Medizinische Wirkung - Wie gesund ist Grüner Tee?
Grüner Tee soll ein wahres Wundermittel sein: Das Immunsystem stärken, fit und munter machen und sogar helfen, Krebs vorzubeugen. Doch was ist dran am guten Image des Grünen Tees? Die rbb-Praxis hakt nach.
Über die Wirkung des Grünen Tees gibt es eine Unzahl an Studien, die sich vor allem auf eine Substanz konzentrieren, das sogenannte Epigallocatechingallat, kurz EGCG genannt. Dabei handelt es sich um einen sekundären Pflanzenstoff, der zu den Katechinen gehört und einen Drittel der Trockenmasse im Grünen Tee ausmacht.
Antioxidative Wirkung
Forscher am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin haben sich das Epigallocatechingallat genauer angeschaut. Ihr Ergebnis: EGCG wirkt gut auf verschiedene sogenannte Targets, also Zielmoleküle, die zum Beispiel Alzheimer oder Parkinson auslösen können. Demnach kamen unter Laborbedingungen Effekte zustande, die aber nicht so gut waren, dass schwere Krankheiten tatsächlich geheilt werden können. Was sich allerdings zeigte: EGCG reduziert freie Radikale und damit den oxidativen Stress in Zellen. "Der Grüne Tee hat antioxidative Stoffe. Antioxidativ bedeutet, dass freie Radikale eliminiert werden. Daher soll grüner Tee eine protektive Wirkung auf das Immunsystem haben", sagt Ernährungswissenschaftlerin Edda Schick-Lang.
Vitamin-C-Gehalt
Stichwort Immunsystem. Grüner Tee enthält Vitamin C und Zink – das sind gerade in der Erkältungszeit beliebte Nahrungsergänzungsmittel. "Das Vitamin C und der Zink sind in Grünem Tee nicht so hoch konzentriert. Vor allem Vitamin C ist nicht besonders hitzebeständig. Bei einer Temperatur von 70 Grad fängt es an zu zerfallen", sagt Ernährungswissenschaftlerin Edda Schick-Lang. Beides seien Inhaltstoffe, die durchaus eine gute Wirkung haben. "Dass ich allerdings allein durch den Genuss von Grünem Tee auf eine Konzentration komme, die eine Wirkung aufweist, da ist der Grüne Tee nicht unbedingt als die große Quelle anzusehen. Da stehen andere Produkte im Vordergrund", sagt Edda Schick-Lang.
Schutz vor Krebs
Eine Gruppe von Wissenschaftlern, die "Cochrane Collaboration" hat sich zahlreiche Studien zum Thema Grüntee und Schutz vor Krebs angeschaut. Die Ergebnisse sind widersprüchlich. In einigen Studien scheint der Konsum von Grünem Tee oder Grüntee-Extrakten das Krebsrisiko zu reduzieren, in anderen Studien stieg das Krebsrisiko geringfügig. Genauso wage bleibt die Einschätzung der Wissenschaftler: Es ergibt sich der Eindruck, dass Grüner Tee das Risiko für viele Krebsarten eher senkt. Als bewiesen, sehen das die Wissenschaftler auf Basis der Studienlage allerdings nicht.
Fit-Macher
Was grüner Tee allerdings macht: fit. Und das liegt am Inhaltsstoff Theophyllin. "Theophyllin ist in seiner Wirkung ähnlich wie das Koffein, seine Wirkung auf das Herz ist allerdings drei Mal so stark wie die vom Koffein. Durch eine bestimmte Aminosäure im grünen Tee wird die aufputschende Wirkung allerdings verlangsamt. Man sagt deshalb, dass der grüne Tee fokussierter macht", sagt Edda Schick-Lang.
Bis zu fünf Tassen grünen Tee am Tag sind übrigens okay, ab zehn Tassen könnte es kritisch werden, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Edda Schick-Lang. "Bei einer größeren Menge kann es zu negativen Wirkungen kommen. Gerade das EGCG wird gerne aus grünem Tee extrahiert und als Supplement angeboten. Da zeigen sich bei manchen Konsumenten Leberschädigungen."