Krankenhausinfektionen - Gefahr durch Keime
Die Zunahme von multiresistenten Keimen stellt besonders Krankenhäuser vor große Herausforderungen. Wenn Patienten Krankenhausinfektionen erleiden, können die Folgen lebensbedrohlich sein. Seit zehn Jahren setzt sich das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) deshalb unter anderem dafür ein, die Infektionsprävention und Hygiene in Kliniken zu verbessern. Welche Gefahr geht von Keimen in Krankenhäusern aus und wie können Sie sich schützen? rbb Praxis informiert.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 400.000 bis 600.000 Patienten an nosokomialen Infektionen. Das sind Infektionen, die im Zusammenhang mit einer stationären oder ambulanten Behandlung erworben werden und die umgangssprachlich auch als Krankenhausinfektionen bezeichnet werden. 10.000 bis 15.000 Menschen versterben jährlich daran – so die Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums. Einige der im Krankenhaus oder auch ambulant erworbenen Infektionen werden durch resistente (widerstandsfähige) Erreger verursacht. Solche Infektionen sind schwieriger zu therapieren, weil die betreffenden Keime resistent gegen gängige Antibiotika geworden sind. Die multiresistenten Erreger stellen die Medizin vor immer größere Herausforderungen, weil sie zahlenmäßig zunehmen, es wenige Therapieoptionen gibt und die Erreger praktisch unbehandelbar werden können.
Wie entstehen Krankenhausinfektionen überhaupt?
Auf der Haut und im Darm jedes Menschen siedeln naturgemäß Millionen bis Billionen Erreger. Die meisten dort vorhandenen Bakterien sind völlig harmlos. Sie sind sogar wichtig, zum Beispiel als Bestandteil der natürlichen Hautflora als Art Schutzschild nach außen oder bei der Verdauung. Ein Problem kann aber auftreten, wenn die Keime in eigentlich sterile Körperbereiche gelangen, wo sie nicht hingehören. Zum Beispiel in die Blutbahn, die Lunge, die Harnblase oder Wunden. In der Folge kann dies zu Sepsis (Blutvergiftung), Lungenentzündung, Harnweg- oder Wundinfektionen führen.
Weil die diagnostischen und therapeutischen Verfahren in der Medizin immer besser, aber auch immer invasiver werden, nimmt die Anwendung von Kathetern, Sonden etc. zu. Dadurch haben es die Erreger leichter, in die eigentlich sterilen Körperbereiche einzudringen. Das Risiko für Krankenhausinfektionen steigt so an. Und die bei manchen Patienten notwendigen und das Immunsystem unterdrückenden Therapien (z. B. Chemotherapie) tragen dazu bei, dass die körpereigenen Abwehrkräfte verringert werden. So wird das Eindringen der Erreger von Krankenhausinfektionen zusätzlich begünstigt.
Wie können Patienten sich schützen?
Die wichtigste Maßnahme ist die Händehygiene. Genauso wie das medizinische Personal sollten Patienten darauf achten, sich nach Kontakt mit möglicherweise kontaminierten Gegenständen und Toilettenbenutzung regelmäßig die Hände zu waschen oder zu desinfizieren. Medizinisches Personal bevorzugt in der Regel die Händedesinfektion mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel, weil diese schneller und suffizienter wirkt als Waschen mit Wasser und Seife und kein Waschbecken erfordert. Außerdem toleriert die Haut die häufigen Händedesinfektionen, die medizinisches Personal täglich durchführen muss, in der Regel besser. Aber auch die Händewaschung hat eine deutliche Reduktion der Erreger auf den Händen zur Folge. Deshalb können Patienten meist selbst entscheiden können, ob sie die Hände waschen oder desinfizieren. Entscheidend ist aber, es nicht zu vergessen. Zudem empfiehlt das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) allen Patienten:
- Wenn Sie beobachten, dass das medizinische Personal die Händehygiene vergessen hat, sprechen sie die Mitarbeiter an. Erinnern Sie auch Familienangehörige und Freunde, wenn sie Sie besuchen kommen.
- Gefäßkatheter und Harnwegkatheter sollten sobald wie möglich gezogen werden, wenn sie nicht mehr notwendig sind. Sprechen Sie die Ärzte oder das Pflegepersonal ggf. darauf an.
- Wenn Sie einen Gefäßkatheter, Harnwegkatheter oder anderen Katheter haben bzw. andere invasive Verfahren eingesetzt werden, manipulieren Sie möglichst nichts an diesen Gegenständen. Durch häufige Manipulationen wird das Risiko erhöht, dass Erreger aus der Umgebung (z.B. von der Haut) entlang dieser Eintrittspforten in normalerweise sterile Körperbereiche (wie Blutbahn oder Harnblase gelangen) und dann Infektionen auslösen.
- Nehmen Sie Antibiotika nur, wenn Sie Ihnen verschrieben wurden. Unnötige Antibiotika-Gaben verstärken das Resistenzproblem.
- Wenn massiver Durchfall auftritt, sollten Sie die Ärzte informieren. Es könnte sich eine durch das Bakterium Clostridium difficile verursachte Diarrhoe dahinter verbergen, die oft im Zusammenhang mit einer Antibiotika-Anwendung auftritt.
- Wenn Sie zu entsprechenden Risikogruppen gehören, lassen Sie sich vor geplanten Krankenhausaufenthalten impfen (z.B. Pneumokokkenimpfung, Influenza-Impfung).