Jemand steckt einen Stecker in eine Steckdose (Quelle: IMAGO/Hanno Bode)
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Geld | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Strom: Mit dynamischen Preisen dynamisch sparen

Je höher der eigene Stromverbrauch, desto interessanter werden die dynamischen Strompreise, die ab 2025 jeder Stromlieferant anbieten muss. Trotzdem gibt es noch einen Haken bei den Tarifen.

Im kommenden Jahr sind alle Stromanbieter dazu verpflichtet, dynamische Stromtarife anzubieten. Die Preise variieren hier von Stunde zu Stunde, je nachdem wie hoch oder niedrig die Großhandelspreise an der Strombörse gerade ausfallen. Verbraucher:innen können dann wählen, ob sie in einen Tarif wechseln wollen, der diese dynamische Preisgestaltung zulässt. Daneben werden die herkömmlichen Festpreistarife sowie variable Tarife mit unterschiedlichen Preiszonen je nach Tageszeit bestehen bleiben.
 
Der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) hat im Rahmen eines aktuellen Gutachtens untersuchen lassen, welches Tarifmodell für Haushalte am günstigsten ist. Die Ergebnisse zeigen, dass dynamische Tarife überwiegend die günstigste Option vor allem für Haushalte mit einem mittleren und hohen Stromverbrauch darstellten. Sogar dann, wenn Verbraucher ihre zeitlich flexiblen Geräte, wie Waschmaschinen oder Trockner, nicht bewusst in Stunden mit niedrigen Strompreisen nutzen.

Was ist ein dynamischer Strompreis?

Doch erstmal von Vorne: Was ist mit "dynamischer Strompreis" gemeint? Ein dynamischer Stromtarif passt seinen Strompreis in Echtzeit bzw. stündlich an die aktuellen Großhandelspreise der Strombörse an. Auch hier werden, wie bei anderen Stromtarifen auch, auf diesen Großhandelspreis noch die üblichen Abgaben und Steuern hinzugerechnet. Die Stromanbieter müssen umfassend über die Kosten sowie die Vor- und Nachteile eines Tarifs informieren. Für die Nutzung eines solchen dynamischen Stromtarifs benötigen Verbraucher jedoch ein sogenanntes Smart Meter.
 
Alle Stromkund:innen mit intelligentem Messsystemen profitieren somit ab kommendem Jahr von einer größeren Auswahl an Tarifen. Zudem können sich ab 2025 alle Verbraucher:innen auf Wunsch ein Smart Meter, also ein intelligentes Messsystem für den maximalen Kostensatz von 30 Euro einbauen lassen.

Vor allem für Viel-Strom-Verbraucher sinnvoll

Da sich die dynamischen Strompreise laut des Gutachtens besonders für Haushalte mit mittlerem oder mit hohem Stromverbrauch lohnen - also solche mit E-Auto oder Wärmepumpe -, wurden im Gutachten die Durchschnittswerte von 2.900 kWh/Jahr bzw. 5.800 kWh/Jahr zugrunde gelegt. Bei beiden erwies sich im Gutachten der stündlich dynamische Tarif als die kostengünstigste Wahl: Einsparungen von 32 Euro bzw. 130 Euro pro Jahr waren das Ergebnis - und das, ohne dass Stromverbräuche gezielt verschoben werden mussten. Zusätzliche Kostenvorteile ergaben sich allerdings, wenn der Verbrauch flexibel an günstigere Preiszeiten angepasst wurde.
 
Lediglich für Niedrigverbraucher:innen (durchschnittlich 1.800 kWh/Jahr) besteht laut des Gutachtens kein wirklicher Vorteil durch die dynamischen Tarife.

Komplizierte Tarifstruktur macht den Vergleich schwierig

Ein großes Problem vieler dynamischer Tarife besteht laut vzbv in der mangelnden Transparenz der Preisbildung und der komplizierten Tarifstruktur: "Die jeweiligen Tarife kann jeder Anbieter unterschiedlich ausgestalten, was den Vergleich erschwert", so die Kritik von Jutta Gurkmann, Geschäftsbereichsleiterin beim vzbv.
 
Die wichtigsten Preisbestandteile und potenzielle Kostenrisiken sollten für Verbraucher:innen allerdings direkt ersichtlich und vergleichbar sein, so ihre Forderung. Dazu gehörten klare Mindeststandards für Informationen über dynamische Stromtarife sowie Vorgaben für Vergleichsportale, die es Verbraucher:innen ermöglichen, Festpreisverträge und dynamische Verträge optimal vergleichen zu können.
 
Der vzbv fordert zudem, dass Unternehmen Tarife anbieten, die eine Absicherung gegen exorbitante Preissteigerungen enthalten. "Das würde dynamische Tarife für weitere Verbrauchergruppen attraktiver machen", sagt Gurkmann. Aktuell liegt das Preisrisiko ab Vertragsschluss komplett auf Seiten der Verbraucherinnen und Verbraucher.

Kurze Vertragslaufzeit für dynamische Stromtarife

Die Verbraucherzentrale Berlin empfiehlt Haushalten, die zu einem dynamischen Stromtarif wechseln möchten, dabei auf möglichst kurze Vertragslaufzeiten zu achten. "Denn dann können sie unkompliziert in einen Festpreistarif wechseln, falls der Tarif doch nicht den Erwartungen entspricht", rät Hasibe Dündar, Energierechtsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin. Die dynamischen Tarife, die aktuell am Markt zu finden sind, hätten zwar ohnehin kurze Vertragslaufzeiten, vereinzelt würden sich Verbraucherinnen und Verbraucher aber auch bis zu einem Jahr binden.

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Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 15.11.2024.