Geld | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Heizkosten: 2023 könnte wehtun
Bei vielen Verbraucher:innen sind die Heizkosten für das Jahr 2023 noch nicht endgültig abgerechnet - sie könnten aber extrem hoch sein, vor allem, wenn man Erdgas bezieht.
Warm anziehen: Wer seine Heizkosten mit der Betriebskostenabrechnung bekommt, könnte bei der Forderung für das Jahr 2023 Pech haben: "Viele Mieterinnen und Mieter werden für die Heizung ihrer Wohnung mehr zahlen müssen als je zuvor", sagt Hagen Lessing, der den Immobiliendienstleister Ista leitet. Die Fachleute des Unternehmens gehen davon aus, dass bei Gas- und Ölheizungen in vielen Fällen Nachzahlungen fällig werden. Vor allem davon betroffen sein werden Verbraucher:innen, die als Altkunden vom Grundversorger beliefert werden, so Lundquist Neubauer, Sprecher des Preisvergleichsportals Verivox, gegenüber SUPER.MARKT.
800.000 Abrechnungen zeigen einen unschönen Trend
Frank Schulze, Geschäftsführer des Mietervereins Brandenburg und Umgebung e.V., Mitglied des Deutschen Mieterbundes, bestätigt gegenüber SUPER.MARKT, dass auch die Kosten für Fernwärme von 2022 zu 2023 deutlich gestiegen sind. Bei Fernwärme im Vergleich zu 2022 im Schnitt um sieben Prozent, bei Heizöl um 34 Prozent und bei Erdgas um 44 Prozent, heißt es beim Dienstleister Ista. Diese Kosten kämen jetzt mit Zeitverzug bei uns Verbraucher:innen an.
"Das sind weder Prognosen noch Schätzungen, sondern reale Daten aus tatsächlichen Abrechnungen", so Lessing. Denn: Die Zahlen beruhen auf einer Auswertung von rund 800.000 Heizkostenabrechnungen von Mieter:innen, die Ista vorliegen. Die staatlichen Preisbremsen für Gas und Fernwärme im Jahr 2023 sind dabei berücksichtigt. Dennoch: "Nach allem, was wir wissen, dürfte das ein wenig erfreuliches Allzeithoch bei den Heizkosten sein," so Ista-Chef Lessing.
Darum sind gerade Mieter:innen betroffen
"Da die Vermieter die Gaskosten direkt an die Mieter weitergeben, beziehen sie Erdgas häufig zum Standardtarif des örtlichen Versorgers und wechseln nicht zu günstigeren Angeboten", erläutert Lundquist Neubauer. Auf das Gesamtjahr 2023 bezogen haben Gaskunden in der Grundversorgung allerdings laut Verivox-Datenabgleich deutliche Rekordpreise bezahlt.
"Ohne Berücksichtigung der Preisbremsen lag der Durchschnittspreis bei rund 16 Cent/kWh. Zum Vergleich: Neukunden zahlten nur noch 10 Cent/kWh." In der Grundversorgung ein Anstieg um 36 Prozent im Vergleich zu 2022, die Neukundenpreise sind hingegen um 48 Prozent gesunken, so Verivox.
Wie sah die Situation in Berlin und Brandenburg aus? Verivox liefert konkrete Zahlen: In Berlin habe der durchschnittliche Gaspreis im örtlichen Grundversorgungstarif im Jahr 2023 bei 14,1 Cent/kWh gelegen, in Brandenburg waren es 16,1 Cent/kWh. Im Jahr 2022 waren es laut Vergleichsportal in Berlin 10,7 Cent und in Brandenburg: 12,1 Cent.
Bei diesen Berechnungen müsse allerdings berücksichtigt werden, dass die Gaskunden im Jahr 2023 durch die Gaspreisbremse entlastet wurden, so Verivox-Sprecher Neubauer. "80 Prozent des Vorjahresverbrauchs wurden zu einem Kilowattstundenpreis von 12 Cent/kWh abgerechnet. Hinzu kam der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, der bis Ende März 2024 galt."
Kommt das dicke Ende erst noch?
Dieses Hoch kommt mit der Betriebskostenabrechnung bei einem Gros der Mietenden "voraussichtlich im vierten Quartal 2024", so Mietrechtsexperte Schulze. "Da die Preise aller Energieträger von Holzpellets über Heizöl (...) bis hin zu Heizgas gestiegen sind, dürfte dies durchgängig alle Brandenburger Mieter betreffen. Natürlich im unterschiedlichen Maße", sagt Schulze. Dies hänge unter anderem davon ab, wann Erdgaslieferverträge bzw. Fernwärmelieferverträge ausgelaufen sind und neue abgeschlossen werden mussten.
Auch die Berliner Mietervereinigung rechnet mit Nachzahlungen für viele Berliner Mieter: "Nachdem bereits die Nebenkostenabrechnungen für das Jahr 2022 teilweise mit massiven Nachzahlungen zu Lasten der Mieter endeten, gehen wir aufgrund der weiteren Preissteigerungen davon aus, dass dies auch für das Jahr 2023 der Fall sein wir bzw. dass noch höhere Nachzahlungen als für das Jahr 2022 zu erwarten sind."
Was jetzt zu tun ist
Vor allem für Verbraucher:innen, deren Gasheizungen im Jahr 2023 über die Grundversorgung beliefert wurden, gilt: Hier könnte mit der Nebenkostenabrechnung eine fette Nachzahlung anstehen. Wer das weiß, kann sich besser darauf vorbereiten. Mieter:innen, die unsicher sind, ob Vermieterin oder Vermieter in der Grundversorgung oder bei einem anderen Anbieter sind, können dies durch ein Telefonat mit der Hausverwaltung klären. Ist die Nebenkostenabrechnung erst einmal da, sollte sie in jedem Fall gründlich geprüft werden.
Interessant für alle, die selbst einen Gasversorger wählen können: Laut Verivox ist immer noch eine Diskrepanz zwischen Grundversorgung und Neukunden-Tarif gegeben, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Da könnte ein Wechsel richtig Spaß machen.
Ein Beitrag von DEM mit Material von DPA, 30.07.2024.