Viele rote Äpfel im Supermarkt (Quelle: imago images / Belga)
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Obst | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Äpfel: Gespritzt wird so gut wie überall

Äpfel werden "gespritzt", also mit Pestiziden vor Schädlingen geschützt. Doch wo sind die Grenzen für den Einsatz - und welche Äpfel sind am wenigsten belastet?

Äpfel einkaufen - keine schwierige Sache. Gut schmecken sollen sie, fein säuerlich am besten. Dann noch bitte aus der Region. Aber nicht allzu teuer. Und geht das auch in bio?
 
Doch nicht so einfach.
 
Und wenn man jetzt noch darüber nachdenkt, was man immer wieder in den Nachrichten hört oder liest: Gespritzt sollen die Äpfel sein, Pestizide über Pestizide - da wird der schöne englische Spruch "An apple a day keeps the doctor away" (sinnübersetzt ins Deutsche "Ein Apfel am Tag, mit dem Doktor kein Plag") doch geradezu bissig.
 
Aber stimmt das denn? Sind Äpfel wirklich immer wieder stark belastet? Wie kann ich denn als Verbraucher erkennen, ob der Supermarkt-Apfel gespritzt worden ist oder nicht? Und welche Lieferländer- oder Regionen sind wie sicher - oder wie pestizidbelastet?
 
Fangen wir an!

Gespritzt, aber dennoch essbar?

Die Expert:innen des Verbrauchermagazins Ökotest bringen die Sachlage gegenüber SUPER.MARKT auf den Punkt: "Im konventionellen Anbau muss man immer damit rechnen, dass es zum Einsatz von Spritzgiften kommt." Allerdings sei die Pestizidbelastung von Äpfeln in der Regel im Vergleich zu anderem Obst wie Erdbeeren oder Bananen eher gering. "Das liegt nicht etwa an einem geringeren Einsatz von Spritzgiften, sondern daran, dass sie weder kurz vor noch nach der Ernte gespritzt werden dürfen, und so die meisten Pestizide bereits abgebaut sind. Zudem werden sie in großen Wasserbädern für den Verkauf vorbereitet, so dass Pestizide auf der Schale teils abgewaschen werden", erläutern die Verbraucherschützenden.
 
Dass Pflanzenschutzmittel benutzt werden, diene "der Bekämpfung von Schädlingen und dem Schutz vor Pflanzenkrankheiten und damit auch der Qualitätssicherung und Verbrauchersicherheit", erklärt eine Sprecherin des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

Gegenstück Bio-Apfel?

Auch Bio-Äpfel dürfen behandelt werden, allerdings werden im Ökolandbau grundsätzlich keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel bzw. Pestizide eingesetzt. "Das ist in der EU-Öko-Verordnung 2018/848 so definiert und gilt übrigens für alle Bio-Lebensmittel, die in der EU verkauft werden, also ganz unabhängig vom Ursprungsort", so Friedhelm von Mering, Referent beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) gegenüber SUPER.MARKT.
 
Er erläutert weiter: "In einer 'Monokultur' wie einer Obstplantage ist aber zur Vermeidung großer Ernteausfälle in den meisten Jahren auch der Einsatz von Bio-Pflanzenschutzmitteln notwendig." Welche Mittel eingesetzt werden dürften, sei ebenfalls in der EU-Öko-Verordnung festgelegt: "Alle Stoffe müssen Naturstoffe sein, also bereits in der Natur vorkommen, so dass die Folgen ihrer Anwendung besser absehbar sind als bei synthetischen Wirkstoffen, die es so in der Natur noch nie gegeben hat. Die Mittel können biologischer Natur (z. B. Pflanzenextrakte) oder mineralischer Natur sein (z. B. Gesteinsmehle oder Schwefel), auch Mikroorganismen wie Hefen oder Bakterien-Präparate (z. B. Bacillus thuringensis) sind zulässig, solange diese nicht gentechnisch manipuliert werden."

Können Verbrauchende das Spritzgift erkennen?

Zurück zum konventionellen Apfel. Im Supermarkt sind wir Verbrauchenden trotz allen Vorwissens immer noch auf uns gestellt: Wurde dieser Apfel gespritzt oder nicht - und mit welchen Spritzgiften? Diese Frage ist leider mit bloßem Auge - oder durch einen Geschmackstest - nicht zu klären. Nur im Labor lässt sich herausfinden, welche Pestizide und Stoffe auf und in dem Apfel stecken. "Ohne den Einsatz wissenschaftlicher Messverfahren lassen sich Lebensmittel nicht auf eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln überprüfen", erklärt die Sprecherin des Bundesinstituts für Risikobewertung gegenüber SUPER.MARKT.
 
Weiter erklärt sie: "Aufgrund der praktischen Unvermeidbarkeit ihres Einsatzes und entsprechend umfänglicher Sicherheitsbewertungen sind Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf Obst und Gemüse bis zu einer festgelegten Grenze erlaubt, den sogenannten Rückstandshöchstgehalten (RHG)." Der RHG gebe an, welche Menge eines Pflanzenschutzmittelwirkstoffs ein Lebensmittel höchstens enthalten darf. Dabei müssten die RGH dem ALARA-Prinzig folgen: "As Low As Reasonably Achievable", also nur so niedrig wie möglich sein. Diese Werte lägen in der Regel deutlich unter den für die betreffenden Mittel gesundheitlich relevanten Referenzwerten, so die Sprecherin des BfR. Wird der RHG eines Wirkstoffs überschritten, ist das Lebensmittel nicht verkehrsfähig.
 
Die amtliche Lebensmittelüberwachung der Bundesländer prüfe in umfangreichen Kontrollprogrammen, ob die gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalte (RHG) eingehalten würden. Durch hochpräzise Nachweismethoden lassen sich auch noch so kleine Spuren von Pflanzenschutzmitteln und ihren Abbauprodukten auf Lebensmitteln finden, so die Experten des BfR. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten also gewiss sein, dass ihre Lebensmittel sicher sind.

Welcher Apfel ist am wenigsten behandelt?

Dennoch: Wenn wir Verbrauchenden nun die Wahl haben zwischen Äpfeln aus dem Alten Land, aus Südtirol, aus Neuseeland oder aus Argentinien - welche sollten wir denn nun nehmen, um möglichst wenig Pestizide aufzunehmen?
 
Grundsätzlich gelten die eben beschriebenen Rückstandshöchstgehalte ja für alle Äpfel (und andere Obst- und Gemüsesorten), die in Deutschland verkauft werden, egal, woher sie kommen. Der Ernährungswissenschaftler Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) erklärt gegenüber SUPER.MARKT, dass nur sehr kleine Mengen an Äpfeln tatsächlich eine Höchstmengenüberschreitung verzeichnen: "Im letzten Berichtszeitraum waren das bei Äpfeln 0,2 % der Proben." Generell - also bei allen Obst- und Gemüsesorten, die kontrolliert werden - sei eine Höchstmengenüberschreitung bei Produkten aus Deutschland am geringsten.

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Waschen und Abreiben

Welchen Apfel nun also kaufen? Das entscheiden Sie am besten nach Geschmack. "Wer sichergehen möchte, entscheidet sich für Äpfel aus ökologischem Anbau. Diese werden nicht mit synthetischen Pestiziden behandelt und haben noch andere ökologische Vorteile", sagt BZfE-Experte Seitz. Die Empfehlung der Verbraucherschützer:innen von Ökotest lautet, dann aber am besten auch aus der Region zu kaufen.
 
Und eines gilt für alle Äpfel, ob bio oder konventionell, ob Altes Land oder Argentinien: "Um die Aufnahme unerwünschter Stoffe so gering wie möglich zu halten, sollte man Äpfel mit warmem Wasser waschen und mit einem Tuch gründlich abreiben. Mögliche anhaftende Rückstände lassen sich so gut beseitigen. Die Früchte müssen nicht geschält werden, zumal unter und in der Apfelschale viele Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe sitzen", so Seitz' Empfehlung.