22.06.2021 - Klimawandel und Gesundheit - Strategien für eine gerechte Zukunft
Der Klimawandel trifft uns alle - aber einige Länder viel stärker als andere. Über Umwelt, Gesundheit und Gerechtigkeit spricht Julia Vismann mit Dr. Nadja Kabisch von der HU Berlin und Prof. Jan Felix Drexler von der Charité Berlin.
Höhere Temperaturen sorgen dafür, dass sich Krankheitserreger vom Süden weiter in den Norden ausbreiten. Viren, Bakterien und Parasiten können nun auch hier gefährliche Krankheiten auslösen.
Professor Jan Felix Drexler forscht an der Berliner Charité daran, wie sich Krankheitserreger durch Mücken verbreiten. Vor allem von der Tigermücke geht ihm zufolge eine Gefahr aus. Sie kann gefährliche Erkrankungen wie Zika, Dengue-Fieber und Chikungunya übertragen. Steigen die Temperaturen in den Wintermonaten, können die Insekten auch in Mittel- und Nordeuropa überwintern.
Doch nicht nur durch die globale Erwärmung kommt es zu Krankheitsausbrüchen. Vor allem der Eingriff des Menschen in tierische Lebensräume führt zu Kontakten mit gefährlichen Pathogenen, also Erregern, die krank machen können. Bei der Abholzung des Regenwaldes - beispielweise um in Südamerika Anbau- und Weideflächen zu schaffen - können Krankheiten vom Tier auf den Menschen übergehen.
Besonders stark vom Klimawandel betroffen sind Städte. An heißen Tagen heizen sich Städte viel stärker auf als das Umland. Fassaden und Asphalt speichern mehr Hitze, Klimaanlagen und Verkehr heizen zusätzlich.
Wissenschaftler*innen aus Zürich haben simuliert, wie sich die Temperaturen in mehr als 500 Städten bis zum Jahr 2050 entwickeln. Als Grundlage dient ein Szenario mit einem mäßigen Anstieg der Temperaturen weltweit. Das Ergebnis: Drei Viertel aller Städte werden dann ein Klima haben, das einer anderen, wärmeren Klimazone entspricht. Das heißt: In Berlin wäre es so heiß wie im australischen Canberra - ein Anstieg von mehr als 6 Grad Celsius.
Die Zahl der Hitzetoten wird dadurch zunehmen. Im extrem heißen Sommer 2018 starben allein in Berlin 490 Menschen durch Hitzeeinwirkungen.
Dr. Nadja Kabisch von der Humboldt-Universität Berlin erforscht in diesem Zusammenhang vor allem die Bedeutung von Grünflächen in der Stadt. Bäume und Sträucher spenden Schatten, dienen als Wasserspeicher und erhöhen die Luftfeuchtigkeit. Sie verringern außerdem die Windgeschwindigkeit, filtern Schadstoffe aus der Luft und dämpfen Lärm.
Nadja Kabisch plädiert für mehr Gerechtigkeit in der Stadtplanung - um auch kommenden Generationen lebenswerte Städte zu ermöglichen. Mehr Grünflächen, aber auch eine Verkehrswende hin zu mehr öffentlichem Nahverkehr sind für sie zentrale Punkte.
Jan Felix Drexler spricht sich zudem für mehr Gerechtigkeit auf der ganzen Welt aus - angefangen bei der Verteilung von Corona-Impfstoffen bis hin zu Lieferketten und Landnutzung. Schließlich lebten wir in einer globalisierten Gesellschaft.
"Es ist eine reine Illusion, sich heute noch hinzustellen und zu glauben, was in den Tropen weltweit passiert und in den ärmeren Ländern, geht mich nichts an", so Drexler.
Doch welche Strategien können eine gerechte Zukunft bringen? Das erfahren Sie im Podcast.