Eine Fahhradpanne, der Schlauch ist hin (Quelle: imago images / Winfried Rothermel)
Bild: imago images / Winfried Rothermel

Mobilität | Beitrag | Lesedauer etwa 5 Minuten - Fahrradpannen: Schnell behoben dank Schutzbrief

Schutzbriefe samt Pannenhilfe - was wir von Automobilclubs kennen, gibt es auch fürs Rad. Wir zeigen, was Anbieter wie ADFC, AVD oder VCD leisten - und was nicht.

Die ausgedehnte Radtour ist toll - bis sie plötzlich nicht mehr toll ist: Irgendeine Panne legt das Fahrrad lahm, ein Schaden, der nicht eben selbst behoben werden kann. Und dann geht die Schieberei und die gleichzeitige Telefoniererei los: Wer kann Sie abholen? Wohin mit dem Rad? Und wie lange dauert das eigentlich alles? Aus dem schönen Ausflug ist so ein richtiger Nerv-Tag geworden.
 
Anbieter von Fahrrad-Schutzbriefen versprechen das Gegenteil. Klar, eine Panne kann immer mal vorkommen, aber sie soll immerhin nicht den ganzen Tag vermiesen. Also kommt die Fahrradpannenhilfe und sorgt dafür, dass Sie schnell wieder in die Pedale treten können.
 
Wie das genau funktioniert, haben wir diverse Anbieter gefragt!

Wenn ich eine Fahrradpanne habe und nun die Hilfs-Hotline anrufe: Kommt dann in jedem Fall Hilfe?

Erstmal werden die Mitarbeitenden an der Hotline sich ein Bild davon machen, wie Ihre Situation gerade konkret aussieht.
 
In bestimmten Fällen lasse sich fernmündlich Hilfe leisten, heißt es etwa beim ADFC oder ACE, da reiche ein kleiner Tipp, schon könne das Club-Mitglied weiterfahren.
 
In der Regel kommt allerdings jemand an die Pannenstelle, um entweder vor Ort zu helfen oder das Fahrrad in die nächstgelegene Werkstatt zu bringen.

Kommt die Hilfe auch, wenn ich irgendwo jwd bin?

Die Antwort lautet: Es kommt darauf an.
 
Beim ADFC ist ganz klar: Das Fahrrad muss zu einer Stelle geschoben werden, die vom motorisierten Verkehr befahrbar ist. Auch für den AVD ist die automobile Erreichbarkeit Voraussetzung. Ist sie nicht gegeben, wird versucht, "einen möglichst nahe liegenden Treffpunkt zu vereinbaren". Auch der ADAC lässt wissen: "Tatsächlich können wir überall helfen, wo wir mit unseren Einsatzfahrzeugen nach StVO hinfahren dürfen. Nötigenfalls muss man sich über einen sinnvollen Einsatzort verständigen."
 
Bei ACE und BAVC wird noch eins draufgelegt wird: "Je nachdem, welches Bild sich vor Ort abzeichnet, versuchen unsere Pannenhelfer, soweit es möglich und gefahrlos ist, zu unterstützen", teilt der ACE mit. In einem Fall sei beispielsweise nach einer Kollision mit einem Baum das Fahrrad einen steilen Abhang hinabgerutscht und der Abschlepppartner habe das Fahrrad dort gesucht, um es zu bergen. Und der BAVC antwortet auf SUPER.MARKT-Anfrage, dass in diesem Falle der Servicegedanke greife: "Der Pannenhelfer wird versuchen, auch wenn dies nur zu Fuß möglich ist, an den Schadenort zu gelangen, ggf. im Gespräch mit Ihnen auch fragen, ob es möglich ist, dass Sie ihm entgegen kommen."

Wer kommt denn da ganz konkret? Ein Fahrradmechaniker?

Der ADFC schickt bestenfalls einen Fahrradmechaniker oder eine Fahrradmechanikerin los, je nach Verfügbarkeit aber auch jemanden mit einem Servicefahrzeug - und dann werden Sie in eine Werkstatt gebracht. Eventuell wird auch ein Abschleppwagen oder ein Taxi organisiert. Je nach Ort, Uhrzeit und Auslastung, heißt es vonseiten des ADFC.
 
Ähnliches beim Automobilclub von Deutschland e.V. (AVD): Je nach Defekt und Verfügbarkeit fährt dann entweder eine Fachkraft für Fahrradmechanik oder ein Pannen- und Abschleppdienst los. Und: Fallweise kann auch die Fahrt zur nächstgelegenen Fahrradwerkstatt mit einem Großraumtaxi beauftragt werden, so schreibt der AVD auf Anfrage von SUPER.MARKT.
 
In der Regel kommen allerdings klassische Automobil-Pannenhelferinnen oder Pannenhelfer zu den Radelnden, der ADAC schickt in den meisten Fällen ein Mitglied der Straßenwacht los, der BAVC arbeitet mit der Pannenhelferflotte von Assistance Partner zusammen. Deren Mitarbeiter:innen seien durch Schulungen für diesen Service vorbereitet.

Wird wirklich alles repariert - oder gibt es Ausnahmen?

Im Grunde gilt: Alles, was die Weiterfahrt sicherstellt, wird gemacht. Das kann dann von einem Fahrradplatten über eine abgesprungene Fahrradkette bis zum gebrochenen Fahrradrahmen oder defekten Akku reichen. "Umfangreichere Reparatur- oder Wartungsarbeiten sind im Rahmen eines selbst zu vereinbarenden Servicetermins in der Werkstatt zu beauftragen und sind nicht Bestandteil der Pannenhilfe", schreibt aber etwa der AVD.
 
In welcher Höhe die Kosten der Reparaturen übernommen werden, unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter - hier sollten Interessierte sich genau die Vertragsleistungen anschauen.
 
Komplett ausgenommen vom Pannenhilfe-Service sind in der Regel Reparaturen an Fahrrädern, die nach Straßenverkehrszulassungsordnung in einem unzulässigen Zustand sind - und wenn der Reifendruck nicht ausreicht und dies durch den Einsatz einer Luftpumpe behoben werden kann. Das sollten Sie einfach selber machen.

Bekomme ich ein Ersatzrad, so dass ich weiterfahren kann?

ACE, AVD und VCD übernehmen die Kosten für ein Leihfahrrad, sofern ein Defekt nicht unverzüglich repariert werden kann. Der ACE gleich für bis zu 14 Tage, der AVD für immerhin maximal sieben Tage - und beim VCD gilt die Regelung bis zu einem Maximalbetrag in Höhe von 50 Euro.
 
Beim BAVC wird Bereitstellung eines Leihfahrrads im Laufe des Jahres 2023 in die Leistungen aufgenommen.
 
Beim ADFC ist das kostenlose Leihrad (innerhalb eines bestimmten Rahmens) nur im Vertrag Pannenhilfe Plus enthalten, nicht in der normalen Pannenhilfe.
 
Der ADAC stellt kein kostenloses Leihfahrrad.

Falls das Fahrrad nicht sofort zu reparieren ist: Darf ich mit dem Pannendienst in den nächsten Ort fahren?

Ja, ja, ja, und ja: Der BAVC-Pannendienstleister wird Sie in der Regel zur nächstgelegenen geeigneten Werkstatt mitnehmen, sollte eine Reparatur vor Ort nicht möglich sein. ADAC und AVD halten es genauso.
 
Teilweise wird von den Clubs oder Versicherungen auch Ihr Transport nach Hause oder in die Reiseunterkunft organisiert und der finanzielle Aufwand dafür übernommen. So gibt der ADFC etwa an, dass in den meisten dieser Fälle ein Transport zur Werkstatt oder nach Hause (auf Radreisen zur Unterkunft) organisiert werde. Möglich sei auch eine Selbsthilfe, um mit dem Fahrrad zum Zielort zu gelangen - dafür gebe es eine Aufwandsentschädigung.

Der Vergleich in der Übersicht

VERSICHERER TARIF PREIS (Paar) Kfz-Schutzbrief ist erforderlich?
ACE ACE Classic 72 Euro ja
ACV Komfort 69 Euro ja
ADAC Plus 129 Euro ja
ADFC Pannenhilfe Plus 97,90 Euro nein, hier wird der Schutzbrief nur für Fahrräder angeboten
AVD AVD HELP PLUS Familie 111 Euro ja
BAVC Mobilschutz EURO bzw. Mobilschutz WELT
77,50 bzw. 82,50 Euro ja
VCD Öko Komplett-Schutzbrief 63 Euro ja

Preisbeispiele für ein Paar, europaweit unterwegs. Preise pro Jahr.

Die Schutzbrief-Checkliste

Interessiert am Schutzbrief? Dann achten Sie auf folgende Punkte, wenn Sie die verschiedenen Angebote vergleichen:
 
• Welche Arten von Zweirädern sind im Schutzbrief enthalten: Pedelecs oder Lastenräder auch?
 
• Wo überall gilt der Fahrradschutzbrief: Nur in Deutschland? In der EU? Oder sogar darüber hinaus? Und gilt er auch in Ihrem Wohnort oder erst, wenn Sie außerhalb unterwegs sind?
 
• Was wird den Radreisenden im Pannenfall geboten? Werden etwa Übernachtungskosten übernommen? Oder wird der Rücktransport organisiert? Gibt es ein Ersatzrad? Und was ist mit einem etwaigen Krankenrückstransport?
 
• Bis zu welcher Summe werden Pannen behoben - welche Leistungen sind inkludiert? Gehört die Bergung eines Rads etwa auch dazu?
 
• Ist die Pannen-Hotline 24 Stunden am Tag erreichbar? Sicher ist sicher.

Ein Beitrag von DEM, 12.01.2024.