Hilfe für Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung - Wenn Schrecken lebendig bleiben
Posttraumatische Belastungsstörung - so nennen Experten starke seelische Belastungen nach einem traumatischen Erlebnis, wie einem schweren Unfall, einer Vergewaltigung oder einem Kriegsereignis. Die Menschen quälen sich oft jahrelang mit den Folgen. Sie bekommen die dramatischen Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Was können Ärzte und Psychiater tun, um ihnen nach einem traumatisierenden Ereignis zu helfen?
Nicht nur psychisch labile Menschen, sondern jeder, der eine traumatische Erfahrung in seinem Leben machen musste, kann an einer Posttraumatischen Belastungsstörung erkranken. Das gilt auch für Zeugen von Extremsituationen. Schätzungen von Experten zufolge sind etwa zwei bis sieben von 100 Menschen einmal im Leben von einer PTBS betroffen. Die Symptome können sofort, aber auch erst Wochen, Monate oder Jahre nach dem Ereignis auftreten. Wird die psychische Erkrankung nicht erkannt und behandelt, kann sie chronisch werden und die Lebensqualität stark einschränken. Bei rechtzeitiger und wirksamer Therapie sind die Heilungsaussichten gut.
Wer kann helfen und was ist das Behandlungsziel?
Ansprechpartner für Menschen mit einer PTBS ist in der Regel ein speziell ausgebildeter Psychiater oder Psychotherapeut. Die Behandlung kann meist ambulant erfolgen, wenn der Betroffene nicht zusätzlich schwere depressive Symptome oder eine akute psychotische Störung aufweist - oder gar suizidgefährdet ist. Dann kann ein Klinikaufenthalt erforderlich werden. Vor Beginn der Therapie ist es wichtig, dass die Diagnose PTBS auch zuverlässig gestellt und von anderen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Suchterkrankungen oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen abgegrenzt wird. Das geschieht in der Regel mit einem standardisierten Fragebogen.
Im Mittelpunkt der Behandlung steht die Auseinandersetzung mit dem Trauma, die durch unterschiedliche Methoden erfolgen kann. In manchen Fällen wird die Behandlung durch Medikamente unterstützt. Ziel der Behandlung ist es, den Betroffenen zu helfen, wieder Kontrolle über ihre ungewollt auftretenden Erinnerungen zu bekommen und das Trauma als Teil ihrer Lebensgeschichte zu verstehen. Darüber hinaus soll die Behandlung helfen, Begleitsymptome wie Angst, Depressivität und Schlafstörungen abzubauen. Am Ende der Behandlung steht das Ziel, den Patienten wieder in einen möglichst normalen Alltag mit sozialen Kontakten und einer Berufstätigkeit zu integrieren.
Traumaspezifische Therapie
Darunter werden alle Therapien (u.a.kognitive Verhaltenstherapie) gefasst, die sich mit der Verarbeitung des Traumas auseinandersetzen. Ähnliche Ansätze gibt es auch bei der Behandlung von Angststörungen (Konfrontationstherapie). Voraussetzung ist, dass der Betroffene emotional stabil genug ist und Techniken gelernt hat, die Gefühle, die im Zusammenhang mit dem Trauma immer wieder hochkommen, zu lenken und sich nicht von ihnen überwältigen zu lassen. Dann konfrontiert der Therapeut den Patienten mit den Bildern und Gefühlen, die mit dem traumatischen Ereignis verbunden sind. Das kann zum Beispiel geschehen, indem der Betroffene die Situation erzählt und das Erzählte auf Tonband aufgenommen und mehrfach wieder angehört wird. Ziel dieser Übung ist es, durch die Wiederholung die anfangs starken emotionalen Reaktionen auf das Geschehene abklingen zu lassen.
Viele Betroffene empfinden auch Schuld und Scham im Zusammenhang mit dem Trauma. Hier geht es im Gespräch mit dem Therapeuten darum, diese Gefühle neu zu bewerten und das traumatische Geschehen als Teil der eigenen Biografie zu verstehen. Letztlich geht es bei all diesen Techniken darum, dem Trauma seine emotionale Wucht zu nehmen und negative Gefühle zu neutralisieren bzw. umzuwerten. Das ist dann die Basis dafür, dass Patienten Ängste und auch bestimmte Vermeidungsstrategien abbauen, die ihnen ein normales Leben erschweren.
EMDR
Ein anderer Ansatz ist das sogenannte "Eye Movement Desensitization and Reprocessing", kurz EMDR. Wie diese Technik im Detail funktioniert, wird noch erforscht. Das Prinzip des EMDR besteht darin, dass das Gehirn durch äußere Reize stimuliert wird, während die traumatischen Erfahrungen in Erinnerung gerufen werden. Das geschieht in der Regel dadurch, dass der Therapeut seinen Zeigefinger rasch vor den Augen des Patienten hin und her bewegt. Das löst das sogenannte Rapid Eye Movement aus, welches auch vom Traumschlaf bekannt ist. Der Patient ist aber im Wachzustand und kann über seine Erinnerungen sprechen. Eine Hypothese geht davon aus, dass dabei eine Um- oder Neuordnung der Erinnerungen im Gehirn stattfindet. EMDR wird auch bei Depressionen sowie Angst- und Schmerzstörungen eingesetzt.
Medikamente
Begleitend zu allen Formen der Psychotherapie können Antidepressiva der neuen Generation – sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) die Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung unterstützen. Angstlösende Medikamente (Anxiolytika) oder beruhigende Präparate (Hypnotika) sollten nur kurzzeitig zum Einsatz kommen, um eine Abhängigkeit von diesen Substanzen erst gar nicht entstehen zu lassen.
Unterstützende Behandlungsmöglichkeiten
Hier kommen sowohl kreative Ansätze wie Musik- oder Kunsttherapie zum Einsatz, als auch Therapien, die eine Verbesserung von Körperhaltung und Bewegungsabläufen zum Ziel haben (Ergotherapie, Feldenkrais, Qi Gong). Außerdem können bestimmte Entspannungstechniken (Yoga, Autogenes Training) oder auch Biofeedbackverfahren helfen, die Symptome einer PTBS wie Schlafstörungen, Angst und Reizbarkeit zu lindern.