

  11. 9.

    Abschreckung durch Aufrüstung war seit dem 2. Weltkrieg der Garant für einen zwar gefährdeten, aber dauerhaften Frieden zwischen den Blöcken. Mit diesem skrupellosen Aggressor im Osten haben wir einen Anlass unsere Freiheit zu verspielen, rüsten wir nicht auf. Militärische Stärke ist die einzige Antwort, die Putin versteht. Leider.

  12. 8.

    Aufrüstung zur Abschreckung und wenn es sein muss zur Verteidigung bedeutet Frieden...

  13. 7.

    Doch, sind wir.

    Nur Russland mordet, plündert, schändet, vergewaltigt. Das ist ihnen unangenehm. Aber anstatt dies einzusehen, erfinden sie lieber Märchen oder plappern Märchen nach, um sich nicht den Realitäten stellen zu müssen.

  14. 6.

    Diese Ausstellung sollte Pflichtprogramm sein für unsere Politiker, die Deutschland kriegstüchtig machen wollen. Was für eine schreckliche Vorstellung!!! Wir sind nicht die Guten in der gegenwärtigen Kriegshysterie. Und Schulklassen müssten sich die Fotos anschauen um zu verstehen, was Krieg heißt.

  15. 5.

    Erinnert mich an aktuelle Bilder aus der Ukraine... Furchtbar aktuell, wieder!

  16. 4.

    Puh.... ganz schwer auszuhalten... Danke für den Beitrag und danke Arthur Bondar und Valery Faminsky... "Menschen werden leiden"........ sehenden Auges rennen wir wieder einmal in die rotierende Kettensäge und wissen doch, was passiert. Menschen werden leiden.

  17. 3.

    Diese Bilder sollten sich doch mal die Leute anschauen die da am Samstag aufmaschiert sind. Nichts ist wichtiger auf dieser Welt als Frieden für die Menschheit.

  18. 2.
    Antwort auf [Neuer] vom 24.03.2025 um 12:36

    Oder Putin dem Friedensengel, damit er schnell und standhaft alte Verhältnisse wiederherstellen.

  19. 1.

    Vielen Dank für diesen beeindruckenden Beitrag. Es tut den Menschen in Deutschland gut sich auf das Vergangene zu besinnen. Etwas Demut in diesen Zeiten ist wünschenswert. Frieden ist kein Selbstverständnis.