Logo der FTI Group vor der Firmenzentrale in München (Quelle: IMAGO / Joeran Steinsiek / Steinsiek.ch)
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Recht | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - FTI: Alle Reisen ab 6. Juli abgesagt

Keine Hoffnung mehr: Der insolvente Reiseveranstalter FTI muss auch alle Reisen ab dem 6. Juli absagen. Ein anderer Reise-Riese springt nun ein.

Zunächst gab es noch Hoffnung: Nach der Pleite des Reiseveranstalters FTI prüfte der vorläufige Insolvenzverwalter Axel Bierbach, ob bereits gebuchte Reisen doch noch stattfinden könnten. Am 7. Juni klang er dabei noch zuversichtlich: "Eine Lösung erscheint möglich, aber nicht in den nächsten Tagen." Damals wurden erstmal nur alle Reisen mit Abreisedatum bis zum 5. Juli abgesagt. Nun ist klar: Auch Reisen ab dem 6. Juli müssen von FTI abgesagt werden. "Trotz intensiver Bemühungen und Verhandlungen mit mehreren Marktteilnehmern" sei "keine zufriedenstellende Lösung zur Übernahme der übrigen, bereits gebuchten Pauschalreisen gefunden" worden, teilte Axel Bierbach am 14. Juni mit.

Rückerstattung durch den Deutschen Sicherungsfonds

Insgesamt werde FTI nun rund 175.000 gebuchte Pauschalreisen absagen, hieß es in der Erklärung weiter. Betroffen seien alle Pauschalreisen und bestimmte Einzelleistungen, die Kunden und Kundinnen für Abreisen ab dem 6. Juli über die insolventen Gesellschaften FTI Touristik GmbH und Big Xtra Touristik GmbH sowie über die Vertriebsmarke 5 vor Flug gebucht hätten.
 
Bereits geleistete Anzahlungen und etwaige Vorleistungen von Pauschalreisenden werden vom Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) erstattet. Kein Pauschalreisender müsse fürchten, sein Geld nicht zurückzubekommen, sagte Bierbach. Der Anteil an Pauschalreise-Buchungen bei FTI beträgt den Angaben zufolge mehr als 90 Prozent. Wer allerdings Einzelleistungen wie Flüge, Hotels und Transfers über FTI gebucht hat, hat keinen Anspruch auf Rückerstattung bereits geleisteter Zahlungen durch den DRSF.

Konkurrent-TUI stockt auf

Der FTI-Konkurrent TUI hat nach der Absage aller Reisen durch FTI sein eigenes Kontingent um rund 300.000 zusätzliche Plätze erweitert, sagte ein Sprecher am 16. Juni. Besonders in der
Türkei und Ägypten, den ehemaligen Schwerpunkten von FTI, aber auch in Spanien
und Griechenland wurden die neuen Plätze gesichert um dort die stornierten Kontingente aufzufangen. Der Sprecher empfiehlt auf SUPER.MARKT-Nachfrage außerdem die Buchung über Reisebüros, da diese den besten Überblick hätten, welche Sonderangebote jetzt gegebenenfalls auf den Markt kommen. Zuletzt hatte der Reiseveranstalter eine Sonderpreisaktion für die Türkei durchgeführt.

Reiseveranstalter sollten freie Kontingente nicht ausnutzen

Begrüßt wurden die finalen Absagen durch FTI von der Allianz Selbständiger Reiseunternehmen (asr), die Reisebüros, Reiseveranstalter und touristische Dienstleister vertritt. Das schaffe Sicherheit auf allen Seiten, und Reisebüros könnten nun neue Buchungen für ihre Kund:innen abschließen, sagte asr-Präsidentin Anke Budde. Zugleich appellierte sie: "Reiseveranstalter, die sich die Kontingente von FTI sichern, sollten die Preise jetzt nicht aufgrund der veränderten Wettbewerbssituation zu Lasten der Urlauber erhöhen." TUI teilte zuletzt mit, dass sich bei den Preisen nicht viel ändern werde, sie würden im Schnitt auf einem vergleichbaren Niveau bleiben.

Probleme schon seit der Corona-Pandemie

FTI hatte am 3. Juni in München Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Von der Insolvenz und deren Folgen betroffen sind zunächst die Kund:innen, die Leistungen von FTI Touristik gebucht haben. Dazu gehören die Marke FTI in Deutschland, Österreich und den Niederlanden sowie Angebote wie 5 vor Flug oder die Mietfahrzeugmarken Drive FTI und Cars and Camper. Auch wer die FTI-Leistungen über eine Buchungsplattform wie Check 24 oder Ab-In-den-Urlaub gebucht hat, ist betroffen.
 
FTI war in der Corona-Pandemie in Schieflage geraten und hatte rund 600 Millionen Euro Unterstützung vom Staat erhalten. Die Probleme halten aber offenbar weiterhin an. Laut einem Bericht des "Handelsblatt" tat sich "kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages auf". FTI erklärte, dass die Buchungszahlen "deutlich" hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben."
 
Unter Verweis auf Regierungskreise hatte das "Handelsblatt" weiter berichtet, dass der Bund nach Verhandlungen weitere Hilfen abgelehnt habe. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, es gebe haushalterische, rechtliche und wirtschaftliche Gründe, weswegen keine weiteren Hilfen über die "sehr vielen großen Hilfen" hinaus erfolgt seien. "Die Stellung der Insolvenzanträge ist deshalb aus rechtlichen Gründen erforderlich geworden", erklärte FTI.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von DPA und AFP, 17.06.2024.