Haushalt | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Geschirr aus Bioplastik: fürs Essen nur bedingt brauchbar
Die Verbraucherzentralen haben stichprobenartig Küchenutensilien aus nachwachsenden Rohstoffen auf Lebensmittelsicherheit getestet. Das Ergebnis? Nicht schmackhaft.
Bioplastik ist das neue Plastik? Nicht ganz so schnell, denn teilweise sind die Produkte mit Schadstoffen belastet. Ein Problem, wenn das Bioplastik zum Beispiel als Geschirr zum Einsatz kommt. Denn in erwärmten Zustand können die Schadstoffe freigesetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommen die Verbraucherzentralen (VZ), die Küchenutensilien aus Bioplastik einem Marktcheck unterzogen haben.
Im Fokus dabei: Die Kennzeichnung der verwendeten Rohstoffe und Materialien und die Angaben von Verwendungshinweisen. Auch Werbeaussagen zur Nachhaltigkeit haben die Verbraucherschützenden sich genauer angesehen. An allen Stellen hapert es.
Irreführend statt hilfreich
Brotdosen, Geschirr und Besteck aus nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus, Rohrzucker oder Holzfasern haben die VZ untersucht. Insgesamt 48 Produkte. Das Ergebnis: Einige Produkte waren schlicht nicht zulässig, bei anderen fehlten wichtige Informationen für eine sichere Verwendung.
• Häufig waren die Angaben zu Rohstoffen und Materialzusammensetzungen zu allgemein und unvollständig.
• Auch Symbole zur Verwendung uneinheitlich dargestellt.
• Bei zwei Produkten fehlte ein genauer Hinweis zur richtigen Verwendung auf der Verpackung völlig.
Vollständige Zusammensetzung bleibt oft unklar
Hersteller ergänzten allgemeine Angaben wie "pflanzliche Rohstoffe" oder "Bioplastik" häufig mit Rohstoffangaben wie "Bambus" oder "Weizenstroh". Die vollständige Zusammensetzung blieb bei vielen getesteten Produkten jedoch unklar. Verbraucher:innen sollten aber wissen, was sie benutzen, meint Annett Reinke, Leiterin des Teams Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). Deshalb müsse der Gesetzgeber festlegen, dass Materialien und Rohstoffe klar zu benennen sind, und unspezifische Begriffe wie "pflanzenbasiert" oder "Bioplastik" nicht ausreichen.
"Nachhaltiges" Plastik - was ist das?
Auch Versprechen wie "biobasiert", "umweltfreundlich", "wiederverwendbar" oder "nachhaltig" seien unklar in der Aussage. Denn rechtlich sind die Begriffe den Verbraucherschützer:innen zufolge überwiegend nicht definiert - und so eher irreführend statt hilfreich.
Holzmehl geht bald gar nicht mehr
Manche der Küchenutensilien enthielten laut VZ Kunststoffgemische mit Holzmehlen oder -fasern. Diese werden nach einer gesetzlichen Übergangsfrist allerdings nicht mehr erlaubt sein. Ein konkretes Datum gibt es nach Angaben der Verbraucherzentralen nicht. Die Regelung besagt jedoch, dass Produkte, die bis zum 31. Januar 2025 hergestellt und in den Handel gebracht werden, noch verkauft werden dürfen. Und dass, obwohl es laut der Europäischen Kommission zu wenig Informationen für eine sichere Verwendung gebe, so Nora Röder von der Verbraucherzentrale in Mecklenburg-Vorpommern.
Gesetzliche Bestimmungen werden missachtet
Bei vier der gestesteten Produkte gehen die Verbraucherzentralen aufgrund der Materialangaben davon aus, dass diese nicht den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Darunter sind Kunststoffprodukte mit Bambusfasern, die beim Kontakt mit heißen Getränken und Speisen schädliche Stoffe auf Lebensmittel abgeben können. Bei neun der getesteten Produkte fehlten Angaben zur genauen Materialzusammensetzung.
"Dass wir so viele dieser Produkte gefunden haben, ist bedenklich", sagt Röder. Das Problem: Verwendet man die Utensilien falsch, können bei bestimmten Materialmischungen Schadstoffe freigesetzt werden - und ins Essen übergehen.
Dazu ein Beispiel: Wenn einem Kunststoff etwa Bambusfasern als Füllstoff beigefügt werden: "Diese Materialmischungen sind dafür bekannt, schädliche Stoffe an die Lebensmittel, die mit ihnen in Kontakt kommen, abzugeben", sagt die Verbraucherschützerin. Oft enthalten solche Produkte Formaldehyd - der Stoff steht in Verdacht krebserregend zu sein - sowie Melamin. Der Ausgangsstoff für die Herstellung von Melamin-Harzen könne etwa zu Schäden an Blase und Nieren führen.
Bioplastik-Geschirr nicht heiß waschen
Wenn Verbraucher:innen auf Bioplastik setzen wollen, sollten sie, wenn vorhanden, auf die Angaben zu Rohstoffen und zur Verwendung genau achten. Im Zweifel Küchenutensilien aus Bioplastik besser nicht mit heißen Lebensmitteln in Kontakt bringen und nicht heiß spülen. Denn nicht alle Materialmischungen sind für den Geschirrspüler oder die Mikrowelle geeignet.
Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von DPA, 28.11.2024.