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Wohnen | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Smart Meter: Wenn es bei der Inbetriebnahme hakt
Nicht alle Häuser können mit Smart Metern ausgestattet werden, etwa weil die Bausubstanz oder andere bauliche Gegebenheiten am Zähler das zwingend notwendige Mobilfunksignal nicht zulassen. Was tun?
Ein Smart Meter - also ein digitaler Stromzähler mit Kommunikationsmodul - kann dabei helfen, Geld zu sparen. Und theoretisch hat jede Verbraucherin und jeder Verbraucher seit Anfang des Jahres das Recht, sich solch einen Stromzähler einbauen zu lassen. Für Einbau, Betrieb und Wartung ist der Messstellenbetreiber verantwortlich, in der Regel der Betreiber des örtlichen Stromnetzes.
Für Verbraucher:innen, die das Smart Meter freiwillig einbauen lassen, ist der Einbau nicht kostenlos, es soll allerdings eine Preisobergrenze für den Messstellenbetreiber von einmalig 30 Euro gelten. Aktuell gibt es Gesetzespläne, diese Grenze zu erhöhen.
Für bestimmte Haushalte gilt sogar eine Einbaupflicht für den Messstellenbetreiber: Für Haushalte mit einem hohen Stromverbrauch von über 6.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr, für Haushalte mit stromerzeugenden Anlagen mit einer Nennleistung von mehr als 7 Kilowatt (kW) und für Haushalte mit einer steuerbaren Verbrauchseinrichtung, z.B. einer Wärmepumpe oder einer Ladestation für ein E-Auto.
In diesen Fällen gelten jährliche Preisobergrenzen für den Betrieb des Smart Meters, je nach Verbrauchslage. Der Pflichteinbau selbst darf nichts kosten, allerdings damit verbundene Arbeiten, etwa der Austausch des Zählerschranks, sollte dieser notwendig sein.
Schlechte Idee: Smart Meter, aber kein Mobilfunkempfang
Soviel zur Theorie. Nun gibt es aber im echten Leben - wir alle kennen es - gerne mal Probleme. Eines könnte etwa sein, wenn das Smart Meter gar nicht erst in Betrieb genommen werden kann - da keine Mobilfunkverbindung aufgebaut werden kann. Zum Beispiel, weil der Zähler sich in einem gesonderten Elektronik-Kellerraum befindet, dessen Wände einfach kein Signal durchlassen.
So geschehen einem SUPER.MARKT-Zuschauer, der uns auf das Problem aufmerksam machte. Nach dem Durchmessen aller theoretisch verfügbaren Netze war klar: Hier wird das nichts mit einer Verbindung. "Der Elektriker ging unverrichteter Dinge wieder von dannen", so unser Zuschauer - und gab uns gleich eine Frage mit: Wie kann dieses Problem umgangen werden?
Gebäudeabschirmung untergräbt Mobilfunkempfang
Unsere Anfrage bei Stromnetz Berlin, einem der hiesigen Messstellenbetreiber, zeigt: Das Problem ist bekannt. "Rund zehn Prozent der Montagen von intelligenten Mess-Systemen (Smart Meter) können aktuell aufgrund der Gebäudeabschirmung oder Ähnlichem nicht an die Mobilfunknetze angebunden werden", so ein Sprecher des Unternehmens gegenüber SUPER.MARKT.
In Brandenburg scheint die Problematik noch nicht so massiv aufgekommen zu sein. Auf Anfrage beim Messstellenbetreiber in Brandenburg an der Havel, den Stadtwerken, heißt es etwa, hier habe man noch nicht genügend Erfahrungswerte, um eine Aussage dazu zu treffen. Weitere Stadtwerke antworten ähnlich.
Ein Rohr für mehr Mobilfunkempfang
Zurück nach Berlin also: Als Voraussetzung für den Einbau eines digitalen Stromzählers mit Kommunikationsmodul gilt laut Stromnetz Berlin einerseits, dass der Zählerplatz nicht veraltet sein oder sonstige technische Mängel haben dürfe. Andererseits, dass am Zähler ausreichender Mobilfunkempfang vorliege oder mittels Antenne geschaffen werden könne.
Carsten Joschko, Obermeister der Elektro-Innung Berlin, konkretisiert: "Bei neuen bzw. erneuerten Zähleranlagen muss der Elektrofachbetrieb dafür sorgen, dass ein ausreichendes Funksignal am Zählerplatz vorhanden ist. Anderenfalls muss er ein Leerrohr bis zu einer Stelle im/am Gebäude verlegen, an der das sichergestellt ist."
Stromnetz Berlin hat laut eigenen Angaben auf die vorliegenden Probleme reagiert und in die aktuellen technischen Anschlussbedingungen zur Errichtung eines Zählerplatzes ein Installations-Leerrohr aufgenommen. Dieses soll die Verbindung zwischen Zähler und Antenne sicherstellen.
"Unsere Erfahrung zeigt, dass eine Installation in den meisten Fällen gelingt, wenn ein Leerrohr bis maximal 15 m Länge und eine Kabel-Zugleitung vorhanden sind", so der Stromnetz-Sprecher gegenüber SUPER.MARKT. Wichtig sei, dass für die Montage einer Antenne und eventueller Baumaßnahmen die Genehmigung des Gebäude-Eigentümers vorliege.
Wer ist für was verantwortlich beim Einbau eines Smart Meter?
"Für die gesamte elektrotechnische Anlage hinter dem Netzanschluss (Hausanschlusskasten) ist der Eigentümer des Gebäudes verantwortlich und trägt auch alle Kosten für deren Bau, Erneuerung, Modernisierung und Instandhaltung", erläutert Joschko.
Lediglich die erforderliche Messeinrichtung (Zähler) gehöre dem Messstellen- bzw. Netzbetreiber. Gesetzliche Vorgaben regeln deshalb laut Joschko, welche Forderungen eines Anschlussnutzers bzw. Anschlussnehmers er erfüllen muss und welche Kosten dafür er umlegen darf.
Die Verantwortung für einen geeigneten und normgerechten Zählerplatz und alle anderen Teile der elektrotechnischen Anlage liegen beim Anschlussnehmer - "und dazu zählt eben auch das Leerrohr für eine evtl. notwendige Antennenleitung", so Joschko gegenüber SUPER.MARKT.
Werde die elektrotechnische Anlage durch einen Fachbetrieb erneuert, müsse dieser alle Anforderungen der Normen und der "Technischen Anschlussbedingungen" des Netzbetreibers erfüllen.
Baumaßnahmen müssen Hauseigentümer auf eigene Kosten durchführen lassen
Wenn es Schwierigkeiten bei der Installation eines Smart Meters gibt, informieren die Zähler-Monteur:innen von Stromnetz Berlin die Kundinnen und Kunden über weitere Optionen, so das Unternehmen.
"Wenn sich daraus ergibt, dass eine Auftraggeber:in/Eigentümer:in Bauarbeiten durchführen lassen möchte, kann er/sie damit ein beliebiges Unternehmen auf eigene Kosten beauftragen." Die Entscheidung treffe letztlich der/die Eigentümer:in der Immobilie. Kosten dafür dürfen allerdings nicht auf die Mieter umgelegt werden.
Andere Datenübertragungstechnik als Alternative?
Es gibt eine weitere Art, wie Smart Meter ihre Daten weiterleiten können, über sogenannte PLC-Anbindungen, PLC steht für "Power Line Communication", diese Datenübertragungstechnik nutzt elektrische Leitungen zur Übertragung und funktioniert ohne Mobilfunkempfang.
Doch Stromnetz Berlin nutzt Smart Meter mit Mobilfunkanbindungen. "Die PLC-Anbindungen befinden sich derzeit noch in der Erprobung und sind aktuell noch mit einem hohen technischen- und Montageaufwand verbunden", erläutert der Sprecher des Versorgers. Zukünftig werde diese Technik allerdings eine Alternative darstellen können, um Mehrfachanbindungen von Smart Metern vorzunehmen.
Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 27.01.2025.