Studie zu Migräne - Kopfschmerz, der auch das Herz gefährdet
Erst schießt der Schmerz in den Kopf, dann geht gar nichts mehr - Menschen, die unter Migräne leiden, haben regelmäßig heftige Kopfschmerzen, oft begleitet von Übelkeit und Sehstörungen. Gut neun Millionen Deutsche sind Migränepatienten - meist Frauen. Und sie sind in Gefahr: Denn die Patientinnen erleiden öfter Schlaganfälle und Herzinfarkte.
Schon lange wird an den Ursachen für Migräne weltweit geforscht, doch sie zu finden ist nicht leicht, denn viele klassische Diagnoseverfahren, wie Röntgenbilder oder Blutanalyse zeigen bei der Migräne keine auffälligen Ergebnisse.
Zudem tritt der Migränekopfschmerz in plötzlichen Attacken auf - und während dieser Attacken möchten sich die meisten Betroffenen einfach nur verkriechen. Zum hämmernden Schmerz auf einer Kopfseite kommen nämlich oft auch Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit und Sehstörungen oder auch Schwindel. Der Berufsverband Deutscher Neurologen geht daher davon aus, dass sogar ein Fünftel der Frauen in Deutschland immer wieder unter Migräneanfällen leidet.
Die Migräne steckt in den Genen
Frauen sind deutlich häufiger von dieser Form des Kopfschmerzes betroffen. Und: Migräne ist vererbbar. Davon gehen zumindest die meisten Mirgäneforscher aus.
Die größte Studie zu den genetischen Ursachen von Migräne lieferte 2013 weitere erhärtende Indizien: Über 100 internationale Forscher analysierten dafür die Daten aus 29 Genom-Studien. Unter deren Teilnehmern waren auch rund 60.000 Migränepatienten. Knapp 30 genetische Faktoren für die Migräne in zwölf Hirnregionen wurden dabei entdeckt. Die untersuchenden Wissenschaftler erhofften sich davon neue individuelle Therapien, daran wird weiter geforscht. Die identifizierten Hirnregionen bestätigen aber auch den Zusammenhang zwischen Migräne und einer Störung der Blutversorgung im Gehirn als Ursache der Krankheit.
Schlaganfallgefahr bei Migränepatienten erhöht
Damit ist ein Phänomen präziser erklärt, dass schon lange durch diverse Studien belegt ist: Migränepatienten haben ein erhöhtes Risiko für den lebensgefährlichen Schlaganfall - und zwar unabhängig von anderen, weiteren Risikofaktoren, wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel.
So warnt zum Beispiel auch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft: Wer unter Migräneanfällen mit sogenannter Aura, also Seh- und Empfindungsstörungen vor der Schmerzattacke, leidet, dessen Schlaganfallgefahr steige um über 50 Prozent.
Bisher ist das nur bei Frauen nachgewiesen. Da es nur etwa halb so viele männliche wie weibliche Migränepatienten gibt, liegen dazu noch nicht genügend Daten vor. Da allerdings auch der Schlaganfall grundsätzlich durch eine Störung der Blutversorgung im Hirn ausgelöst wird - also ein Problem, das beide Geschlechter betreffen kann - liegt der Verdacht nahe, dass dies auch für männliche Migränepatienten gilt.
Doppelt so hohe Schlaganfallgefahr für Migränepatienten - das bestätigte vor wenigen Wochen auch ein Team aus Forschern der Charité Berlin und amerikanischen Kollegen, vor allem von der Harvard Medical School in Boston. Doch ihre Ergebnisse weisen noch auf eine zweite große Gefahr für Migränepatienten hin.
Neue Studie: Auch das Herz ist in Gefahr
Das Team untersuchte Langzeitdaten von über 115.000 Menschen, darunter knapp 18.000 Migränepatienten. "Unsere Auswertung legt nahe, dass Migräne als ein wichtiger Risikomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrachtet werden muss, insbesondere bei Frauen", erklärt der Studenleiter, Prof. Tobias Kurth vom Institut für Publice Health der Charité. Denn die Auswertung zeigte: Auch das Herzinfarktrisiko war deutlich erhöht bei Migränepatientinnen - nämlich um fast 40 Prozent.
Und: In dieser Studie konnte nachgewiesen werden, dass die höheren Risiken für kardiovaskuläre Erkrankungen, die Herzinfarkt und Schlaganfall bedingen, sogar unabhängig von der Frage war, ob der Migränepatient vor den Anfällen eine Aura sieht oder nicht. Bei früheren Studien - besonders zu Schlaganfall und Migräne - waren die Wissenschaftler von einem engeren Zusammenhang mit dem Auraphänomen ausgegangen.
Wie genau bestimmte Genkombinationen die Migräne verursachen, das wird noch erforscht. Ebenso, wie man aus den Studienergebnissen neue Therapien für Migränepatienten entwickeln kann. Auf jeden Fall steht aber fest: Wer unter Migräne leidet, sollte sich mit besonderem Fokus auf Gefäßkrankheiten regelmäßig checken lassen.