Geheimnisvolle Orte - Charité (S3/E02)
Die Charité - eines der bekanntesten deutschen Krankenhäuser, das älteste Berlins. Ihr Ruf begründet sich auf große medizinische Errungenschaften in einer mehr als 300-jährigen Geschichte. Geniale Ärzte und Wissenschaftler wie Rudolf Virchow, Robert Koch oder Emil von Behring haben hier gearbeitet und geforscht. Doch als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kommen, begrüßen die meisten Ärzte der Charité das neue Regime. Im Namen einer hasserfüllten Ideologie werden Ärzte zu Mördern.
In Berlin Mitte, zwischen Hauptbahnhof und Friedrichsstraße, beginnt die Geschichte der Charité: 1710, erst als Pesthaus, dann als Militärlazarett mit Ausbildungsstätte. Viele legendäre Ärzten und Wissenschaftlern wie Rudolf Virchow, Christoph Wilhelm Hufeland oder Robert Koch prägen ihren Ruf. Sie alle haben an der Charité geforscht und gearbeitet. Doch es gibt auch ehemalige Ärzte, auf die die Charité nicht mit Stolz zurückblickt. Wissenschaftler, die zur NS-Zeit Dinge getan haben, die für uns heute ethisch zutiefst verwerflich sind.
In dieser Folge von "Geheimnisvolle Orte" geht es um einen Ort, an dem täglich um Leben und Tod gerungen wird, der aber auch ein Ort tödlicher Irrtümer ist und sogar von Schuld und Verstrickung. Da ist zum Beispiel der Leiter der Psychiatrischen- und Nervenklinik der Charité, Max de Crinis. Der stramme Nationalsozialist war an der Vorbereitung und Durchführung der NS-Krankenmorde beteiligt, gehörte der "Aktion T4" an. Oder der Anatom Hermann Stieve, der mindestens 200 weibliche NS-Hinrichtungsopfer in den Jahren 1933 bis 1945 ohne ihre Einwilligung zu Forschungszwecken sezierte. Eine von ihnen: die 26-jährige, polnische Zwangsarbeiterin Bronislawa Czubakowska. Die große Zahl an Leichen nannte Stieve 1938 stolz "einen Werkstoff, wie ihn kein anderes Institut der Welt besitzt".