Ein Schlosser muss eine Tür aufbohren (Quelle: IMAGO/Götz Schleser)
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Geld | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Schutzbrief Haus und Wohnen: Für den Notfall?

Ein Schutzbrief fürs Haus - mit diesem Versicherungsprodukt sollen wir in allen Notfällen abgesichert sein: Tür zu, Waschmaschine leck, Rohr dicht. Aber: Sind wir das damit auch?

Schutzbriefe kennen Autohalter - die meisten von uns haben einen, von einem Automobilclub oder einer Versicherung, um in allen Pannenfällen abgesichert zu sein und auf Soforthilfe zählen zu können. Aber Haus- und Wohnungsschutzbriefe? Sind nicht ganz so bekannt. Sie sollen - analog zu den Automobil-Schutzbriefen - ebenfalls im Notfall einspringen. Etwa, wenn der Schlüsselnotdienst her muss, ein Klempner ein leckes Rohr besser sofort reparieren sollte - oder ein Schädling um die Ecke guckt. Denn solche Notfälle werden von den normalen Hausratversicherungen nicht abgedeckt.

Das Versprechen von Allianz, Gothaer, HUK & Co: Notfallhilfe bis 500 Euro

Der Wohnungsschutzbrief gilt als Vollkaskoschutz für Mieter:innen und Eigentümer:innen hinsichtlich der Wohnung oder des Hauses. Er wird ohne Selbstbeteiligung angeboten. Aber: Er kann nur zusammen mit einer Hausratversicherung abgeschlossen werden - eine Hausratversicherung kann preiswerter auch ohne Schutzbrief abgeschlossen werden.
 
Neben dem finanziellen Ausgleich für die ganz "normalen" Notfälle, die in Haus und Wohnung so vorkommen können, bieten Versicherer auch abwegigere Leistungen mit dem Schutzbrief an. So wird bei manchen etwa die Kinderbetreuung bei Eintreten eines Notfalls bezahlt, die Stellung einer Ersatzwohnung im Notfall, die Unterbringung von Tieren, das Notheizen - oder es gibt Soforthilfe, wenn Zahlungsmittel im Ausland abhandengekommen sind.
 
Die Bandbreite der versicherten Risiken unterscheidet sich von Versicherer zu Versicherer. Wichtig: In der Regel gibt es eine Deckelung der Leistungen, sie liegt meist bei 500 Euro je Schadensfall. Die Versicherer leisten bis zu 1.500 Euro im Jahr.
 
Die Kosten liegen grob zwischen drei und fünf Euro im Monat. Anbieter wie etwa HUK, Gothaer oder Allianz verprechen dafür eine 365-Tage-Erste-Hilfe, kompetente Ansprechpartner direkt am Telefon und geprüfte Handwerker und Dienstleister aus dem Netzwerk der jeweiligen Versicherung.
 
Die Frage ist: Was können diese Schutzbriefe tatsächlich? SUPER.MARKT hat bei Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip-Chefredakteur, nachgefragt.

SUPER.MARKT: Ein "Schutzbrief Haus und Wohnen" - lohnt sich der?

Hermann-Josef Tenhagen: Ehrlich gesagt, meist nicht. Das Geld für den Notfall zu sparen ist die bessere Alternative. Denn prinzipiell ist es so, dass ich immer dann eine Versicherung haben sollte, wenn ich das Risiko im Zweifel nicht tragen könnte. Das ist zum Beispiel der Grund, warum man eine Haftpflicht fürs Auto hat, eine Privathaftpflicht, eine Krankenversicherung oder Wohngebäudeversicherung.
 
Bei den meisten anderen Sachen ist es dann eher so, dass es die bessere Option ist, das Geld zur Seite zu legen und nicht den Versicherer noch zusätzlich zu finanzieren.

SUPER.MARKT: Was sollte ich also tun, bevor ich so einen Schutzbrief bezahle?

Hermann-Josef Tenhagen: Also, wenn Sie noch kein Tagesgeldkonto haben, aber über eine solche Versicherung nachdenken, dann ist das irgendwie die falsche Reihenfolge. Denn das klassische Tagesgeldkonto wäre wirklich eine Alternative.
 
Sinnvoll wäre es auch, mal die Notfälle durchzugehen, die so passieren könnten: Der Schlüssel steckt von innen, ein Rohr muss gereinigt werden, der Kühlschrank muckt … Überlegen Sie, welche Optionen Sie ohne teuren Schutzbrief haben. Etwa: Wer von den Nachbarn bekommt einen Schlüssel? Und versuchen Sie immer mitzudenken, dass Notdienste gerade am Wochenende sehr teuer sind - könnten Sie es also bis zu den normalen Geschäftszeiten eines Schlossers auch ohne Zugang zu Ihrer Wohnung schaffen?

SUPER.MARKT: Wenn ich nun doch unbedingt einen solchen Schutzbrief haben möchte, auf was sollte ich achten?

Hermann-Josef Tenhagen: Zuerst - ich wiederhole mich - würde ich immer die Überlegung anstellen: Brauche ich das oder reicht das Tagesgeldkonto? Bei Finanztip raten wir ab. Und dann die zweite Frage: Was will ich denn genau von dieser Versicherung? Was sollen die tun? Und dafür muss ich im Zweifel ins Kleingedruckte rein und die Leistungen der einzelnen Versicherer vergleichen. Stehen die wirklich bei all meinen Notfällen parat?

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Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 02.10.2024.