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Hans Fürstenberg war in der Weimarer Republik ein prominenter Banker. Und er sammelte wertvolle Bücher und Kunst. In seinem Auftrag schuf der Bildhauer Fritz Huf in den 1920er Jahren die Bronzeskulptur "Ruhende Frau". Die Skulptur stand im Garten der Villa Fürstenberg im Tiergartenviertel. Als Jude musste Hans Fürstenberg nach 1933 Teile seines Vermögens abgeben, verlor seine Villa und seinen Job. Er konnte mit seiner Frau fliehen. Die Skulptur tauchte nach dem Krieg im Garten von Schloß Schönhausen auf, dem Dienstsitz von Wilhelm Pieck. Erst 2022 wurde sie nach einer spannenden Spurensuche restituiert und für das Schloß zurückgekauft, wo sie heute noch zu sehen ist.
Jochen von Grumbkow, Kunsthistoriker - Förderverein Schloss Schönhausen
"Hans Fürstenberg ist heute in Berlin kaum noch bekannt. Dabei war er zu seiner Zeit ein erfolgreicher Bankier. Er war bekannt als Kunstsammler und die Skulptur der "Ruhenden Frau" öffnet uns eine Tür zu dieser historisch doch sehr interessanten Figur."
"Mein Name ist Jochen von Grumkow, ich bin Kunsthistoriker und wir stehen hier im Schlossgarten von Schloss Schönhausen. Dieser Teil des alten Schlossparks wurde 1949 abgetrennt vom Rest des Parks, in dem Moment als das Schloss Schönhausen Amtssitz des ersten und einzigen Staatspräsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, wurde. Deswegen standen hier auch einige Skulpturen, sind hier aufgestellt worden und auch die "Ruhende Frau" blieb, nachdem sie einmal hier aufgestellt war, 1951, blieb sie hier auch stehen."
Petra Winter, Provenienzforscherin - Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin
"Mein Name ist Petra Winter, ich bin Direktorin des Zentralarchivs der staatlichen Museen zu Berlin und leite auch die Provenienzforschung der Museen und habe als Provenienzforscherin seinerzeit diesen Fall mitrecherchiert. Bis vor wenigen Jahren wussten wir eigentlich nicht genau, wo das Werk herkam und erst als wir angefangen haben, uns mit der Provenienz zu beschäftigen, tauchte plötzlich ein Name auf, Hans Fürstenberg, der als jüdischer Bürger emigrieren musste. Und es ist klar, er hat die Kunstsammlung nicht freiwillig verauktionieren lassen."
Jochen von Grumbkow, Kunsthistoriker - Förderverein Schloss Schönhausen
"Hans Fürstenberg wurde geboren 1890. Er war der Sohn eines ebenfalls schon sehr erfolgreichen berliner Bankiers, Karl Fürstenberg. Und nebenher war er aber ausgesprochen kunstinteressiert, geradezu begeistert und hat sich eine Villa bauen lassen nach eigenen Entwürfen, mit allem drum und dran."
"Hier sind wir im Tiergartenviertel in der Köbisstrasse. Genau hier an dieser Stelle hat Hans Fürstenberg sich seine Villa gebaut. Sehr repräsentativ. Und hinter dem Gebäude befand sich der Garten. Das wäre dann etwa da drüben bei den großen Platanen. Dort stand die "Ruhende Frau" direkt gegenüber der Gartenfassade."
"Hans Fürstenberg hat mit Sicherheit recht gut verstanden, was es bedeutete, als 1933 die Nazis an die Macht kamen. Er hat sich aber so verhalten, als würde er nicht wirklich persönlich verfolgt werden. 1936 geriet er sehr überrascht, also sehr plötzlich ins Visier der Gestapo und er musste Deutschland sehr überstürzt verlassen. Die Villa Fürstenberg ist 1943 bei einem der großen Bombenangriffe so stark zerstört worden, dass eigentlich nur noch eine Ruine blieb. Man kann es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, wo genau die "Ruhende Frau" zu der Zeit war. Es spricht nur alles dafür, dass sie einfach an ihrem Platz blieb und wahrscheinlich erst nach dem Krieg dort abgebaut wurde, illegal von Metalldieben, um sie einzuschmelzen."
Petra Winter, Provenienzforscherin - Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin
"Tatsache ist aber, dass sie 1948 wieder auftaucht. Sie wird aufgefunden am Osthafen in einem ominösen Schrottlager der tschechischen Militärmission, wo wir bis heute nicht so ganz genau wissen, was das war. Dort fanden sich aber relativ viele Kunstwerke in Bronze, vor allem aus Berlin, aus dem öffentlichen Raum oder auch aus Privatbesitz."
"Es gab einen Mitarbeiter des Magistrats, Kurt Reutti, der in diesen Nachkriegsjahren es sich zur Mission gemacht hatte, herrenloses Kunstgut zu finden und dann auch an öffentliche Einrichtungen zu übergeben, um sie zu sichern. Hier haben wir eine Akte mit Dokumenten aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, also 1945 folgende und da ist dokumentiert, wie Kurt Reutti dieses Objekt in der Nationalgalerie quasi abgibt. Es gibt also eine Empfangsbescheinigung "liegendes Mädchen, lebensgroß in Bronze"."
"Hans Fürstenberg hatte keine Kinder und als Erbe eingesetzt ist eine Stiftung in Frankreich. Man konnte sich einigen und die Figur ist heute wieder ist in Berlin verblieben, wieder in Schönhausen."
Jochen von Grumbkow, Kunsthistoriker - Förderverein Schloss Schönhausen
"Sie ist diesen Zerstörungen entgangen und jetzt ist sie Zeugin auch der Berliner 20er Jahre. Sie erinnert eben auch an das Berlin, mit dem Hans Fürstenberg mal sehr eng verbunden war."
Autor: Norbert Kron