Geld in, auf, neben einer Mehrfachsteckdose (Quelle: IMAGO/Schöning)
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Geld | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Energieversorger: Wechselwillig?

Soll ich oder soll ich nicht? Sie sollen! Den Stromanbieter wechseln. Wir zeigen, wie man den richtigen Anbieter findet und wie der Wechsel klappt.

Fünf Milliarden Euro zahlen deutsche Haushalte zu viel für Strom - zu diesem Ergebnis kommt das Vergleichsportal Verivox Mitte Mai 2024. Der Hauptgrund dafür sei Bequemlichkeit, erläutern die Expert:innen von Verivox.
 
So verblieben fast ein Viertel aller deutschen Stromkunden - rund zehn Millionen Haushalte - in den Grundversorgungstarifen des örtlichen Versorgers. Obwohl diese die "mit Abstand teuerste Tarifgruppe" seien - und dies "trotz der Möglichkeit, den Stromanbieter frei zu wählen".
 
Verivox zufolge kostet eine Kilowattstunde Strom im Grundversorgungstarif im Mai 2024 rund 20 Cent mehr als eine Kilowattstunde im günstigsten verfügbaren Tarif mit Preisgarantie.

Eigenen Vebrauch kennen - und dann Tarife vergleichen

Aber wie mache ich das denn nun mit dem Wechsel? Worauf achten, wo vergleichen und wohin wechseln? Wir haben mit Rico Dulinski, Energie-Experte bei der Verbraucherzentrale Brandenburg, gesprochen. Er rät, vor einem Anbieterwechsel den eigenen Verbrauch gut zu beobachten und sich dann in den bekannten Vergleichsportalen einen Marktüberblick zu verschaffen - auch mit Blick auf die jeweiligen Grundversorger, deren Preise mittlerweile auch wieder günstiger sind. Stiftung Warentest hatte Vergleichsportale im Hinblick auf Stromtarife 2021 getestet.
 
"Wichtig ist der genaue Vergleich", so Dulinski. "Oftmals gehen nämlich niedrige Arbeitspreise mit hohen monatlichen Grundpreisen einher, die man nicht durch seinen Verbrauch beeinflussen kann. Trotzdem können sich auch diese Angebote rechnen, z. B. für Haushalte mit hohem Verbrauch. In diesen Fällen ist der Arbeitspreis die größere Stellschraube, die man auch eher durch eigenes Verhalten beeinflussen kann."
 
Daneben sollte man auch auf die Laufzeit der jeweiligen Verträge achten und nach eigener Neigung auswählen, so der Experte. "Verbraucher:innen, die großen Wert auf einen dauerhaft gleichen Strompreis legen, können längerfristig laufende Kontrakte wählen. Andere wählen Verträge mit kürzeren oder ohne Laufzeit, um flexibel auf eventuelle Marktänderungen reagieren zu können." Eine Preisgarantie verhindert in beiden Fällen, dass kurz nach Vertragsabschluss eine Erhöhung ins Haus flattert.

Stromtarife: Mehr sparen mit mehr Dynamik

An der Strombörse wechselt der Strompreis ständig. Er sinkt, wenn viel Strom erzeugt wird. Nachts oder bei großer Nachfrage steigt er. Es gibt einige Stromtarife, mit denen Kundinnen und Kunden diese Dynamik ausnutzen können.

Die wichtigsten Fragen in Kürze

Wer kann und sollte wechseln? Kunden und Kundinnen, die in der Grundversorgung sind, sollten einen Wechsel in Betracht ziehen, für sie lohnt sich ein Wechsel nahezu immer, da es genügend günstigere Alternativen gibt. In der Grundversorgung gibt es auch keine Mindestlaufzeiten, der Wechsel ist jederzeit innerhalb einer Frist von zwei Wochen möglich. Bei anderen Tarifen müssen Sie Mindestlaufzeiten und Kündigungsfristen beachten. Schickt der Versorger allerdings eine Preiserhöhung, haben Sie ein Sonderkündigungsrecht.
 
Was gilt es noch zu beachten? Achtung bei zweijährigen Bonus-Tarifen - hier fällt das zweite Jahr in der Regel deutlich teurer aus, da dann der Bonus wegfällt. Ebenso ist Vorsicht bei Prämien-Angeboten angesagt - zum Beispiel wenn es zum Stromvertrag ein Zeitschriftenabo dazu gibt. Einzeln sind die Produkte oft günstiger, manchmal lauern lange Abozeiten. Und: Insbesondere bei sogenannten Energiediscountern kam es in der Krise häufig zu Problemen. Verbraucher:innen sollten daher nicht ausschließlich auf den Preis schauen, raten die Verbraucherzentralen, sondern sich auch über den potenziellen neuen Anbieter informieren.
 
Wie läuft der Wechsel? In der Regel erledigt das der neue Anbieter für Sie und übernimmt auch die Kündigung des alten Vertrags. Der Wechsel selbst ist übrigens kostenlos. Sorge, dass Sie - zumindest zeitweilig - ohne Strom oder Gas dastehen, brauchen Sie keine zu haben. Sollte tatsächlich irgendetwas beim Wechsel schiefgehen, fallen Sie automatisch in die örtliche Grundversorgung, meist im Tarif der Ersatzversorgung. Und aus dieser heraus kann jederzeit ohne Kündigungsfrist ein neuer Vertrag abgeschlossen werden.

Energieberatung der Verbraucherzentralen

Wenn Sie sich Unterstützung beim Tarifwechsel wünschen, können Sie sich an die Energieberatung der Verbraucherzentralen wenden. Dort besprechen Sie die Angebote mit den Experten und umgehen so Online-Fallstricke. Die persönlichen Beratungen sind kostenlos.

Wechseldienste statt selber vergleichen

Wem der Weg durch den Tarifdschungel trotzdem zu anstrengend oder zeitintensiv ist, der kann auf sogenannte Wechseldienste zurückgreifen. Diese wechseln regelmäßig und automatisch in den für Sie günstigsten Tarif.
 
Stiftung Warentest hat in einem Langzeittest sieben Anbieter getestet. Bis auf eine große Ausnahmen werden die Services empfohlen, denn sie optimieren Ihre Tarife und übernehmen die komplette Kommunikation mit den Versorgern. Bequemer geht der Wechsel nicht. Allerdings ist der Dienst nicht bei allen Wechseldiensten kostenlos. Im Schnitt verlangen die Anbieter 20 bis 30 Prozent der tatsächlichen Ersparnis als Provision. Es gibt aber auch Wechselservices, die sich über eine Provision der Energieversorger finanzieren. Laut der Einschätzung von Stiftung Warentest lohnt sich der Service aber auch mit Provision, da trotzdem genug Geld eingespart werden kann.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von DPA und AFP, 21.05.2024.