Rohes Steak mit Rosmarin und Pfeffer (Bild: Colourbox)
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Ernährungsforschung - Krebsrisiko: Gefahr durch rotes Fleisch?

Welche Verbindung gibt es, zwischen bestimmten Lebensmitteln und der Entstehung von Krebs? Weltweit sind Forscher mit dieser Frage beschäftigt. Der Heidelberger Virologe und Krebsforscher Prof. Harald zur Hausen hat eine neue These: Erreger in Rindfleisch und Milch könnten das Krebsrisiko erhöhen. rbb Praxis-Reporterin Carola Welt hat den mittlerweile 82-jährigen Nobelpreisträger bei einem Vortrag in Berlin getroffen.

Dickdarmkrebs - er  kommt besonders häufig dort vor, wo viel rotes Fleisch gegessen wird. Bisher machte man vor allem das Grillen und Räuchern dafür verantwortlich – wegen der dabei entstehenden krebserregenden Stoffe. Prof. Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg war das als Erklärung nicht genug. Denn er fragte sich: Warum führt dann der Konsum von gegrilltem Fisch und Geflügel nicht aufs Tumorrisiko aus?

Zur Hausen blickte zudem nach Asien, mit überraschendem Ergebnis: "Es gab Länder, in denen sehr viel rotes Fleisch verzehrt wird, wie zum Beispiel in der Mongolei, wo es auch geröstet, gebraten und BBQed wird und zum Teil auch luftgetrocknet gegessen wird - wo die Krebsrate außerordentlich niedrig war. Das passte nicht."

Rind ist nicht gleich Rind

Die Mongolen essen allerdings kein eurpäisches Rind sondern das Fleisch von Yaks, einer asiatischen Rinderart. Nicht das rote Fleisch generell sei also das Problem, es müsse irgendeinen Faktor geben, den nur bestimmte Rinder in sich tragen. Prof. zur Hausen und seine Mitarbeiter am Deutschen Krebsforschungszentrum konzentrierten sich auf das europäische Rind.
 
In dessen Fleisch und Milchproben fanden sie eine bestimmte Klasse von Erregern: Ringförmige DNA-Moleküle, die das Team um zur Hausen BMMFs nannten, "Bovine Meat and Milk Factors". Dieselben identifizierten sie auch im menschlichen Dickdarm. Prof. Harald zur Hausen:"Wir finden sie sogar in einem relativ großen Umfang bei Gesunden, weil wir alle in einer sehr frühen Lebensphase infiziert werden - wahrscheinlich unmittelbar nach dem Abstillen, durch den Verzehr von Kuhmilch und Kuhprodukten. Und das ist ein Prozess, der dann eingeleitet wird, der sich über Jahrzehnte hinzieht und zufällige Mutationen erzeugt."

Suche nach winzigen Erregern

Die Erreger in Fleisch und Milch würden also chronische Entzündungen verursachen, und in der Folge möglichwerweise bösartige Tumore - im Dickdarm, aber auch in der Brust und Prostata, so zur Hausen. Eine neue These.
 
Bislang werden diese BMMFs jedoch nur von der Arbeitsgruppe um Prof. zur Hausen untersucht, es gibt keine weitere Forschungsbestätigung. Auch im  Krebsgewebe ließen sie sich bisher nicht nachweisen. Dagegen steht: Harald zur Hausen hat schon einmal die  Krebsforschung revolutioniert. In den 1980er Jahren wurden von ihm die Humanen Papillomaviren, kurz HPV, als Erreger des Gebärmutterhalskrebses überführt. Dafür bekam zur Hausen schließlich 2008 den Medizin-Nobelpreis.

Verzicht auf Rinderprodukte jetzt noch sinnlos

Das Wissen um die neuen Erreger eröffne zugleich Präventionsmöglichkeiten, meint der Virologe. Denkbar sei, Schutzimpfungen zu entwickeln. Er warnt aber vor zu schnellen Schlüssen: "Es macht keinen Sinn zurzeit auf Milch und Fleisch zu verzichten, denn das ändert an dem Risiko, das wir gegenwärtig ohnehin haben gar nichts. Und insofern tun wir gut daran die Forschung intensiv zu fördern, dass wir hier weiter kommen, und dass wir vor allem Gegenmaßnahmen entwickeln, dass wir auch chemische Substanzen entwickeln können, die die Funktionen dieses Eiweißes hemmen."

Beitrag von Carola Welt

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