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Podcast | Musikserie - Johann Sebastian Bach

So wie viele Kinder ihre Liebe zur Oper durch Mozarts völlig überdrehte und doch rätselhaft weltweise "Zauberflöte" entdeckten, gibt es für die meisten, denen klassische Musik nicht völlig gleichgültig ist, ein Bach-Erlebnis. Selbst der "dirty poet" Charles Bukowski bedauerte, dass die Jugend eher dem Baseballstar Willie Mae als Johann Sebastian Bach zujubelte: "Wenn man lange genug Bach gehört hatte, wollte man nichts anderes mehr hören." Vielen ist es ähnlich ergangen. Leuchten wir also auf rbbKultur ein wenig in Bachs Kosmos hinein. 26 Folgen sind sicher nicht genug.

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Musikserie - Meer sollte er heißen!

Für Bachs universelle Wirkung spricht, dass er heute kaum polarisiert: Seine Musik berührt durch alle Generationen, er wird geliebt und bewundert. "Hören, spielen, lieben, verehren und ‒ das Maul halten!", so brachte es der Hobbygeiger Albert Einstein auf den Punkt. An die aufmüpfige Pointe hat sich freilich niemand gehalten: Alle (Nach-)Welt hat sich zu Bach geäußert, wobei die meisten Zitate, die in dieser Ouvertüre zur Bach-Serie auftauchen, etwas aussagen über das künstlerische Wunder, aber auch den menschlichen Kern von Bachs Musik. Und Beethoven hatte schon recht: "Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen!"

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Musikserie - Musik-Anschauung 1 ‒ Goldberg oder Therapie gegen die Schlaflosigkeit (2)

Bachs Goldberg-Variationen spielen eine wichtige Rolle für die Vorstellung von musikalischer Komplexität und emotionaler Vielfalt, die man stets mit Bachs Musik verband. Die Aufnahme des exzentrischen Glenn Gould löste eine moderne Bach-Renaissance aus, Schriftsteller wie Thomas Bernhard oder zuletzt Leon de Winter demonstrieren an den Goldberg-Variationen Form und Macht der Musik. Dabei spielt der hoch talentierte, aber früh verstorbene Johann Gottlieb Goldberg in Bachs Biografie eine eher undankbare Nebenrolle: Um seinem Dienstherrn die Schlaflosigkeit zu vertreiben, musste Goldberg ihm (so die Anekdote) allnächtlich Bachs monumentale Variationen vorspielen ‒ über den Erfolg der Therapie ist nichts bekannt.
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Musikserie - Die musicalisch-Bachische Dynastie (3)

Mit fünfzig Jahren hat Johann Sebastian Bach, nicht ohne dynastischen Stolz, eine Chronologie seiner Musikerverwandten niedergeschrieben, die er die „musicalisch-Bachische Familie“ nannte. Er selbst firmiert hier als „No. 24“, während „No. 1. Vitus Bach, ein Weißbecker in Ungern“ ist. Vor religiöser Verfolgung floh er aus Ungarn nach Thüringen, woher die „Bäche“ wohl ursprünglich stammen. Städtische und fürstliche Kultur, der verheerende Dreißigjährige Krieg und der Wiederaufstieg des Musikerberufs im politisch zersplitterten Deutschland des 17. Jahrhunderts prägte das Leben der Vorfahren, dessen Werke Bach im „Altbachischen Archiv“ respektvoll sammelte und als Fundament eigener Bemühungen nutzte.
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Musikserie - Im Schatten der Wartburg (4)

Sein Leben lang, auch in Leipzig, blieb Bach Bürger seiner Geburtsstadt Eisenach und bezeichnete sich als „Isenacus“ ‒ nicht untypisch für einen Bürger der stolzen Stadt, die kurz nach Luthers Aufenthalt auf der Wartburg protestantisch wurde. An Bachs Geburtstag am 21. März 1685 galt in evangelischen Gegenden noch der julianische Kalender, während man andernorts schon den 31. März notierte. Johann Sebastian war der Benjamin im Musikerhaushalt von Ambrosius und Elisabeth Bach, hier flossen bürgerlicher Alltag, musikalische Qualität und religiöse Praxis zusammen. Mit knapp zehn Jahren wurde Bach Waise und kam in die Obhut eines älteren Bruders. Damit begann seine Musikleidenschaft, die er während der Lehrzeit und der ersten Anstellung in Arnstadt entwickelte.
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Musikserie - Musik-Anschauung 2 ‒ Passacaglia in c oder Die gigantische Faust (5)

„In der Orgel ‒ ‒ wer gleicht ihm? wer war ihm je zu vergleichen? ‒ Seine Faust war gigantisch.“ Der Dichter und Musikfachmann Christian Friedrich Daniel Schubart hat Bach nicht mehr erlebt, aber vor allem der Ruf des Orgelvirtuosen und Orgelbauexperten ging Bach weithin voraus, als seine übrige Musik noch regionales Interesse erweckte. Die meisten von Bachs populären Orgelstücken stammen aus seiner ersten Lebenshälfte in Thüringen ‒ darunter Passacaglia und Fuge c-Moll, eine grandiose Übung in struktureller Gebundenheit und Freiheit.
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Musikserie - Ein strebsamer Schüler (6)

Nach dem Tod der Eltern wurde der zehnjährige Johann Sebastian vom sozialen Netzwerk der Familie aufgefangen: Der ältere Bruder Johann Christoph Bach nahm ihn in sein Haus im thüringischen Ohrdruf auf und schickte ihn aufs Lyceum. Als das Geld fehlte, machte Sebastian seinen Schulabschluss in Lüneburg ‒ im Gegensatz zu den meisten Verwandten war er damit für die akademische Laufbahn gerüstet. Auch wenn damals die Orgel klar ins Zentrum seines Interesses rückte, war auch der Grund für den „gelehrten“ Musiker Bach gelegt.
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Musikserie - Erste Früchte des Fleißes – Organist in Arnstadt (7)

Der Nachruf auf Johann Sebastian Bach hält fest, dass er als Organist in Arnstadt, der ältesten Stadt Thüringens, „die ersten Früchte des Fleisses in der Kunst des Orgelspielens, und in der Composition“ geerntet habe. Allerdings konnten man den jungen Tastenvirtuosen auch zum ersten Mal als renitenten Untergebenen erleben: Verbürgt ist eine Schlägerei mit Musikerkollegen, die selbstbewusste Weigerung mit dem (schlechten) Schulchor zu musizieren und eine provokante Urlaubsüberschreitung ‒ nur um den berühmten Buxtehude in Lübeck zu erleben.
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Musikserie - Musik-Anschauung 3 ‒ „Geschwinde, ihr wirbelnden Winde“ oder Warum Bach keine O

Man kann annehmen, dass der junge Bach bei seinen Besuchen in Hamburg von Lüneburg und Lübeck aus auch bei der Oper am Gänsemarkt vorbeischaute, wo der Kollege Händel sein Handwerkszeug erlernte. Dennoch gehört das Musiktheater zu den wenigen Musikgenres, die Bach nicht bediente ‒ was ihn von vielen Zeitgenossen unterschied. Sicher war Mangel an Gelegenheit ein Grund dafür: Das Leipziger Opernhaus hatte kurz vor Bachs Ankunft an der Pleiße Bankrott erklärt, und für die Dresdner Oper kam ein Kantor kaum in Frage. Andererseits finden sich musikdramatische Elemente in vielen von Bachs Kantaten. Ein Beispiel ist der 1729 uraufgeführte Streit zwischen Phoebus und Pan (nach Ovids Metamorphosen), wo Argumente für und wider den Opernkomponisten Bach gebündelt erscheinen.
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Musikserie - Lakai, Organist, Kammermusiker, Konzertmeister ‒ Bach in Weimar (9)

In seinen ersten Berufsjahren hat sich Bach am längsten in Weimar aufgehalten. Nach einem kurzen Aufenthalt als Lakai und Violinist ließ er sich 1708, gut sechs Jahrzehnte vor Goethe, in der Herzogstadt an der Ilm nieder, wo er bis zu seiner „unehrenhaften“ Entlassung im Dezember 1717 weilte. In Weimar begann Bach sein regelmäßiges Kantatenschaffen, hier beschäftigte er sich mit Vivaldis modernen Solokonzerten ‒ und wurde zum vielfachen Familienvater. Es waren die entscheidenden Jahre für Bachs Ausbildung zum Universalmusiker und seine Positionierung in der Gesellschaft des frühen 18. Jahrhunderts.
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Musikserie - Köthener Orchesterpracht (10)

Zwar hatte Bach für den reformierten Hof des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen keine geistliche Musik zu komponieren. Dafür fiel sein instrumentales Schaffen umso reicher aus, wobei er den exzellenten Solisten der herzoglichen Kapelle einiges zumutete. Die Brandenburgischen Konzerte und etliche Solokonzerte, aber auch Cembalo- und Kammermusik hat der Hofkapellmeister Bach in der anhaltischen Residenz in reicher Zahl komponiert. So schuf er einen instrumentalen Grundstock, auf den er in den arbeitsreichen Leipziger Jahren immer wieder zurückgriff.
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Musikserie - Musik-Anschauung 4 ‒ Brandenburg oder Die Kunst des tönenden Herrscherlobs (11)

Die sechs Brandenburgischen Konzerte gehören, neben dem Musicalischen Opfer für Friedrich II., zu den Zyklen Bachs, die einem lebenden Herrscher gewidmet waren ‒ in diesem Fall dem musikkundigen Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg. Da aber die Widmung an hochwohlgeborene Persönlichkeiten in feudalen Zeiten mehr bedeutete als ein unverbindliches Präsent, arbeitete Bach in jedes Konzert einen Aspekt des „idealen“ Fürsten hinein: von der Jagdleidenschaft im ersten über Ruhm, Gottesfurcht und Kriegsführung bis zu Tod und Trauer im letzten Konzert. So sind die Sechs Konzerte für verschiedene Instrumente, wie sie eigentlich heißen, nicht nur grandiose Musik für virtuose Musiker, sondern eine schmeichelhafte Allegorie auf den Adressaten.
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Musikserie - Bach auf Reisen (12)

Bachs Reisekilometer wirken im Nachhinein bescheiden. Seine äußersten Ziele im Norden (Lübeck) und Süden (Karlsbad) lagen rund 500 km, die Extrempunkte im Westen (Kassel) und Osten (Berlin bzw. Dresden) nur 350 km auseinander ‒ Entfernungen, über die der reiselustige Zeitgenosse Händel mitleidig gelächelt hätten. Da zeigte sich, dass Bach eben kein Opernunternehmer war, der seine Sänger von weither engagieren musste, sondern vor allem ein Orgelfachmann, der Expertisen über Instrumente abgab. Allerdings gab es auch Reisen, die Bach von einer anderen Seite zeigen: die Pilgerfahrt des Zwanzigjährigen zu Dietrich Buxtehude nach Lübeck etwa, den Ausflug nach Dresden zum verpassten Cembaloduell mit Louis Marchand, die beiden Sommerfrischen mit dem Fürsten Leopold in Karlsbad oder die Reise an den Hof Friedrichs II. in Potsdam, vor dem Bach auf dem Cembalo improvisierte.
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Musikserie - Kantor an St. Thomas ‒ ein Traumjob? (13)

Bachs folgenreichste Reise verlief über eine Strecke von nur 60 Kilometern: Am 22. Mai 1723 traf er mit seinen Kindern und der zweiten Frau Anna Magdalena von Köthen in Leipzig ein, um das prestigereiche Amt des Thomaskantors anzutreten. Obwohl er nach Absagen der Mitbewerber Telemann und Graupner nur „dritte Wahl“ war, stürzte sich Bach gleich in seine unterschiedlichen Amtspflichten und komponierte in den ersten Leipziger Jahren einen Großteil seiner erhaltenen Kirchen¬kantaten. Aber er musste auch lernen, was es hieß, zwischen den Forderungen der Kirche und des städtischen Magistrats seine eigenen Vorstellungen zu behaupten.
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Musikserie - Musik-Anschauung 5 ‒ Die große Passion (14)

Bachs Matthäus-Passion ist vielleicht das am meisten bewunderte und gedeutete Werk der Musikgeschichte: ein ausgedehntes, musikalisch und theologisch hoch ambitioniertes Werk für Doppelchor und Doppelorchester, das erstmals am Karfreitag des Jahres 1727 zu Gehör kam und für spätere Aufführungen von Bach revidiert wurde. Zu den kostbarsten Gütern der Berliner Staatsbibliothek gehört die Handschrift der dritten Fassung von 1736, in der Bach den monumentalen Aufbau der Passion aus Bibeltexten, Chorälen und barocken Betrachtungen in eine kalligrafische, mehrfarbige Gestalt gebracht hat.
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Musikserie - "Lieblicher als tausend Küsse" ‒ Kaffee und andere Leipziger Genüsse (15)

In Bachs "Kaffee-Kantate" BWV 211 preist der Teenager Ließgen den Hochgenuss des Kaffeetrinkens, das im weltoffenen Leipzig viele Anhänger hatte. Bach selbst konzertierte mit seinem Collegium musicum regelmäßig im Kaffeehaus, trank Bier und Branntwein, rauchte und wusste überhaupt die Annehmlichkeiten der Messestadt zu schätzen ‒ auch wenn er mit ihren Einwohnern zuweilen aneinander geriet. Seine Kantate "Vergnügte Pleißenstadt" sang jedenfalls Leipzigs Loblied: "Und dich, geliebter Handelsplaz / Will ich als einen theuren Schatz / In meiner Seele tragen / Und aller Welt von deinem Ruhme sagen."

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Musikserie - Luther und Bach ‒ Der Thomaskantor als Theologe (16)

Mehr als fünfzig theologische Titel enthielt die Bibliothek von Johann Sebastian Bach, darunter gleich zwei Gesamtausgaben der Werke von Martin Luther. Der Reformator gehörte zur theologischen Kernbeschäftigung des Musikers ‒ immerhin hatte Luther die Musik und das Gesangbuch als Instrument der Verkündigung perfektioniert; mehrere Lieder und Choräle stammen von ihm. Bach hat Luthers Aussagen theologisch aktualisiert: in dreizehn Kantaten über Luther-Choräle, aber auch in den Chorälen, die er in seine Passionen eingeflochten hat.
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Musikserie - Musik-Anschauung 6 ‒ Bester Stimmung! oder „Das Wohltemperirte Clavier“ (17)

Weder ein großer „Brocken“ wie die Matthäus-Passion noch die populären Brandenburgischen Konzerte haben den Komponisten Bach nach seinem Tod in Erinnerung gehalten, sondern ein Werk, das eine aufregende Mischung aus pädagogischem „Gradus ad parnassum“ und physikalischem Experiment darstellt. In den beiden Sammlungen des „Wohltemperirten Claviers“ lotet Bach die neuen Möglichkeiten der „gleichschwebend temperierten“ Stimmung auf dem Cembalo mit jeweils 24 Präludien und Fugen in allen Tonarten aus ‒ und offeriert zugleich eine großartige Vielfalt im Umgang mit musikalischer Freiheit und Strenge.
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Musikserie - Kunst und Küche ‒ Frauen um Bach (18)

Von Bachs Familienleben würde man gern mehr wissen als das, was eine fiktive Autobiografie oder ein spröder Film über Anna Magdalena Bach vermitteln. Während von Bachs erster Frau, der Kusine Maria Barbara, nicht einmal die Ursache ihres plötzlichen Todes bekannt ist, weiß man immerhin, dass Anna Magdalena Köthener Kammersängerin war, eine „Liebhaberin der Gärtnerey“ und nach Bachs Tod noch zehn Jahre als „Almosenfrau“ in Leipzig lebte. Welche Rolle Musikerfrauen des frühen 18. Jahrhunderts einnahmen und wie sie das Leben der vielköpfigen Familie im Hause Bach organisierten, darüber soll hier nachgesonnen werden.
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Musikserie - Die Leipziger Gelehrtenrepublik (19)

Bach hat den Wettstreit mit seinen Zeitgenossen nicht nur an der Orgel oder mit seinem ambitionierten Kantaten- und Konzertrepertoire gesucht. Auch musikphilosophische und -ästhetische Debatten hat er ausgefochten. Die berühmteste wurde ausgelöst vom jungen Komponisten und Musikkritiker Johann Adolph Scheibe, der Bachs Musik „ein schwülstiges und verworrenes Wesen“ vorwarf und damit den Thomaskantor tief in seiner Ehre kränkte. Aber auch sonst war Bach eng in die Leipziger Intellektuellen- und Universitätsszene eingebunden, der er als musikalischer Gelehrter auf Augenhöhe begegnete.
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Musikserie - Musik-Anschauung 7 ‒ Ernsthafte Parodien oder Vom Wesen des musikalischen Recyclings

Dass Bach sich mit der gleichen trompetenbeglänzten Arie einmal an die polnische Königin und wenig später im Weihnachts-Oratorium an den „liebsten Heiland“ wendet, hat manche Bach-Verehrer irritiert. Aber die Übertragung rhetorischer Formeln aus dem weltlichen in den geistlichen Bereich war ein völlig legitimes Mittel der Wiederverwertung musikalischer Eintagsfliegen fürs wiederkehrende Kirchenjahr ‒ ebenso wie das Neuarrangement von Konzerten für aktuelle Besetzungen. Ein Blick in die Werkstatt eines viel beschäftigten Genies.

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Musikserie - Der Richard Strauss des 18. Jahrhunderts Bach und die Instrumente seiner Zeit

Bach war der Sohn eines Stadtpfeifers aus dem 17. Jahrhundert, der die meisten Instrumente noch selbst spielen musste. Obwohl Johann Sebastian nachweislich Geige, Bratsche und alle Arten von Tasteninstrumenten beherrschte, interessierte er sich auch für die Spielweise, Klangfarbe und Symbolik aller übrigen Instrumente und kümmerte sich um ihre bauliche Weiterentwicklung. So einmalig die instrumentale Farbigkeit des Bach-Orchesters ist, so sehr hat er seine Musiker auch spieltechnisch gefordert ‒ ein Richard Strauss des 18. Jahrhunderts.
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Musikserie - Die Früchte der späten Jahre (22)

Seit Beginn der 1740er Jahre komponierte Bach, enttäuscht von der mangelnden Anerkennung durch seine Vorgesetzten, kaum mehr neue Kirchenmusik, sondern setzte andere Schwerpunkte: Er sondierte die Musik seiner Vorfahren, kümmerte sich verstärkt um seine Schüler und Kinder, schuf Werke wie das Musicalische Opfer und die Kunst der Fuge, die nicht mehr für ein großes Publikum gedacht waren. Ein Jahr vor seinem Tod erkrankte Bach zum ersten Mal in seinem Leben ernsthaft ‒ vielleicht an einer Zuckerkrankheit, die wohl auch den Ausschlag für seinen Tod am 28. Juli 1750 gab.
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Musikserie - Musik-Anschauung 8 ‒ Dresden ist eine Messe wert (23)

Eine starke und letztlich unerfüllte Sehnsucht des Thomaskantors Bach hieß Dresden. Deshalb nutzte er 1733 nach dem Tod Augusts des Starken die Gunst der Stunde und sandte dem neuen Kurfürsten Kyrie und Gloria einer lateinischen Messe für den katholischen Hof an der Elbe ‒ in der Hoffnung auf ein Amt oder wenigstens einen Titel. Warum er die beiden Sätze gegen Ende seines Lebens zur vollständigen Messe erweiterte, ist unbekannt. Doch dabei entstand eines der großartigsten Kirchenwerke von zeitloser und überkonfessioneller Gültigkeit.

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Musikserie - „Was deutsch und echt“ ‒ Bach als nationales Denkmal (24)

Das Desaster der lückenhaften Überlieferung von Bachs Musik, vor allem auf Grund der Erbteilung unter den Kindern, hatte seit dem 19. Jahrhundert mancherlei Fehleinschätzungen und Mystifizierungen zur Folge. Auch politisch wurde Bach zunehmend eingespannt: erst vom protestantisch geprägten Haus Hohenzollern, später vom NS-Regime und den beiden Staaten des geteilten Deutschlands. Andererseits bescherte die nationale Aufladung dem Komponisten ein starkes Interesse der Forschung und zwei Gesamtausgaben ‒ heute gehört er zu den am besten durchleuchteten Barockkomponisten überhaupt.

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Musikserie - Über die wahre Aufführungspraxis (25)

Schon kurz nach der Wiederaufführung der Matthäus-Passion durch Felix Mendelssohn im Jahr 1829 hat man sich gefragt, welches der richtige Umgang mit historischer Musik sei: die Aufführung im Stil der Zeit oder die Rekonstruktion „verlorengegangener Selbstverständlichkeiten“ wie Verzierungen, das harmonische Aussetzen des Generalbasses oder die Besetzung mit (damals ausgestorbenen) Instrumenten wie Cembalo, Blockflöte oder Gambe. Die zaghaften Versuche historisch korrekter Besetzungen und Spielweisen mündeten nach dem Zweiten Weltkrieg in die machtvolle „Alte-Musik-Bewegung“, die heute selbst wieder vom etablierten Konzertbetrieb aufgesaugt wird.

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Musikserie - Musik-Anschauung 9 ‒ Fantasia contrappuntistica oder Die Kunst der Fuge und ihr

Zu einem Zeitpunkt, als die musikalische Moderne die Wende zur „leichten Melodienmacherey“ propagierte, warf sich Johann Sebastian Bach auf den Inbegriff musikalischer Gelehrtheit: die Fuge. Mit seiner Kunst der Fuge schuf er über einem einzigen Thema einen Kosmos kontrapunktischer Möglichkeiten, der die Nachwelt nachhaltig beeindruckte und zu Weiterentwicklungen anregte. Die aufwändigste ist sicher Ferruccio Busonis Fantasia contrappuntistica, in der sich die Klangwelt des frühen 20. Jahrhunderts direkt in Bachs Werk einschaltet ‒ ein ungewöhnliches Exempel musikalischer Symbiose.

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