- Infarkte: Untergang des Gewebes

Unter einem Infarkt versteht man den Untergang von Gewebe aufgrund eines Blutreginnsels, auch Thrombus genannt. Meist treten die Symptome sofort auf. Wird nicht rechtzeitig reagiert, kann es zu irreparablen Schäden kommen. rbb Praxis sprach mit dem Kardiologen Dr. Christian Opitz über die Risiken, Behandlungsmöglichkeiten und vorbeugende Maßnahmen bei Infarkten.

Herr Dr. Optiz, was versteht man unter einem Infarkt?

Unter einem Infarkt versteht man den Untergang von Körperzellen, meist als Folge eines Sauerstoffmangels, der von Durchblutungsstörungen verursacht wird. Typischerweise tritt ein Infarkt als plötzliches Ereignis auf. Infarkte können in den unterschiedlichsten Organen auftreten, am bekanntesten sind der Herzinfarkt und der Hirninfarkt oder Schlaganfall. Aber auch die Niere, der Darm oder andere Organe können betroffen sein. Häufigste Ursache ist der Verschluss eines Blutgefäßes, z.B. durch ein Blutgerinnsel, auch Thrombus genannt. Aber auch Einblutungen, z.B. im Gehirn, können Infarkte verursachen.  

Wann ist ein Infarkt gefährlich - wann nicht?

Besonders gefährlich ist ein Infarkt dann, wenn lebenswichtige Organe wie Herz oder Hirn betroffen sind. Beim Herz kann dies zur Pumpschwäche bis hin zum Herzversagen führen und beim Schlaganfall zu mehr oder weniger ausgedehnten Lähmungen oder anderen neurologischen Schäden, wie z.B. Sprachstörungen. Beim Herzinfarkt kann es zudem zu Herzrhythmusstörungen kommen, welche schnell zur Bewusstlosigkeit, und letztlich auch zum Tod führen können. Man spricht hier vom plötzlichen Herzstillstand. Deshalb ist es extrem wichtig, dass die Zeit zwischen den Erstsymptomen und dem Beginn der medizinischen Behandlung so kurz ist.

Wie kann ein Thrombus behandelt werden?

Medikamentös kann versucht werden, den Thrombus aufzulösen. Man spricht hier von einer Lyse-Behandlung. Ziel ist die möglichst rasche Wieder-Durchblutung des betroffenen Gefäßes. Eine andere Möglichkeit ist die mechanische Beseitigung des Thrombus, z.B. mit Hilfe von dünnen Drähten, Sonden und Ballons, welche in die betroffenen Gefäße eingeführt werden. Dieses Verfahren ist inzwischen Standard bei der Herzinfarkt-Behandlung und wird auch zunehmend bei der Schlaganfall-Therapie eingesetzt. Auch hier entscheidet in beiden Fällen die Zeit bis zur Wiedereröffnung des Gefäßes über den Therapie-Erfolg. Also: Je rascher die Wiedereröffnung erreicht wird, desto geringer bleibt der Schaden!

Wer ist besonders gefährdet?

Das sind Patienten, bei denen die typischen Risikofaktoren für Herz- Kreislauferkrankungen vorliegen, wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen oder Bewegungsmangel. Auch die Erbanlagen sind wichtig. Wenn bei den Eltern vor dem 60. Lebensjahr Herzinfarkte oder Schlaganfälle auftraten, ist das eigene Risiko erhöht!

Darüber hinaus gibt es besondere Risikogruppen: z.B. Patienten mit Vorhofflimmern sind besonders gefährdet, einen Schlaganfall zu erleiden. Sie müssen deshalb in der Regel eine blutverdünnende Therapie erhalten.

Wo überall können Infarkte auftreten?

Prinzipiell können in allen Organen, welche durch Arterien versorgt werden, Infarkte auftreten. Allerdings können die Gefährlichkeit und mögliche Auswirkungen sehr unterschiedlich sein. Im Arteriensystem stammen die Gerinnsel (Thromben) meist aus dem linken Herzen oder von Wandveränderungen der großen Schlagadern. Aber auch im Venensystem können sich Thromben bilden (z.B. Beinvenen-Thrombose) und dann z.B. in die Lunge wandern und dort eine Lungenembolie verursachen. Da die Lunge aber eine "doppelte" Blutversorgung hat, kommt es hier nicht zu einem relevanten Untergang von Gewebe. Trotzdem können Lungenembolien ernsthafte, und z.T. lebensbedrohliche Erkrankungen sein.

Macht jeder Infarkt Probleme?

Nein, es gibt auch "kleine" oder relativ folgenlose Infarkte . Manche Infarkte verlaufen sogar "stumm", so dass der Patient sie gar nicht bemerkt. Trotzdem sollte jeder Patient, bei dem die Diagnose eines "Infarktes", egal wo, gestellt wird, sorgfältig untersucht werden.

Was kann ich tun, um mein Infarkt-Risiko klein zu halten?

In erster Linie das Herz-Kreislauf-System gesund erhalten. Das bedeutet: gesund leben! Also gesunde Ernährung, viel Bewegung oder Sport, nicht Rauchen, Übergewicht vermeiden und behandelbare Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen optimal behandeln. Und falls es dann doch zu einer Risikosituation, wie z.B. Vorhofflimmern kommt, sollte eine optimale "Infarkt-Prophylaxe", in diesem Fall eine Blutverdünnung, durchgeführt werden.

Wenn trotz allem Anzeichen eines Infarktes auftreten - unverzüglich medizinische Hilfe in Anspruch nehmen: Die abgelaufene Zeit entscheidet über den Behandlungserfolg!

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Opitz.


Das Interview führte Pia Kollonitsch
 

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