Frau am Laptop, vor sich Medikamente (Quelle: imago images/Westend61)
Bild: imago images/Westend61

Gesundheit | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Behandlungsfehler: neues Portal für Patienten

Der Verband der Ersatzkassen geht mit einem neuen Internetportal online und möchte damit die Patientensicherheit verbessern.

Verwechslungen bei Medikamenten, falsch gedeutete Symptome oder gar der Tupfer, der nach der Operation vergessen wird: fehlerhafte Behandlungen wie diese, aber auch gute Erfahrungen mit Ärzt:innen, Kliniken oder Pflegeheimen können Patient:innen und deren Angehörige jetzt im neuen Internetportal "Mehr Patientensicherheit" dokumentieren. Entwickelt wurde das Portal vom Verband der Ersatzkassen (Vdek). Das Pilotprojekt ist erstmal auf zwei Jahre angelegt und hat ein Budget von 300.000 Euro. Gerechnet werde aktuell mit 600 Fällen, die bearbeitet werden.

Anonyme Berichte für mehr Patientensicherheit

In dem Portal können Nutzende ihre Erlebnisse mit Einrichtungen des Gesundheitswesens anonym und in strukturierter Form schildern. Bevor sie veröffentlicht werden, analysiert ein Expertenteam der Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit aus Medizin, Pflege und Pharmazie die Berichte und veröffentlicht sie anonymisiert - unter anderem auch mit "Tipps des Monats" oder einem "Fall des Monats". Marcus Rall, Geschäftsführer der gemeinnützigen Deutschen Gesellschaft für Patientensicherheit, nannte das Portal eine Art "Frühwarnsystem". Es gehe nicht darum, Einzelfälle zu verfolgen, sondern von Einzelfällen für alle zu lernen, auch bevor Schäden eintreten. Ziel des Portals ist es, die Patientensicherheit zu verbessern.
 
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD) sagte zum Auftakt des Portals, das dieses kein Ersatz für individuelle Beschwerden sei. Es biete aber eine Grundlage, dass das gesamte System lernen könne. Wer einen Behandlungsfehler vermutet, kann sich bei der eigenen Krankenkasse melden, die dann den Medizinischen Dienst mit der Begutachtung beauftragt.

Mehr zu Ärztinnen und Ärzten

Wenige Meldungen bringen kaum Rückschlüsse

Doch es gibt nicht nur Lob für das neue Portal. Zwar begrüßte die Deutsche Krankenhausgesellschaft das Angebot "Mehr Patientensicherheit". Wichtig sei aber, dass es zu Verbesserungen führe und nicht zu einem "weiteren Meckerkasten oder Pranger" werde.
 
Kritik kommt hingegen von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Neben Internetbewertungen, dem anonymen Meldesystem der Krankenhäuser, Anlaufstellen für Behandlungsfehler von Kassen und Ärztekammern sowie den Patientenbeauftragten gebe es jetzt noch ein weiteres Portal. "Doch der Mehrwert für Patientinnen und Patienten ist bescheiden", sagte Vorstand Eugen Brysch. Denn angesichts von jährlich mehr als 17 Millionen Klinikbehandlungen und 650 Millionen Behandlungen bei niedergelassenen Ärzten ließen die geplanten 600 Meldungen kaum Rückschlüsse zu.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von AFP und DPA, 19.02.2024.