Nutzen und Risiken des Augenlaserns - Sehschärfe per Laserstrahl
Über 40 Millionen Deutsche tragen eine Brille oder Kontaktlinsen. Die meisten davon ständig. Hauptgründe: Kurz- oder Weitsichtigkeit. Diese Sehschwächen nehmen nach Studien weiter zu - auch durch unsere Bildschirmnutzung. Dauerhafte Abhilfe verspricht die Lasertechnik - und boomt deshalb. Wie funktioniert das und welche Risiken hat der Eingriff?
Mit einem Laser ins Auge strahlen - das ist normalerweise keine gute Idee. Der Grund: Die Kraft des gebündelten Lichtes kann auf der Netzhaut die Sinneszellen blenden oder gar dauerhaft zerstören, wie Unfälle z.B. mit Laserpointern immer wieder zeigen. Gerade die Kraft des geballten Lichtes im Laserstrahl macht sich aber die moderne Medizin im Kampf gegen Sehschwächen zu nutze - und das schon seit Ende der 1980er Jahre. Ausgerechnet in Berlin, am Klinikum der Freien Universität, führte Theo Seiler erstmals eine solche Laserbehandlung an einem menschlichen Auge durch - es war die sogenannte PRK, die photorefraktive Keratektomie. Inzwischen haben sich die Techniken verfeinert, vor allem zu LASEK und der beliebtesten Technik, der LASIK (laser-assisted in situ keratomileusis).
Laut dem Statistikportal Statista ließen 139.000 Menschen in Deutschland 2014 ihre Sehschwäche mit dem Lasik-Verfahren korrigieren. Tendenz: stark steigend, um bis zu 10.000 mehr Eingriffe pro Jahr.
Die richtige Lichtbrechung ist alles
Das Grundprinzip des Eingriffs bleibt aber immer das gleiche: Mit einem Laserstrahl wird die Hornhaut des Patienten bearbeitet. Dadurch soll die Hornhautkrümmung so verändert werden, dass die Brechkraft des Lichtes sich verändert und so das einfallende Licht, durch das wir überhaupt sehen können, optimal auf die Netzhaut fällt.
Damit der Laser die Hornhaut bearbeiten kann, muss zuerst eine Epitelschicht auf der Hornhaut aus dem Weg geräumt werden. Die verschiedenen Methoden (PRK, LASEK oder LASIK) unterscheiden sich vor allem darin, wie dieser erste Schritt erfolgt: Während bei der ursprünglichen PRK die Epitelschicht noch mit einem chirurgischen Messer abgetragen wurde, wird bei der LASEK eine Alkohollösung zum Ablösen verwendet, bei der LASIK wird mit einem Schnitt sozusagen ein Fenster in die Oberfläche der Hornhaut geschnitten. Bei der LASEK wird die Epitelschicht am Schluss wieder auf die Hornhaut zurückgeschoben, bei der LASIK das "Fenster" wieder zugeklappt.
Das LASIK-Verfahren, auch "Klapptechnik" genannt, da Mediziner das Hornhautstück "Flap=Klappe" nennen, steht im Ruf, besonders schmerzarm zu sein. Auch heilt die Hornhaut laut einiger Studien in der Regel schneller ab, als beim LASEK-Verfahren. Allerdings gehört zu den Voraussetzungen der LASIK eine bestimmte Dicke der Hornhaut. Wer die nicht erfüllt, für den kann sich trotzdem das LASEK-Verfahren eignen, denn hier wird der Laser eben nur auf der Oberfläche eingesetzt. Für beide Methoden liegt die Häufigkeit von Nebenwirkungen laut internationaler Studien bei knapp einem Prozent.
Viel erprobt, trotzdem nicht risikofrei
Die häufigsten Nebenwirkungen solcher Lasereingriffe am Auge sind eine zeitweise eigeschränkte Nachtsicht bzw. eine erhöhte Blendempfindlichkeit. Auch der sogenannte "Haze" ist eine bekannte Nebenwirkung - also eine Trübung der Linse bzw. nebelartige Schleier im Sichtfeld. Außerdem kann die Struktur der Hornhaut insgesamt geschwächt werden und damit kann eine Veränderung der Hornhautoberfläche einhergehen. Dieses Risiko ist bei der LASEK leicht höher als bei der LASIK, da die Laserbehandlung nur auf der Horhautoberfläche stattfindet.
Außerdem kann es bei allen Methoden zu Narbenbildung auf der Hornhaut oder Entzündungen kommen. Besonders bei der LASIK-Methode ist es vor und während des "Zurückklappens" des sogenannten Flaps deshalb besonders wichtig, dass das Auge gespült wird, um ein Eindringen von Keimen in die Hornhaut zu vermeiden.
Bei allen Behandlungsmethoden verspüren Patienten Stunden bis Tage nach dem Eingriff einen brennenden Schmerz (je nach Methode und Besonderheiten des Falles, zum Beispiel durch vorhandene Hornhautverkrümmung). Dieser ist in der Regel nach maximal einer Woche verschwunden - er hängt mit der fehlenden oder "verletzten" Epitelschicht auf der Hornhaut zusammen, die für den Lasereingriff entfernt oder umgangen werden muss.
Ein Eingriff kann grundsätzlich in den meisten Fällen von Kurz- oder Weitsichtigkeit bis -10 bzw. +4 Dioptrin und auch bei der sogenannten Stabsichtigkeit, auch Hornhautverkrümmung (medizinisch: Astigmatismus) bis zu etwa -4 Dioptrin durchgeführt werden. Der Eingriff lohnt sich vor allem für Menschen im jungen und mittleren Lebensalter, da die Wirkung Jahre, sogar jahrzehnte lang anhalten kann. Langzeitstudien gibt es aber natürlich erst seit der Einführung Ende der 80er bzw. 90er Jahre.
Nicht jedes Auge verträgt Laser
Menschen mit einer sehr dünnen Hornhaut können nur bedingt behandelt werden. Experten raten außerdem bei Patienten mit Grauem oder Grünem Star, chronischen Hornhauterkankungen, einigen (vor allem systemischen) Autoimmunerkrankungen, bei einer Diabetes oder während einer Schwangerschaft und bei unter 18-jährigen von der Behandlung ab. Auch Menschen, bei denen sich die Lichtbrechwerte des Auges häufig ändern, deren Werte also in den vergangenen zwei Jahren vor der Behandlung schwankten, wird vom Eingriff mit Laser im Sinne der refraktiven Chirurgie abgeraten.
Die Kosten für Eingriffe wie LASEK oder LASIK muss der Betroffene selbst übernehmen. Auch die meisten privaten Versicherungen erstatten die Kosten nicht oder nur teilweise. Diese Kosten liegen in den meisten Fällen in Deutschland zwischen 1000 und 3000 Euro pro Auge - je nach Aufwand für die Korrektur. Alle gängigen Verfahren werden ambulant durchgeführt und der Eingriff dauert in der Regel insgesamt zwischen 30 und 60 Minuten, so die Vereinigung deutscher Augenärzte.