Für Lehrer

Die methodisch-didaktische Anlage der "Aktion Schulstunde"

dpa

Informationen für Lehrerinnen und Lehrer

Auf die Frage "Was bedeutet denn Heimat für dich?" findet man so schnell keine allgemein gültige Antwort. Das Zuhause? Die Region? Der Lieblings-Fußballclub? Der Heimatbegriff vereint viele Facetten. Für jeden stehen hierbei andere Aspekte im Vordergrund – seien es Elternhaus, räumliches Umfeld oder Freundeskreis. Klar ist dabei eins: Heimat prägt uns. Sie ist für viele eine verlässliche Größe im Lebenslauf. Umso wichtiger ist es, sich über seine Heimat Gedanken zu machen und sie bewusst zu erleben.

Die ARD-Themenwoche 2015 zum Thema "Heimat" zeigt, dass das Gefühl von Heimat nicht ausschließlich mit Orten, sondern auch mit Erfahrungen zusammenhängt. Daraus entsteht eine Vielfalt an Zugängen zu dem Thema. Das Unterrichtsmaterial möchte mit einem umfangreichen Angebot an Projekten, Filmen und Ideen die Neugier der Kinder wecken – auf Heimat als Umgebungs-, Gefühls- und als Gestaltungsraum.

Das Unterrichtsmaterial richtet sich fächerübergreifend an Schülerinnen und Schüler der 3. bis 6. Klasse. Einige Themen und Aufgaben sind auch für jüngere Kinder geeignet. Das Material ist so konzipiert, dass sowohl einzelne Übungen als auch ganze Reihen für den Unterricht genutzt und angepasst werden können. Zahlreiche handlungsorientierte Aufgaben stehen Ihnen zur Verfügung. Aufgaben aus dem kognitiven Bereich liegen in Differenzierungsstufen vor, sodass sich das Material im Ganzen für den inklusiven Unterricht eignet.

Diese "Aktion Schulstunde" möchte nicht nur die Vielfalt von Heimat in den Vordergrund stellen. Mit ihren abwechslungsreichen Projekten und spannenden Aktivitäten möchte sie auch dazu anregen, die eigene Heimat bis in die Klasse hinein aktiv und positiv zu gestalten.

Drei Schwerpunkte

Das Unterrichtsmaterial ist in drei Themenbereiche gegliedert, die unterschiedliche Aspekte von Heimat hervorheben. Zu jedem Teil gibt es einen Kurzfilm mit dem kleinen Philosophen Knietzsche, der speziell für die "Aktion Schulstunde" konzipiert wurde und altersgerecht auf die Themen einstimmt.

Heimat fühlen

Was ist Heimat? Was ist meine Heimat? Der Themenbereich möchte ein Gespür für die individuelle Umgebung vermitteln. Einführend kann zunächst mit Hilfe eines Sachtextes der Begriff geklärt werden. Eine naheliegende Zugangsmöglichkeit für die Schülerinnen und Schüler ist sicherlich das eigene Zuhause. Mit einer Heimat-Collage erforschen die Kinder ganz individuell, was ihnen daran wichtig ist. Dabei können drei Arbeitsaufträge nacheinander gestellt werden: "Wo bist du zu Hause?", "Wer gehört zu deinem Zuhause?" und "Was ist um dein Zuhause herum?". Schrittweise kann so die Collage in konzentrischen Kreisen weiter wachsen: In der Mitte steht das eigene Zuhause, als nächstes kommen die Menschen, die zu dem Zuhause dazugehören, und schließlich die räumliche Umgebung.

Heimat vermissen

Die eigene Heimat kann man aus den unterschiedlichsten Gründen verlassen oder sogar verlieren. Kinder kommen unmittelbar mit solchen Erlebnissen und Geschichten in Berührung. Vielleicht stößt jemand Neues zur Klassengemeinschaft hinzu, vielleicht kommt die eigene Familie aus einem anderen Land, oder die Eltern trennen sich und man muss plötzlich umziehen. Manche Kinder flüchten sich auch in virtuelle Computerspiel-Welten - gerade, wenn sie mit ihrem Umfeld Schwierigkeiten haben.

Dieser Themenbereich möchte die Schülerinnen und Schüler sensibilisieren für Situationen, in denen Heimat problematisch sein kann. Dabei wird auch in die Flüchtlingsthematik eingeführt. Außerdem reflektiert die Klasse unterschiedliche schwierige Situationen und erarbeitet positive Strategien für den Umgang damit. So können die Kinder ein Willkommenskonzept für Neuankömmlinge erarbeiten, sich Tipps gegen Heimweh geben oder in einem Rollenspiel ausprobieren, wie man in unbekannten Situationen neue Freundschaften knüpfen kann.

Heimat finden

Ganz gleich, welche Erfahrungen ein Mensch mitbringt – auch eine neue Umgebung kann zur Heimat werden. Grundlage dafür ist eine Offenheit für die Besonderheiten der anderen und die gegenseitige Akzeptanz. Die Kinder sollen die Erfahrung machen, wie spannend Spiele, Musik, Feste und Speisen aus anderen Kulturen sein können.

In diesem Themenbereich geht es darum, den Austausch zu fördern und den vielfältigen kulturellen Ursprüngen der Klassengemeinschaft Raum zu geben. Schülerinnen und Schüler können ihre Heimatländer oder bestimmte Feste und Traditionen ihrer Familie vorstellen. Als Einstimmung dazu findet sich im Material unter anderem das Porträt zweier sorbischer Kinder sowie die Geschichte von Catharina Rust, die als Kind im Dschungel aufgewachsen ist. Außerdem geht es um Wünsche und Fantasien, zum Beispiel mit dem Diorama "Traumwelt im Schuhkarton". In einem Heimat-Frühstück mit Gästen kann die Beschäftigung mit dem Thema seinen Abschluss finden. Das gibt der Klasse auch die Möglichkeit, die bisher erarbeiten Teilprojekte zu präsentieren.
Das Material

contrastwerkstatt/Fotolia

Das Unterrichtsmaterial zur "Aktion Schulstunde" lässt sich in vielen Fächern einsetzen. Es ist nach dem Baukasten-Prinzip aufgebaut und muss nicht zwingend komplett genutzt werden. Wir möchten mit dem Material vielmehr anregen und unterstützen: Lehrerinnen und Lehrer sind eingeladen, eigene Schwerpunkte zum Thema Heimat zu setzen und gezielt Inhalte auszuwählen. So können sie bereits konzipierte Unterrichtsreihen mit dem Material ergänzen und dadurch vielleicht sogar neue Zugänge zu Lehrplanthemen finden. Das Lernangebot ist sehr gut in inklusiven Klassen einsetzbar.

Ihnen steht dabei das folgende Material zur Verfügung:

- Mit drei Filmclips gibt der kleine Philosoph Knietzsche Einführungen in die Schwerpunkt-Bereiche. Die Clips stehen zum Download zur Verfügung und sind für den Einsatz im Unterricht freigegeben.

- Im Mittelpunkt steht das handlungsorientierte Lernen und die eigene Reflexion. Neben Rollenspielen, Bewegungsaufgaben und Basteleinheiten gibt es außerdem kurze Sachtexte und Porträts, die lebensnahe Anregungen und Diskussionsstoff für die Schülerinnen und Schüler bieten. Alle Texte stehen auch als Audio-Dateien zur Verfügung. Gerade für den inklusiven Unterricht bieten sich so unterschiedliche Zugangswege zu den Inhalten.

- Die Sachtexte haben wir optisch in zwei Bereiche untergliedert. Der erste Teil des Textes, blau gedruckt, ist als eigene, in sich abgeschlossene Sinneinheit mit einfachen, kurzen Sätzen verfasst. Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt Lernen oder einer schwächeren Aufmerksamkeit können so nur diesen ersten Abschnitt lesen.

- Aufgaben in verschiedenen Differenzierungsstufen: Die erste Aufgabe a ist immer mit dem ersten Teil des Textes lösbar und bewusst einfach gehalten. Die nächste Aufgabe b beruht auf dem Verständnis des gesamten Textes. Darüber hinaus bieten weitere Aufgaben die Möglichkeit zu Transferleistungen. Alle Arbeitsblätter und Anregungen für kreative Aktionen können als PDF heruntergeladen und ausgedruckt werden.
Drei Aufgabentypen

Die Lernangebote und Aufgaben sind in drei Bereiche aufgeteilt:

Mach dich schlau!

Dieser Bereich will Wissen vermitteln und einen Einblick in fremde Lebenswelten geben. Hier erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler Grundlagen, die bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Heimat eine Rolle spielen.

Das Material besteht zum einen aus kurzen Sachtexten und Porträts, zum anderen aus Aufgaben zu diesen Texten.

Diese Aufgaben sind unterschiedlich schwierig, sodass auch leistungsschwache Schüler sich den Inhalten annähern können. Wenn die Sachtexte von handlungsorientierten Aufgaben begleitet sind, können alle Schülerinnen und Schüler diese entsprechend ihrer Fähigkeiten lösen. Alle Sachtexte und Porträts liegen auch als Audios vor.

Was denkst du?

Reflexion steht bei diesen Aufgaben im Vordergrund. Dabei wechseln sich kreative Arbeitsergebnisse mit Aufgaben zur Textproduktion ab.

So können sich die Kinder mit einer Collage mit ihrem Zuhause und ihrem Umfeld auseinandersetzen oder gestalten eine Traumwelt im Schuhkarton. In einem Medientagebuch erfassen sie ihren Medienkonsum und denken anschließend darüber nach, warum Kinder wohl in virtuelle Computerwelten entfliehen. Außerdem schreiben sie Briefe an nahestehende Menschen, beschreiben für sie wichtige Rituale oder verfassen Rezepte gegen Heimweh.

Macht was zusammen!

Hier geht es ums Miteinander: zum Beispiel spielerisch eine Heimat-Schatztruhe packen oder mit einem Legespiel Dialektwörter kennenlernen, gemeinsam einen Heimat-Führer zusammenstellen oder Willkommenskarten für neue Klassenkameraden gestalten.

Mit Klassen-Aktionen und Erlebnissen, wie einer Heimat-Disko oder einem heimatlichen Frühstück mit Gästen, lässt sich die kognitive Auseinandersetzung mit dem Thema Heimat sinnvoll ergänzen und abrunden.
Gemeinsames Lernen

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Wir haben einen Großteil der Lernangebote im Unterrichtsmaterial handlungsorientiert gestaltet. Mit praktischen, kreativen und interaktiven Elementen ergänzen wir den Umgang mit dem Thema Heimat zusätzlich zu dessen kognitiver Erschließung. So finden alle Schüler mit ihren verschiedenen Lernmethoden und Begabungen den Zugang zu diesem komplexen, emotionalen und vielseitigen Thema.

Die Arbeitsaufträge haben wir für Lerngruppen konzipiert, in denen Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Lernniveaus zusammenarbeiten. Im Austausch mit anderen kann jedes Kind mit seinen individuellen Fähigkeiten dazu beitragen die Aufgabe zu lösen. Beim gemeinsamen Lernen in inklusiven Klassen ist die Arbeitsteilung eine wichtige Lösung, weil leistungsstarke und leistungsschwache Schülerinnen und Schüler voneinander profitieren.

Im Bereich "Mach dich schlau!" finden sich Aufgaben mit eher kognitiver Ausrichtung. Sie sind in verschiedene Differenzierungsstufen aufgefächert. Schüler mit Schwierigkeiten bei textlichen und schriftlichen Aufgaben können so schnell in den Unterricht integriert werden.

Wir haben zudem jeden Sachtext mit einem optisch abgesetzten Vorspann versehen. Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt Lernen und Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten finden in diesem kurzen Text einen Zugang zum Thema. Außerdem lassen sich die Sachtexte auch als Audios anhören. Das erleichtert nicht nur Kindern mit Beeinträchtigung beim Sehen den Zugang zur Information, sondern auch schwächeren Lesern. Sie können entweder nur hören oder beim Zuhören mitlesen.

Die Aufgaben zu den Texten haben wir zu einem Großteil in drei Schwierigkeitsstufen ausdifferenziert. Ein Arbeitsauftrag fokussiert sich auf den optisch abgesetzten Vorspann und ist bewusst sehr einfach gehalten. So finden auch kognitiv schwächere Schülerinnen und Schüler einen Zugang zum Thema.

Der nächste Schritt ist meistens eine Aufgabe zum Textverständnis, die sich auf den ganzen Text bezieht. Zusätzlich werden noch Transferaufgaben gestellt. Schülerinnen und Schüler können hier das Gelesene auf ihren Alltag, sich selbst oder ihr Umfeld übertragen.

Gemeinsames Lernen zeigt in jedem Falle, dass wir von den Unterschieden profitieren können. Alle Beteiligten werden sich ihrer Stärken bewusst und lernen ihre Schwächen kennen. Andere inspirieren und sich inspirieren lassen: inklusives Lernen verdeutlicht auch, wie vielfältig und reichhaltig unsere Welt und damit auch unsere Heimat ist.
Stationenlernen

Das Unterrichtsmaterial wurde von uns so angelegt, dass Schülerinnen und Schüler sich auch selbstständig in Stationen mit den unterschiedlichen Themen und Aufgaben befassen können. Die Kinder können und sollen bei den Lernangeboten selbst mitentscheiden, mit welchen Bereichen sie sich intensiver auseinandersetzen wollen.

Der Bezug zur eigenen Heimat und der Umgang mit der eigenen Umgebung hängt bei Kindern nicht nur vom Entwicklungsstand ab. Wie wird im Elternhaus mit dem Thema Heimat umgegangen, und welche Werte werden diesbezüglich vermittelt? Hat das Kind einen Migrationshintergrund oder ist es schon mehrfach umgezogen? Eigene Erfahrungen spielen hierbei eine große Rolle. Diese sollen und dürfen in die Bearbeitung der Aufgaben einfließen und können beim abschließenden Besprechen der Aufgaben zur Geltung kommen.

Gegliedert wird das Unterrichtsmaterial in Einzel- und Partneraufgaben sowie handlungsorientierte Gruppenarbeiten. Die Lernangebote in den Aufgabenbereichen "Mach dich schlau!" und "Was denkst du!" eigenen sich sehr gut zum Stationenlernen. Mit dem dritten Bereich "Macht was zusammen!" wird das individuelle Arbeiten durch Gruppenaktivitäten erweitert. Dort finden sich Angebote und Anregungen zu gemeinsamen Erlebnissen, Spielen und Diskussionen.

Während die Schülerinnen und Schüler eigenständig arbeiten, können sie beim Stationenlernen auch immer das Bedürfnis nach einem Gespräch signalisieren. Damit haben Sie als Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit, individuell auf die Kinder einzugehen.
Eltern einbeziehen

Wir haben das Material auch mit dem Ziel angefertigt, Kinder mit ihren Eltern oder Großeltern ins Gespräch zu bringen. "Heimat" ist weitreichend. Neben der Schule und der Klassengemeinschaft ist der wichtigste Bezugspunkt natürlich das Elternhaus, der Familienkreis und das soziale Umfeld in der Freizeit.

Das Material fordert dazu auf, die eigene Umgebung wahrzunehmen. Wer gehört zu meinem Zuhause? Wie ist das bei anderen? Welchen Begriff von Heimat leben wir in unserer Familie? Was verstehen meine Eltern darunter? Wo kommt meine Familie her, welche Traditionen und Rituale lebt sie? Welche Werte werden mit diesem Thema verbunden?

Die Kinder sollen ermutigt werden, ihren Eltern solche Fragen und Ideen nahezubringen. Wenn die Familien im Vorfeld über das Projekt informiert werden, ist es erfahrungsgemäß einfacher, sie einzubeziehen. Die "Aktion Schulstunde" hat eine Seite eingerichtet, um _Eltern direkt anzusprechen und sie über die Inhalte und Ziele des Materials aufzuklären.

Lernen Sie mit Ihrer Klasse verschiedene "Heimaten" kennen! Wir wünschen Ihnen einen bereichernden Austausch.