Hände werden an einem Waschbecken gewaschen (Bild: Colourbox)
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Wie wasche und creme ich richtig? - Handhygiene versus Coronavirus

Niemand redet mehr über das Wetter, alle sprechen über das Händewaschen. Genauer: über das richtige Rubbeln und Reiben, Seifen und Singen. Unsere Hände reagieren auf die ungewohnte Zuwendung irritiert und trocken. Zeit für Tipps zum schonenden, aber virenvertreibenden Waschen und Pflegen.

Handpflege fängt beim Waschen an: Schon die Wahl von Seife und Wassertemperatur kann dazu beitragen, den Säureschutzmantel und die natürlichen Hautfette zu schützen und die Haut widerstandsfähig zu halten. Also, worauf sollte man beim handfreundlichen, aber virenfeindlichen Händewaschen achten?

Warmes oder kaltes Wasser?

Die Wassertemperatur hat keinen Einfluss auf die Reduktion der Mikroorganismen. Allerdings strapaziert heißes Wasser unsere Haut mehr als kaltes oder lauwarmes.

Immer mit Seife?

Ja, denn Wasser allein tötet keine Keime. Am besten eine ordentliche Portion Flüssigseife aus dem Spender nehmen – das ist hygienischer als ein Seifenstück, auf dem sich ein Bakterienfilm bilden kann.

Unsere Haut ist am glücklichsten, wenn wir dabei zu einer milden pH-neutralen Waschsubstanz (Syndets) greifen, die keine Farb-, Duft3- oder Konservierungsstoffe enthält. Die machen genauso sauber, aber helfen, den Säureschutzmantel zu bewahren.
 
Übrigens scheint antimikrobielle Seife die Erkrankungswahrscheinlichkeit nicht stärker zu verringern als gewöhnliche. Zu diesem Ergebnis kommt die US-Zulassungsbehörde FDA.  

Und Desinfektionsmittel?

"Im privaten Umfeld ist eine Händedesinfektion im Allgemeinen nicht erforderlich", schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrer Seite infektionsschutz.de – Händewaschen mit Seife reicht.
 
Bei erhöhtem Infektionsrisiko könne es jedoch sinnvoll sein, die Hände nach dem Waschen zu desinfizieren. Zum Beispiel dann, wenn "Familienmitglieder an Infektionen mit Bakterien wie Salmonellen erkrankt sind, mit multiresistenten Erregern besiedelt sind oder an hochansteckenden Erkrankungen wie Grippe oder Norovirus-Infektionen leiden."
 
Auch wer pflegebedürftige Angehörige versorgt oder Kontakt mit Menschen mit geschwächtem Immunsystem hat, solle zu Desinfektionsmitteln greifen. Um die Hände zu schonen am besten eines, das rückfettende Substanzen enthält. Übrigens: Desinfektionsmittel immer auf trockene Hände geben.

20 Sekunden lang oder doch lieber 30?

Mindestens 20, noch besser 30.

Welches Lied soll ich dabei summen?

Zweimal Happy Birthday ist der Klassiker. Wem das zu langweilig ist, kann es mit dem Refrain von "Stayin’ Alive" von den Bee Gees probieren (24 Sekunden), sich hier auf Twitter weitere Inspiration holen oder den WashYourLyrics-Generator ausprobieren.

Wie viel Reiben ist nötig?

Es geht nicht darum, möglichst fest und viel zu reiben: Sanft reiben reicht, wichtig ist vor allem, möglichst alle Flächen bis zu den Handknöcheln zu erreichen. Infos zum richtigen Einseifen gibt’s als Plakat und Aufkleber zum Download von der BZgA.

An der Luft trocknen oder Handtuch nehmen?

Abtrocken ist wichtig, weil sich Mikroorganismen in feuchten Umgebungen besser halten und vermehren können. Durch sanftes Abtrocknen mit einem Handtuch können wir sogar noch mehr Keime wegwischen, die noch an Händen oder im Wasser haften.
 
Außerdem trägt es dazu bei, dass unsere Hände weniger austrocknen: Beim Waschen quillt die obere Hornschicht der Haut auf. Je länger die Hände nass bleiben, desto mehr gehen Hautfette und Feuchthaltefaktoren verloren.

Einmalhandtuch, Jet-Trockner oder Frottee?

Auf öffentlichen Toiletten am besten zu Einmalhandtüchern greifen, Studien zufolge sind diese am hygienischsten. Jet-Trockner schneiden dagegen nicht so gut ab: Der Trockner wirbele die Erreger umher und zertreue sie im Raum, fasst die Süddeutsche Zeitung die Studienergebnisse zusammen.

 
In der Familie sollte jede und jeder sein eigenes Händehandtuch haben, um eine Übertragung von Erregern zu vermeiden. Das Handtuch so aufhängen, dass es gut trocknen kann, denn die Mikroorganismen mögen feuchte Umgebungen auch in Handtüchern.
 
Außerdem: Die Handtücher wöchentlich austauschen und bei 60 Grad in der Maschine waschen – so die Empfehlung von Anna Gaczkowska, Referentin für Hygiene in der BZgA, gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Waschen, trocknen – Cremen, cremen, cremen

Sind die Hände gewaschen und getrocknet, können wir der Haut mit reichhaltigen Cremes oder Salben, z.B. mit Shea-Butter oder Harnstoff, Fett und Feuchtigkeit zurückgeben. Auch zwischendurch tagsüber immer mal wieder cremen, damit sich trockene Stellen schneller regenerieren können.  
 
Bei der Wahl der Creme darauf achten, dass die Produkte keine Konservierungs-, Duft- oder Farbstoffe beinhalten. Die Website und App von Codecheck kann dabei helfen.

Teuer muss eine gute Handcreme aber nicht sein. Stiftung Warentest hat 2018 verschiedene Produkte für trockene Haut geprüft. Unter den besten waren auch günstige Cremes von Ombia von Aldi Süd oder der Eigenmarke Balea von dm.

Hautärztin Dr. Jael Adler warnt bei zibb vor Vaseline: Diese besteht aus Erdöl und verschließe die Haut wie eine Plastikfolie. Öl wasche quasi das Hautfett heraus und trockne die Haut so noch mehr aus.

Wann welche Handschuhe sinnvoll sind

Damit unsere Hände nicht noch stärker austrocken, als sie es durch das häufige (aber notwendige) Waschen ohnehin tun, sollten wir ihnen jeden unnötigen Stress ersparen:
 
Wer Teller spült oder daheim putzt, sollte deshalb Gummi-Handschuhe anziehen.
 
Wer zum Spazieren, Joggen oder Radfahren rausgeht, kann Winterhandschuhe anziehen, wenn es kalt ist – das wärmt und schützt die Haut vor der Witterung. Aber gegen Corona-Viren helfen Winterhandschuhe nicht: Zum einen sind Handschuhe aus Stoff, Wolle oder Leder durchlässig, zum anderen sammeln sich darauf nach längerer Tragezeit auch Keime. Fassen wir uns dann ins Gesicht, landen die Keime schnell auf Augen, Nase oder Mund. Deshalb auch dann Hände waschen, wenn man mit Handschuhen draußen war.
 
Sind Einmalhandschuhe die bessere Alternative? Natürlich haben Einmalhandschuhe ihre Daseinsberechtigung. Nämlich für alle, die sie im beruflichen Kontext tragen, um sich und andere vor Infektionen zu schützen: z.B. Ärztinnen, Pfleger, Krankenschwestern.
 
Alle anderen brauchen keine Einmalhandschuhe. Diese sorgen bei einer längeren Tragedauer (wie z.B. bei einem Wocheneinkauf) dafür, dass die Haut schwitzt, feucht wird und aufquillt. Damit ist unserer Haut nicht geholfen.

Beitrag von Ariane Böhm

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