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Vor genau 14 Jahren, am 11. März 2011 zerstörte ein Tsunami das Atomkraftwerk im japanischen Fukushima, fast 20.000 Menschen verloren ihr Leben. Die in Italien geborene und in Berlin lebende Zeichnerin Bea Davies erzählt jetzt diesen Tag aus der Sicht von Menschen am Kottbusser Tor als Graphic Novel. Was macht eine Katastrophe am anderen Ende der Welt mit dem Leben eines Obdachlosen oder einer alleinerziehenden Mutter in Kreuzberg? Mit diesem ungewöhnlichen Plot will Bea Davies auch auf soziale Missstände aufmerksam machen.
11. März 2011: Eine riesige Flutwelle erreicht die japanische Küste. Sie vernichtet alles, was ihr in den Weg kommt. Die größte Naturkatstrophe Japans. Auch das Atomkraftwerk Fukushima wird zerstört, ein SUPER GAU. Welche Auswirkungen die Katastrophe auf Menschen 8.000 Kilometer entfernt am Kotti hat, zeigt und erzählt Bea Davies in ihrer Graphic Novel "Super-GAU".
Wir treffen die Autorin am Jahrestag der Katastrophe, natürlich am Kotti.
Bea Davies, Illustratorin
"Der Kotti erlebt täglich Super –GAUS. In meinem Buch geht es ja auch ein bisschen darum, es gibt einen ganz großen Supergau, der in Japan stattgefunden hat, aber es gibt auch viel um die kleinen Dramas im Leben von jedem."
"I feel alive"
Ein zentrales Drama in ihrem Buch, ist Obdachlosigkeit. Zwei der acht Hauptcharaktere sind obdachlos.
Bea Davies, Illustratorin
"Für mich ist das Thema Obdachlosigkeit extrem wichtig, weil es uns einfach umgibt. Das ist immer, jeden Tag; wir treffen Menschen, die auf der Straße wohnen, und ich finde wir dürfen nicht weggucken."
- "Die haben mich einfach rausgeworfen"
"Aber warum, wie kommt das denn?"
In vielen ihrer Bücher geht es um Menschen vom sogenannten Rand der Gesellschaft.
Bea Davies, Illustratorin
"Es ist ein ganz schön dicker Rand, würde ich sagen. Ich möchte diese Themen vertiefen auf meine Art und Weise."
Ihre Art und Weise, das ist das Zeichnen.
Bea Davies, Illustratorin
"Wenn ich auf der Straße bin und anfange zu zeichnen, dann werde ich sehr oft angesprochen. Und wenn wir dann schon so voreinander stehen und reden, dann frage ich den, ob ich sie auch zeichnen kann. Und meistens sagen sie ja."
Mit dem Zeichen hat die gebürtige Italienerin schon früh begonnen.
Bea Davies, Illustratorin
"Ich bin in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Meine Eltern waren Puppenspieler. Und wir waren mit denen, Ich und mein Bruder immer unterwegs. In unterschiedlichen Ecken der Welt."
Von Italien geht‘s für die Künstlerfamilie nach Südkorea. Mit 20 studiert Bea Davis an der "school of visual arts" in New York.
Mittlerweile lebt sie in Berlin und gilt als Rising Star der deutschen Comicszene. In "SUPER GAU" verwebt die Zeichnerin acht Schicksale vom Kotti mit der Fukushima-Katastrophe. Nicht nur der Ort, sondern auch die Menschen von hier waren Vorbild für ihr Buch.
"Und einer von denen ist der Ercan, der Inhaber von Café Kotti, hier oben die Treppe hoch. Und vielleicht können wir ihn mal anrufen."
"Du hast mich inspiriert für eine der Figuren im Comic."
Ercan Yaşaroğlu, Inhaber Café Kotti
"Oh Danke!"
- "Und ich, warte mal, ich zeige es dir. Guck. Das ist natürlich nur inspiriert."
"Der damalige Haarschnitt von mir."
- “Ja, ja das stimmt. Und auch kein Bart."
Sechs Jahre lang hat sie an der Graphic Novel gearbeitet.
Bea Davies, Illustratorin
"Man zeichnet dieselbe Figur. Hundertmal und immer aus unterschiedlichen Winkeln und Lichtverhältnissen und ich war ziemlich schnell damit überfordert und habe irgendwann gedacht, ich baue mir einfach diese Köpfe nach, damit ich sie dann unterschiedlich beleuchten kann und aus unterschiedlichen Perspektiven zeichnen kann."
Entstanden ist ein Buch, das auf die großen Themen der Gegenwart aufmerksam machen will.
Bea Davies, Illustratorin
"Für mich ging es darum zu verstehen, was Zusammenhalt bedeutet in so einer Gesellschaft in der wir leben."
"Meanwhile in Berlin"
Im Comicladen "Modern Graphics" direkt um die Ecke, kommt das neue Buch gut an.
Bea Davies, Illustratorin
"Guten Tag, Hallo Michael, wie geht's?"
- "Wär nett, du würdest nochmal für den einen Kunden was signieren für uns."
"Ja, das mach ich."
Bea Davies und ihre Fans haben eins gemeinsam. Die Leidenschaft für Comics.
Bea Davies, Illustratorin
"Comics sind für mich Bilder, die man liest und diese Bilder kann man auch lesen, selbst wenn es kein Text gibt."
"Meanwhile in Berlin."
Autor: Jannis Byell