Streit um Stellen - Internationales Finanzamt Berlin erzielt Erfolge - und braucht mehr Personal

Fr 28.03.25 | 06:08 Uhr | Von Sebastian Schöbel
  13
Finanzbeamte arbeiten in Berlins Internationalen Finanzamt (Quelle: imago images/Maurizio Gambarini)
imago images/Maurizio Gambarini
Audio: rbb24 Inforadio | 28.03.2025 | Sebastian Schöbel | Bild: imago images/Maurizio Gambarini

Seit Ende 2023 hat Berlin für internationale Steuerangelegenheiten ein eigenes Finanzamt. Die Behörde kann Erfolge verbuchen, bräuchte aber inzwischen mehr Personal. Doch auch in den Berliner Finanzämtern soll gespart werden.

Das neue Finanzamt Berlin International, das sich um ausländische Unternehmen in der Stadt kümmert, kommt weiter voran. Der Betrag an nicht gezahlten Steuern, die das Finanzamt eintreiben muss, ist innerhalb eines Jahres um rund zwei Drittel gesunken. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage der SPD hervor.

Demnach ist die Summe, die ausländische Unternehmen dem Berliner Fiskus schulden, von 153 Millionen auf knapp 51 Millionen Euro gesunken. Das liegt auch daran, dass das Finanzamt Berlin International langsam die angestrebte Personalstärke erreicht: Inzwischen arbeiten dort rund 240 Personen – fast so viele, wie ursprünglich angepeilt. Allerdings ist der Bedarf inzwischen weiter gestiegen, sodass noch immer rund 100 Vollzeitstellen nicht besetzt sind.

SPD-Politiker: Stellen dürfen nicht Haushaltskürzungen zum Opfer fallen

Über alle Finanzämter Berlins hinweg sind aktuell fast 390 Stellen nicht besetzt. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als 475 Stellen frei waren. Und obwohl die Steuereinnahmen weiter gestiegen sind, das Kassensoll also wächst, ist die Summe der Steuerrückstände auf knapp 874 Millionen Euro gesunken, um knapp 30 Millionen Euro. Fast die Hälfte davon kamen bei der Gewerbe- und der Umsatzsteuer zusammen.

"Die Richtung stimmt", sagte der SPD-Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg, der die Anfrage gestellt hat. Allerdings sei es nicht hinnehmbar, dass die Steuerrückstände berlinweit insgesamt bei knapp 874 Millionen Euro liegen. "Wir brauchen jeden Cent, um noch drohende Kürzungen in wichtigen Bereichen zu verhindern", so Schlüsselburg. Er forderte Finanzsenator Stefan Evers (CDU) auf, die unbesetzten Stellen nicht dem Rotstift der Haushaltskürzungen zum Opfer fallen zu lassen. "Das wäre ein unverzeihlicher Fehler." Schlüsselburg regte erneut an, Personal von Steuerberatern abzuwerben.

Widersprüchliche Angaben über Stellenstreichungen

Ein Sprecher der Senatsverwaltungen für Finanzen teilte auf rbb-Nachfrage derweil mit, dass unbesetzte Stellen in den Finanzämtern nicht gestrichen werden sollen. Allerdings geht aus den Haushaltsunterlagen hervor, dass genau das geplant ist: Allein in den Finanzämtern sollen mehr als 130 Stellen, die nicht besetzt werden konnten, entfallen, was Einsparungen von sechs Millionen Euro erbringen soll.

Ein Sprecher der Senatsverwaltungen für Finanzen teilte auf rbb-Nachfrage derweil mit, dass unbesetzte Stellen in den Finanzämtern nicht gestrichen werden sollen. Allerdings hatte Finanzsenator Evers in der Vergangenheit immer wieder angekündigt, dass die Berliner Verwaltung perspektivisch eher mit weniger als mehr Personal auskommen müsse. Dafür soll künftig auch verstärkt Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Allerdings sollen technische Lösungen gemeinsam mit anderen Bundesländern erarbeitet werden, so ein Verwaltungssprecher.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.3.2025, 5 Uhr

Nächster Artikel

13 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 12.

    Wer über ausländische Einkünfte verfügt, die etwas komplexere Sachverhalte als Hintergrund haben (also wenn mehr passiert als ein Job im Ausland), dann ist da in der Regel so viel Geld im Spiel, dass ein-e Steuerberatrr-in locker bezahlt werden kann. Da würde ich mir keine Sorgen machen, wenn es um Steuergestaltung geht. Und ziemlich genau weil der demografische Wandel dazu führt, dass doese Bürojobs nicht mehr alle besetzt werden können, kommt es darauf an, jetzt stark in IT, also gute Digitalisierung stark zu investieren. Das kann es auch für die Bürger-innen leichter machen. Nur: da ist diese schwarze Null ...

  2. 11.
    Antwort auf [Sarah] vom 28.03.2025 um 11:26

    Also das noch mehr sensible Daten gehackt werden können? Schon von der elektronischen Krankenakte gehört? Die wurde schon mehrfach gehackt. Alle meine Ärzte sagten auch, dass ich nicht dazu einwilligen soll. Ärzte haben einen Eid geschworen, dass alles in der Praxis bleibt und geschützt ist. Mit der digitalen Akte ist dies nicht mehr gegeben.
    Also sie wollen noch mehr Daten freigeben?

  3. 10.
    Antwort auf [Sarah] vom 28.03.2025 um 11:26

    Nicht jede Digitalisierung bringt automatisch Arbeitserleichterung. Es kommt schon häufiger vor dass im Digitalen plötzlich zb dieses und jenes Formular/Eingabe etc. nicht funktioniert und niemand weiss was zu tun ist, da irgendein Komma mit Punkt verwechselt wurde oder ähnliches.
    Das Hauptproblem ist die unübersichtliche Gesetzgebung und Ausarbeitung in Form von Verordnungen. Das ist natürlich bei ausländischen Steuern nochmal vielfach komplizierter. So ein Steuerformular kann doch ein normaler Bürger gar nicht mehr einfach so ausfüllen. Egal ob Digital oder Papier. Und am Ganzen hängen ziemlich viele Bürojobs dran.

  4. 9.

    Sehe ich genauso, ist übrigens eine typische Vorgehensweise, um die Wohlhabenden zu schonen, macht USA seit Trump I auch und jetzt noch stärker, denn die Vermögenden können das aussitzen und sparen sich Unmengen an Geld. Hier wird aktiv und bewusst das durch Einstellen von Verfahren und ohne Personalaufbau genauso gemacht. Reicht ja, wenn man automatisch die Lohnsteuern einkassieren kann…da will man die Amigos nicht mit sowas nerven…

  5. 8.

    Es wurde schon mehrfach in Deutschland bewiesen und auch hier berichtet, dass gute Finanzämter deutlich mehr Geld in die Kassen spülen, als sie kosten.
    Wenn dann aber politisch gewollt - ein Schelm wer an Klingel denkt - die guten Strukturen immer ganz schnell zerschossen werden, dann brauchen sich die Finanzminister nicht über fehlendes Geld im Haushalt beklagen.

  6. 7.

    Welche Intelligenzbestie im Senat ist für diese Kalkulation verantwortlich, dass man 6 Mio. einspare wenn das Finanzamt seine Arbeit nicht ordentlich erledigen kann?

  7. 6.

    230 Mitarbeitende haben 102 Millionen Euro eingetrieben. Jetzt sollen über 130 Stellen nicht besetzt werden, damit etwas über 6 Millionen eingespart werden können. Die Rechnung ergibt vermutlich nur für unseren Senat einen Sinn.

  8. 5.

    Dass es für ein Bundesland "sinnvoll" sein kann, ausgerechnet bei der Erzielung von Steuereinnahmen zu sparen, versteht man nur unter Berücksichtigung der Absurditäten des Länderfinanzausgleichs.

  9. 4.

    Die Frage könnte sein, ob der Finanzsenator die richtige Reihenfolge gewählt hat: Sind die IT Ausgaben im kommenden Doppelhaushalt derart investiv ausgebaut worden und insbesondere haben die erforderlichen Programmierungen auch stattgefunden, so dass die Verwaltungsaufgaben dann wirklich besser und mit weniger Personal erledigt werden können? Die in der Presse im Februar berichteten Deckelungsbeschlüsse für die Haushalte 26-27 könnten annehmen lassen, dass auch bei der IT gespart wird. Dann aber geht die Rechnung möglicherweise nicht auf, oder? Oder warum doch? Oder sollte angesichts der demografischen Entwicklung hier nicht mehr gemacht werden, investiv wie auch hinsichtlich des Digitalisierungstempos? Ansonsten klingt die Botschaft natürlich erfreulich.

  10. 3.

    Es ist wie überall im öffentlichen Dienst: Sparen mit Milchmädchenrechnung. Mehr Personal generiert mehr Einnahmen für den Staat, das gilt für das Finanzamt genauso wie für sämtliche Ordnungsbehörden. Wenn diese in der Lage wären, Verstöße aufgrund von Personalmangel nicht verjähren lassen zu müssen sondern ahnden könnten, hätte Berlin wieder Geld in der Tasche. Ist leider von der CDU nicht gewollt. Hoffentlich beendet die nächste Wahl diesen Albtraum wieder.

  11. 2.

    Klar, das Amt, das Geld bringt soll Stellen abbauen.
    Bei den anderen Finanzämtern dauert es schon heute ewig bis ein Antrag bearbeitet wird.
    Das sind die Berliner Politiker, kürzen bis kein Geld mehr da ist.

  12. 1.

    Man möchte unbesetzte Stellen kürzen um zu sparen. Finde den Fehler!