2. Liga - Hertha und der KSC: Freunde, die sich nichts schenken wollen

Die Fan-Freundschaft zwischen Hertha und dem KSC sorgt immer wieder für besondere Atmosphäre. Im Olympiastadion dürften die Sympathien am Samstag allerdings in den Hintergrund rücken. Gerade die Berliner können sich keine Pleite erlauben.
Fakten zum Spiel
- Hertha BSC und den KSC verbindet seit 1976 eine enge Fanfreundschaft
- Am Samstag (13 Uhr) wollen die Berliner endlich mal wieder einen Heimsieg feiern. Den letzten Erfolg im Olympiastadion gab es Ende Oktober
- In Braunschweig beendete Hertha am vergangenen Spieltag eine Durststrecke von sieben sieglosen Partien in Serie. Vielleicht ein gutes Omen: Zwei Siege in Folge gelangen den Berlinern zuletzt am 9. und 10. Spieltag - gegen Braunschweig und den KSC
- Der KSC konnte 2025 gegen keine Mannschaft gewinnen, die zum Duellzeitpunkt in der Tabelle schlechter platziert war. Hertha ist derzeit 14., Karlsruhe 10.
- In den vergangenen acht Pflichtspielen zwischen beiden Teams fielen 37 Tore, immer mindestens vier pro Partie
So läuft es sportlich beim KSC
Der Leistungsunterschied zwischen Hin- und Rückrunde könnte für die Karlsruher kaum größer sein. Während es noch mit Aufstiegshoffnungen und auf dem zweiten Platz in die Winterpause ging, sind die Baden mittlerweile ordentlich abgerutscht. Seit dem Jahreswechsel gab es nur noch zwei Siege und sie dümpeln mittlerweile im Tabellenmittelfeld. "Die Saison ist für uns gefühlt rum", sagt KSC-Fan und Podcaster Niklas Scheuble.
Dass die starken Leistungen der Hinrunde wohl kaum gehalten werden könnten, dass sei ihm von vornherein klar gewesen, sagt der Gegner-Experte. "Da lief vieles zu rund und es hat nicht wirklich das tatsächliche Potential unseres Teams wiedergespiegelt." Trotzdem habe es einen zentralen Knackpunkt gegeben, der die gesamte Saison verändert hätte: den Verkauf von Stürmer Budu Zivzivadze.
Der George wechselte in der Winterpause zu Heidenheim in die Bundesliga. Ein herber Verlust, sagt Scheuble. "Man hat den besten Stürmer abgegeben. Und das ist dann auch ein Signal an die Mannschaft, dass die Vereinsführung nicht mehr unbedingt darauf pocht, unter die ersten drei zu kommen." Im Trikot der Karlsruher hatte Zivzivadze in der Hinrunde die Torjäger-Tabelle mit zwölf Treffern angeführt.
Das bewegt die Karlsruher Fans
Das Duell der Freunde wird erneut für Gänsehaut-Stimmung im Olympiastadion sorgen. 60.000 Zuschauer werden erwartet, darunter auch 5.575 Karlsruher. Beide Fanlager werden ihre Sympathien füreinander wie gewohnt lautstark kundtun und auch mit einer gemeinsamen Choreografie wird wohl zu rechnen sein. "Wir schätzen und lieben die Freundschaft zu den Herthanern total. Ich habe auch unabhängig von der Fan-Freundschaft eine große Sympathie für den Verein", sagt Scheuble.
Doch trotz der Freundschaft gibt es im KSC-Fanlager wohl große Einigkeit: Ein Gastgeschenk in Form von Punkten, will man den Kompanen aus der Hauptstadt nicht bereiten. Auch wenn die Berliner es im Anbetracht der Tabellensituation dringender nötig hätten als der KSC. Denn das könne sich auch schnell wieder ändern, sagt Scheuble. "In der 2. Liga ist gefühlt alles möglich. Deswegen wäre es mir schon lieb, wenn wir so schnell wie möglich die 40-Punkte-Marke knacken und auch noch darüber hinaus ein bisschen was holen – und das natürlich auch gerne in Berlin. Da lasse ich für 90 Minuten die Freundschaft ruhen."
Auf diesen Spieler sollte Hertha besonders achten
Nach dem Abgang von Top-Torjäger Zivzivadze liegt der Fokus beim KSC vor allem wieder auf einem Spieler: Marvin Wanitzek ist seit 2017 der überragende Leistungsträger im Trikot der Karlsruher. Vor acht Jahren schloss sich der heute 31-Jährige den Baden in der 3. Liga an und entwickelte sich schnell zum Regisseur im Angriff. Auch in dieser Saison liegt er mit neun Toren und neun Vorlagen wieder auf Platz zwei der ligaweiten Scorerliste und stieg zum Mannschaftskapitän auf.
"Marvin Wanitzek ist jetzt schon eine KSC-Legende", schwärmt Scheuble. "Er ist der absolute Antrieb und Motor unseres Spiels. Wenn wir es schaffen, ihn in Szene zu setzen, dann ist er der Unterschiedsspieler. Ein bisschen so wie Fabian Reese bei Hertha."
Das sagen die Trainer
Christian Eichner (KSC): "Wir erhoffen uns in der zweiten Hälfte der Rückrunde zum einen bessere Leistungen, mehr Konstanz in den Leistungen und hoffentlich auch mehr Punkte. Es gilt in der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, wieder einen Tick zuzulegen. Die Hertha hat einen unfassbaren Kader. Ich erwarte von meiner Mannschaft einen lustvollen und kraftvollen Auftritt, der uns allen Spaß macht."
Stefan Leitl (Hertha BSC): "Die Sehnsucht nach einem Heimsieg ist groß – gerade vor so einer Kulisse. Wir treffen auf einen Gegner mit viel Erfahrung, die Mannschaft ist eingespielt, hat klare Abläufe und arbeitet lange mit Christian Eichner zusammen. Wir werden ans Limit kommen müssen, um dieses Spiel zu gewinnen. Aber wir sind überzeugt, dass wir das Ding ziehen können."
So könnte Hertha spielen
Nach dem 5:1-Befreiungsschlag in Braunschweig vor zwei Wochen gibt es für Trainer Stefan Leitl aus Gesichtspunkten der Leistung eigentlich keine Notwendigkeit, die Startaufstellung zu verändern. Allerdings könnten ihm Verletzungen einen Strich durch die Rechnung machen.
Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny, der in 25 der bisherigen 26 Liga-Spiele jeweils über 90 Minuten auf dem Platz stand, hatte das Training am Dienstag wegen Leistenproblemen abbrechen müssen. Zudem war Pascal Klemens im U20-Länderspiel mit einem Gegenspieler zusammengeprallt. "Wir haben die Hoffnung, dass es bei beiden klappt", sagte Leitl am Donnerstag. "Beide trainieren noch individuell. Wir hoffen, dass sie morgen zur Mannschaft stoßen. Wenn sie das Abschlusstraining absolvieren können, werden beide im Kader stehen."
Sollte es nicht reichen, würde als Ersatz auf der Außenverteidigerposition Michal Karbownik bereitstehen. Im defensiven Mittelfeld könnten Diego Demme oder Andreas Bouchalakis für Klemens ins Spiel kommen.
Herthas mögliche Startelf: Ernst - Gechter, Leistner, M. Dardai - Kenny, Klemens, Zeefuik - Cuisance, Maza - Reese, Scherhant
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich sage, wir spielen 2:2 und teilen uns die Punkte", sagt Niklas Scheuble.
Der Redaktionstipp: Hertha knüpft an den starken Auftritt vor der Länderspielpause an und holt den ersten Heimsieg seit Oktober. 2:1 für die Berliner.
Sendung: rbb24, 27.03.2025, 21:45 Uhr