Eine Frau zählt Kleingeld (Quelle: imago images/Tetra Images)
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Geld | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Altersvorsorge: So sorgt frau vor

Frauen leisten statistisch gesehen mehr Care-Arbeit und haben auch deswegen im Alter eine niedrigere Rente als Männer. Was tun?

Frauen liegen durch ihre unbezahlte Fürsorgearbeit in der Familienphase in vielen Fällen weit abgeschlagen hinter den Männern, was ihre Rente angeht. Oft fehlen Entgeltpunkte für diverse Jahre. So bekommen Männer im Schnitt eine mehr als 400 Euro höhere Rente als Frauen.
 
Dass es aber Stellschrauben gibt, an denen zum Beispiel auch noch Ü50-Jährige drehen können, um im Alter besser dazustehen, wissen viele nicht.
 
SUPER.MARKT hat mit Altersvorsorgeexpertin Katharina Henrich von der Stiftung Warentest gesprochen. Sie verantwortet das aktuelle Dossier der Stiftung Warentest zum Thema. Im Gespräch erklärt sie, wie Strategien aussehen könnten, um dem Renten-Gap gegenzusteuern. Ihr Motto ist dabei: Nicht alle müssen alles sofort machen, wichtig sei es aber, sich mit dem Thema zu beschäftigen und "überhaupt anzufangen".

SUPER.MARKT: Eine Altersvorsorge kann aus unterschiedlichen Bausteinen bestehen. Können Sie skizzieren, welche für die meisten Frauen interessant sind?

Katharina Henrich: Allgemein spricht man bei der Altersvorsorge ja von drei Säulen: gesetzlich, betrieblich, privat. Für die meisten Frauen ist nach wie vor die gesetzliche Rente das wichtigste Standbein im Alter. Eine ordentliche gesetzliche - und auch die betriebliche - Rente ist aber an einen langfristig guten Verdienst gekoppelt. Und hier hakt es bei vielen Frauen, auch wenn sie insgesamt aufholen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat festgestellt, dass die Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen ab einem Alter von 30 Jahren stark ansteigt. Bei Männern legen die durchschnittlichen Brutto-Stundenlöhne bis zum Alter von 40 Jahren kräftig zu, bei Frauen dagegen kaum noch. Das liegt vor allem an Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrechungen für die Familie.

Welche Stellschrauben sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten, wenn es um die eigene Altersvorsorge geht? Wo sehen Sie den großtmöglichsten Handlungsbedarf?

Wir sehen insgesamt fünf Stellschrauben, die für den Aufbau einer soliden Altersvorsorge für Frauen besonders wichtig sind: Das ist zunächst, dass Frauen sich frühzeitig ein Bild davon machen, wie es überhaupt um die eigene Altersvorsorge steht, dann, dass sie im Job für eine gute Rente sorgen, ihr Geld passend anlegen, möglichst früh anfangen zu sparen und sich für den Fall einer Trennung vom Partner, auch hinsichtlich der Altersvorsorge absichern.
 
Der größte Handlungsbedarf liegt aber beim Beruf. Fast 50 Prozent der Frauen arbeiten Teilzeit, bei Müttern liegt der Anteil sogar bei fast 64 Prozent; bei den Vätern nur bei rund sieben Prozent. Natürlich ist es oft kaum möglich, Familie und zwei Vollzeitjobs unter einen Hut zu bekommen. Aber Frauen muss klar sein: Für ihre Absicherung im Alter ist Teilzeit schlecht.
 
Bei Arbeitnehmerinnen mit Durchschnittsverdienst fließen jeden Monat mehr als 700 Euro an die Rentenkasse. Nur wenige sparen solche Beträge über ihre privaten Rentenversicherungen oder ETF-Fondssparpläne an.

Sich um die eigenen Finanzen zu kümmern kann angsteinflößend sein, gerade, wenn man das Thema immer verdrängt hat. Was raten Sie?

Es ist tatsächlich oft schwierig, selbst einzuschätzen, wie es um die eigene Altersvorsorge steht. Kostenfreie Hilfe bietet hier die Deutsche Rentenversicherung in ihren Intensivgesprächen zum Thema. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter analysieren gesetzliche, betriebliche und private Rentenansprüche und helfen bei einem Ausblick für den Ruhestand. Sie können auch zu den Themen Grundrente und Grundsicherung informieren.
 
Bei der privaten Zusatzvorsorge ist es wichtig, dass Frauen darauf achten, dass die Finanz- oder Versicherungsprodukte, die sie abschließen wollen, kostengünstig sind. Wichtig ist zudem, dass sie verstehen, was sie da eigentlich besparen. Viele Produkte sind wahnsinnig intransparent. Auch nutzt die Finanzbranche ihre eigene Fachsprache. Das kann einschüchtern.
 
Es ist aber keine Schande, nicht zu wissen, was ein ETF, eine Überschussbeteiligung oder eine Rentengarantie ist. Wichtig ist nur, dass Sie am Ende wissen, worauf Sie sich einlassen. Erst mal Finger weg, wenn man trotz guten Willens und etwas Mühe nicht verstehen kann, was mit dem eigenen Geld passiert.
 
Geht es um langfristige Verträge und viel Geld, ist es unbedingt nötig sich über unabhängige Quellen zu informieren, etwa bei uns auf test.de oder bei einer Verbraucherzentrale.

Hand aufs Herz: Ab welchem Alter ergibt es keinen Sinn mehr, mich um meine Rente zu kümmern und zu versuchen, sie zu verbessern?

Jede Situation ist anders. Ein bestimmtes Alter kann ich nicht nennen. Aber man muss sich klarmachen, dass die Altersvorsorge ein sehr langer Prozess ist. 40 Jahre, manchmal noch länger. Es geht ja schließlich darum, genug Kapital oder Rentenansprüche zu haben, um im Alter 20, vielleicht 25 Jahre ohne Erwerbseinkommen finanziell klarzukommen.
 
Das in den letzten fünf Jahren vor dem Ruhestand zu erreichen, wenn man es in den Jahren zuvor komplett versäumt hat, ist schlicht nicht möglich. Aber bei einer kleineren Rentenlücke und noch zehn Jahren zum Ruhestand, können Frauen ihre Situation schon noch verbessern. Aber wie gesagt, das hängt von viele Faktoren ab, etwa dem Betrag, den ich monatlich ansparen kann.

Und zuletzt: Wenn Sie einer jungen Arbeitnehmerin einen Tipp mit auf den Weg geben wollen in Sachen Altersvorsorge: Welcher wäre das?

Anfangen! Auch wenn sie noch nicht viel verdient und noch gar nicht weiß, wie sie im Alter später finanziell aufgestellt sein wird, einfach eine Rate wählen, die finanziell nicht überfordert. Viele ETF-Sparpläne kann sie schon ab 25 Euro monatlich besparen. Und dann natürlich - sollte sie sich für einen Teilzeitjob entscheiden - vor der Entscheidung auch immer die Auswirkungen auf die Rente mitdenken und sich gegebenenfalls vorher bei der Rentenversicherung informieren.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 19.02.2024.