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Wenn im Berliner Friedrichstadt-Palast eine neue Show ansteht, wird nicht gespart mit Superlativen. Dieses Mal heißt das neue Spektakel "Falling | In Love". Das Budget war so groß wie nie, die Kostüme verantwortet Mode-Legende Jean Paul Gaultier. Spannend ist, dass die beiden Hauptdarsteller gehörlos sind und mit viel Raffinesse zur Musik tanzen.
"Join Us where life is pretty" Begleite uns dorthin, wo das Leben schön ist. Wo Liebe und Menschlichkeit herrschen. Wo jeder so sein kann, wie er will. Darum geht es in der neuen Show des Friedrichstadt-Palastes "Falling | In Love".
Berndt Schmidt, Intendant Friedrichstadt-Palast
"Wir kennen das ja in unserer heutigen Zeit, alle Farben schotten sich ab, ja. Entweder bin ich die Kultur oder ich bin die Kultur oder ich bin die Kultur. Mit dem möchte ich nichts zu tun haben, wenn´s nicht meins, meine Blase ist. Und so kann‘s nicht weiter gehen. Hier geht‘s jetzt einfach darum, wieder über den Tellerrand zu gucken, sich nicht abzugrenzen. Jeden, der nicht so spricht und denkt und riecht wie ich… sondern nur zu gucken, dass wir miteinander wieder klarkommen."
Mit Produktionskosten von 14 Millionen Euro ist "Falling | In Love" die teuerste Show in der Geschichte des Hauses. Ganze 100 Millionen Kristall-Steine funkeln auf der Bühne und in den Kostümen.
Erzählt wird die Geschichte des jungen, gehörlosen Poeten "You", der in Diamond City, lebt. Einem lieblosen, versteinerten Ort. Hier fühlt er sich unwohl und fremd, passt nirgendwo rein.
Berndt Schmidt, Intendant Friedrichstadt-Palast
"Er fühlt sich in dieser Welt unverstanden und er wünscht sich eines Tages einfach nur noch im Boden zu versinken. Der Boden öffnet sich auch unter ihm. You fällt in den versunkenen Garten der Liebe."
Die Show greift ein Gefühl auf, das derzeit wohl viele haben: der sicher geglaubte Boden unter unseren Füßen scheint zu schwanken. Die Unsicherheit, die Angst vor Krieg, vor dem "Fall" wird größer. You fällt tatsächlich. Aber "er" landet an einem besseren Ort. Dem Garten der Liebe.
Für die Gestaltung dieser ganz unterschiedlichen Bühnen-Welten, hat sich Intendant Berndt Schmidt den berühmten französischen Modedesigner Jean Paul Gaultier zurück ans Haus geholt. Er entwarf schon 2016 für die Show "The Grand" die Kostüme. Diesmal war er als Kurator für das gesamte visuelle Design der Show verantwortlich.
Jean Paul Gaultier, Visual Design Director, Kurator Kostümdesign
"Es war noch etwas Zusätzliches, was toll war, weil es einfach noch spannender war und mehr künstlerische Freiheit bedeutete. Diesmal waren es nicht nur die Kostüme, sondern ein ganzes Universum, dass ich erfinden konnte. Es war sehr spannend sich diesmal auch zu überlegen, was steckt hinter der Geschichte? Welche Botschaft soll vermittelt werden?."
Gaultier holte sich aufstrebende Modemacher*innen an seine Seite. Wie die russische Kostümdesignerin Sascha Frolova, und die kanadischen "enfants terribles" der Modewelt "Fecal Matter." Für das Designduo liegt Schönheit im Anderssein.
Hannah Rose, Fecal Matter, Kostümdesign
"Ich glaube Gaultier und wir haben die gleichen Werte was die Freiheit sich auszudrücken angeht. Wir sind da wie so verbundene Seelen. Er wollte vermutlich ein bisschen von dieser Energie mit an Bord haben."
Steven Raj Fecal Matter, Kostümdesign
"Für uns war es sehr wichtig unsere Verletzlichkeit zu zeigen. Wir führen unser Leben so, dass wir immer wir selbst und ehrlich sind und uns nicht verstecken."
Im Garten der Liebe muss You herausfinden wer er sein möchte. Doch das fällt ihm schwer: er will Schönheit und Liebe finden. Aber noch er ist gefangen in seinen Gewohnheiten und seinen Vorstellungen, wie die Welt zu sein hat.
Am Ende wird er beides finden. Wenigstens hier im Palast glaubt man noch an das Schöne in der Welt und das Gute im Menschen.
Autorin: Lilli Klinger