Expertin im Interview - Altersbedingte Makuladegeneration: Neue Therapieansätze
Bei der AMD wird die Netzhaut der Augen zerstört. An welchen neuen Therapien die Forschung arbeitet und welchen Erfolg sie haben, erklärt die Expertin.
Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist für Betroffene eine enorme Belastung – das Sehen und Erkennen von Gesichtern und Gegenständen fällt zunehmend schwerer. Der Grund: Der wichtigste Teil der Netzhaut wird über kurz oder lang zerstört.
Scharfes Sehen ist nicht mehr möglich. Doch die Forschung arbeitet intensiv an neuen Therapien. Wie eine altersbedingte Makuladegeneration (AMD) behandelt werden kann, erklärt die Direktorin der Augenklink der Berliner Charité: Prof. Dr. Antonia Joussen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für die altersbedingte Makuladegeneration (AMD)?
Bei der feuchten AMD hat man seit den 1980er Jahren verschiedene Verfahren versucht, zum Beispiel mit einem Laser oder einem Farbstoff behandelt. Das Problem war bei diesen Methoden, dass diese zwar die Krankheit aufhalten konnten, aber nicht verbessern.
Das hat sich vor etwa zwanzig Jahren geändert: Seitdem ist die gängige Behandlung ein Medikament in das Auge zu spritzen, das das Gefäßwachstum hemmen kann. Das ist ein sogenannter Anti-VEGF Antikörper.
Die Behandlung ist sehr erfolgreich und führt zu einer Sehverbesserung, weil sie das Ödem der Netzhaut reduziert und das krankhafte Gefäßwachstum hemmt. Das wirkt allerdings nur über einen bestimmten Zeitraum, in der Regel etwa vier Wochen. Die trockene Makuladegeneration ist bislang unbehandelbar.
An welchen neuen Behandlungsmöglichkeiten wird gerade geforscht?
Es wird an Substanzen geforscht, die einen anderen Wirkmechanismus haben, zum Beispiel auf Entzündungsmechanismen wirken oder die an den Gefäßmantelzellen ansetzen. Bislang ist es aber leider so, dass alle Medikamente oder Ansätze, die man hatte, um eine trockene Makuladegeneration zu behandeln, letztlich nicht gewirkt haben. Das ist frustrierend.
Welche Rolle spielt bei der Behandlung der AMD in Zukunft die Gentherapie?
Das ist schwierig zu sagen, weil die altersbedingte Makuladegeneration eine multigenetische Erkrankung ist. Das heißt, die AMD wird durch eine ganze Reihe von genetischen Veränderungen ausgelöst, die eine Prädisposition machen, das heißt eine Veranlagung. Ein einzelner Defekt löst keine Krankheit aus.
Therapeutisch angehen kann man diese prädisponierenden Gene nicht, denn dazu kommen meist noch andere Faktoren hinzu. Eine Gentherapie wirkt aktuell nur bei sogenannten monogenetischen Erkrankungen, das heißt Erkrankungen, die durch ein ganz bestimmtes Gen verursacht werden. Bei einer AMD ist eine Gentherapie erstmal nicht machbar.
Könnte die Transplantation von Organoiden, also gezüchtete Pigmentzellen, die AMD heilen?
Man kann natürlich Organoide züchten. Das Problem ist allerdings, dass sie dann die neuen gezüchteten Pigmentzellen in eine Umgebung des Auges einsetzen, die beschädigt ist. Darin müssten die Zellen überleben und das können sie langfristig nicht. Das Problem ist also das Umfeld. Man kann es vereinfacht sagen: In einer beschädigten Umgebung macht auch eine gezüchtete Pigmentzelle schlapp.
Was weiß man über die Ursachen der altersbedingten Makuladegeneration?
Die Ursachen einer AMD sind vielfältig. Es gibt Gene, die eine Prädisposition, also eine Anfälligkeit, bewirken. Ein weiterer Risikofaktor ist das Rauchen, das lässt die Krankheit weiter voranschreiten. Zudem nimmt man an, dass die Ernährung eine Rolle spielt und natürlich das Lebensalter.
Prof. Joussen, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Laura Will