Ein Mann dreht das Thermostat an einem Heizkörper und fasst ihn dabei mit der anderen Hand an (Quelle: IMAGO / Westend61)
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Wohnen | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Heizkosten: Sparen mit dem hydraulischen Abgleich

Ein hydraulischer Abgleich optimiert die Heizung. Doch was genau ist das eigentlich? Für wen ist der hydraulische Abgleich Pflicht und was kostet er? Das erklärt SUPER.MARKT.

Wenn's in einem größeren Mehrfamilienhaus warm werden soll, ist das keine einfache Heizlast für Pumpen einer Heizung: Bis in die Heizkörper des ersten Stocks schafft es das warme Wasser noch - die Nachbarn aus den oberen Stockwerken klagen über tote Heizkörper oder die kalte Fußbodenheizung. Denn auch bei verschiedenen Heizsystemen steckt oft das gleiche Problem mit der Hydraulik dahinter: Das Wasser in den Rohren der Heizung fließt nicht so, wie es sollte, die heiße Wassermenge passt nicht.

Das Problem: Ein schlecht eingestelltes Heizsystem

Unter Hydraulik versteht man die Lehre vom Strömungsverhalten der Flüssigkeiten. Wasser spielt bei Heizungssystemen eine wichtige Rolle - sie sind der Energieträger einer Heizung und zuständig für die Wärmeverteilung. Die Aufgabe der Umwälzpumpe besteht darin, das Heizwasser vom Kessel in die Heizkörper oder die Leitungen der Fußbodenheizung zu leiten - über Räume und Etagen hinweg. Doch Wasser hat seine eigenen Regeln: Es sucht grundsätzlich den Weg mit dem geringsten Widerstand.
 
In einem Heizungssystem fließt Wasser also eher durch kurze & dicke statt durch lange & dünne Heizungsrohre. Durch diese Fließweise kann es aber dazu kommen, dass Räume, die vom Heizkessel weiter entfernt sind, zu wenig von der Wassermenge zum Heizen abbekommen - sie bleiben also kalt. Ebenso kann in Räumen, die nah am Heizkessel liegen, das Thermostatventil durch den hohen Wasserdruck nicht mehr sauber arbeiten. Die Konsequenz: Hier ist es nun viel zu warm. Und nicht nur das. Es wird auch unnötig Energie verschwendet.

Die Problemlösung: Ein hydraulischer Abgleich

Vielfach werden bei einem schlecht eingestellten Heizsystem einfach die Wassertemperatur oder der Druck der Umwälzpumpe erhöht - doch das spart weder Kosten noch Energie.
 
Stattdessen kann ein hydraulischer Abgleich zur Heizungsoptimierung genutzt werden, denn der verbessert das Strömungsverhalten des Wassers in der Heizung. Mit einem gut eingestellten Heizsystem wärmt es sich wieder gleichmäßiger und besser.

Wie funktioniert der hydraulische Abgleich?

Mit dem hydraulischen Abgleich werden alle Komponenten, die Teil der Wärmeverteilung einer Heizung sind, bestmöglich aufeinander abgestimmt - das Ziel ist ein gut eingestelltes Heizsystem. Dafür wird das Heizsystem durch einen Fachmann oder eine Fachfrau untersucht. Vor allem der Wärmeerzeuger, also das Brennwertgerät oder der Heizkessel, sowie die Heizungspumpe und die Thermostatventile an den Heizkörpern werden genau auf ihre Heizlast, Leistungsfähigkeit und Heizkurve hin untersucht. Ebenso wird die Heizfläche der zu beheizenden Räume berechnet.
 
Weitere Faktoren, die Heizvorgang und Wärmeverteilung beeinflussen können, werden überprüft wie die Dämmung der Wände und der Fenster. So wird die tatsächlich benötigte Heizlast zum Wärmen der Räume ermittelt.
 
Schließlich wird abgeglichen und berechnet, wie viel Wasser die einzelnen Heizkörper brauchen und welche Heizleistung der Umwälzpumpe dafür nötig ist. Zuletzt werden die Thermostatventile neu eingestellt - damit jeder Heizkörper auch wirklich genau die Wärme erhält, die er braucht, um die gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Der hydraulische Abgleich führt somit zur Heizungsoptimierung. Die Folge: Es wird in allen Räumen warm und zusätzlich werden Heizungskosten gespart.

Wann lohnt sich der hydrauliche Abgleich der Heizung?

Vor allem für Eigentümer:innen, in deren Immobilien veraltete Heizsysteme installiert sind, die eventuell ineffizient arbeiten, ist ein hydraulischer Abgleich sinnvoll. Die Verbraucherzentrale rät nichtsdestotrotz, auch neuere Heizungsanlagen unter die Lupe zu nehmen - egal ob Fußbodenheizung oder Heizkörper an der Wand.
 
Außerdem gilt der Tipp: "Vor allem nach einer Heizungssanierung sollte die Heizungsanlage hydraulisch abgeglichen werden", empfiehlt Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie. Dies ist nötig, um die Heizung korrekt auf den individuellen Bedarf an Wärme einzustellen.

Kosten und Förderung für den hydraulischen Abgleich

Ein hydraulischer Abgleich kostet Geld - bringt aber auch welches. Rund 15 Prozent der Heizenergie lassen sich durch die Maßnahmen an Pumpen, Heizkörpern und Thermostatventilen Experten zufolge sparen.
 Die genaue Höhe der Kosten kann pauschal nicht angegeben werden. Die Kosten eines hydraulischen Abgleichs hängen ab von der Größe des Hauses und vom Zustand der Heizung.
 
Mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Rahmen der Einzelmaßnahmen (BEG EM) gibt es eine Förderung von 15 Prozent der Kosten eines hydraulischen Abgleichs - diese müssen allerdings bei mindestens 300 Euro brutto liegen. Bei Neubauten ist der hydraulische Abgleich übrigens bereits jetzt schon Pflicht.

Für wen ist der hydraulische Abgleich Pflicht?

Ab dem 1. Oktober 2024 wird der hydraulische Abgleich für jede neu errichtete Heizungsanlage Pflicht. Das regelt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) im § 60b. Ebenso müssen ältere Heizungsanlagen, die Wasser als Wärmeträger nutzen, geprüft werden. Genauer: Vermieter von Häusern mit mindestens sechs Wohneinheiten müssen bei Heizungsanlagen, die vor dem 1. Oktober 2009 installiert wurden, einen hydraulischen Abgleich bis zum 30. September 2027 durchführen. Bei Heizungsanlagen, die nach dem 30. September 2009 installiert wurden, muss eine Heizungsoptimierung innerhalb der ersten 15 Jahre erfolgen.
 
Seit Januar gilt für Vermieter von Häusern mit Gasheizung schon folgendes: Häuser mit bis zu fünf Wohnungen sind aus der Pflicht ausgenommen. Mehrfamilienhäuser mussten schon bis zum 15. September einen hydraulischen Abgleich durchführen. (Quelle)

Mehr Infos zu Heizungen & Heizkosten

Die Verbraucherzentrale hat ein umfangreiches Dossier zum effektiven Heizen online gestellt, auch der hydraulische Abgleich wird dort noch einmal genauestens beschrieben.
 
Über das Portal Intelligent-heizen.info des Vereins Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie können Fachbetriebe gefunden werden. Auch die Innungen und die Industrie- und Handelskammern helfen hier natürlich weiter.
 
Wer den hydraulischen Abgleich noch vor der nächsten Heizperiode abgeschlossen wissen will, sollte bald mit der Suche nach einem passenden Handwerksbetrieb und dem Förderantrag anfangen. Viele Betriebe haben immer noch lange Wartezeiten.

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Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 24.10.2024.