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Sechsteilige Reihe zur Bundestagswahl 2017. Jörg Thadeusz gibt Auskunft, wie er sich auf seine ungewöhnliche Aufgabe vorbereitet.
Dieser Chauffeur ist anders: In der heißen Phase der Bundestagswahl 2017 stellt sich Jörg Thadeusz sechs Wochen in den Dienst der Fahrbereitschaft des hohen Hauses. Ihm geht es aber selbstverständlich nicht allein darum, Spitzenpolitiker in der Hauptstadt von A nach B zu fahren. Jörg Thadeusz möchte chauffieren, fragen und dabei möglichst viel erfahren.
Wie funktioniert das politische Berlin in Wahlkampfzeiten? Wie belastend ist es, über Wochen und Monate im terminlichen Ausnahmezustand zu leben? Was ist überhaupt die Motivation für ein Leben in der Politik?
In den begrenzten Ausmaßen eines Autos hofft der Moderator auf eine räumliche Nähe, die es seinen Gästen auf dem Beifahrersitz schwer macht, Distanz zu wahren. Und wenn es sein muss, passt der leidenschaftliche Autofahrer Jörg Thadeusz seinen Fahr- dem Gesprächsstil an: Wer eben noch bemüht war, sich nicht in die Karten blicken zu lassen, verliert seine Deckung womöglich an der nächsten roten Ampel. Und wer versucht, sein von Beratern geformtes Image zu wahren, dem verrutscht womöglich schon in der nächsten Kurve die Contenance.
Die Fahrgäste
Diese Politikerinnen und Politiker nutzen die "Fahrbereitschaft" mit Jörg Thadeusz:
Am 15.8. - Katrin Göring-Eckardt (Bü90/Die Grünen), am 22.8. - Alexander Gauland (AfD), am 5.9. - Christian Lindner (FDP) und am 12.9. - Dietmar Bartsch (Die Linke).
Die Gäste für die Sendungen am 29.8. und am 19.9. 2017 stehen erst kurzfristig fest.
Kurz vor der Bundestagswahl am 24. September sendet das rbb Fernsehen die Reihe mit sechs 30-minütigen Folgen. "Fahrbereitschaft" vom 15. August bis zum 19. September 2017, wöchentlich dienstags um 22.15 Uhr im rbb.
"Erfrischender Perspektivwechsel" - Wie sich Jörg Thadeusz auf seine Aufgabe vorbereitet
Herr Thadeusz, warum befragen Sie die Politiker vor der Bundestagswahl in einem Auto statt wie sonst in einem Fernsehstudio?
Erstens erfrischen Perspektivwechsel den Geist. Und zweitens hat ein Gespräch in einem Auto immer eine besondere Atmosphäre. Es entsteht zwangsläufig eine Art Zweisamkeit. Steigen Sie mal zu jemandem ins Auto und versuchen sich nicht zu unterhalten. Selbstverständlich, ich habe auch schon von älteren Ehepaaren gehört, die derart zerstritten sind, dass sie auf mehrstündigen Autofahrten nicht miteinander sprechen. Sollte sowas passieren, wären wir im Bereich des experimentellen Fernsehens.
Geht das – aufmerksam fahren und gleichzeitig interessant fragen?
Ich habe nicht den Eindruck, dass mich das überfordern wird.
Halten Sie sich für einen guten Autofahrer?
Ich zitiere Dustin Hoffman als Raymond Babbitt in ,Rain Man’: "Ich bin ein ausgezeichneter Fahrer." Die Verkehrsbehörden haben das zwischenzeitlich schon anders gesehen. Was mich mit den allermeisten anderen Autofahrern verbindet: Schuld sind immer die anderen. Und ich benutze hinter dem Steuer Kraftausdrücke, von denen ich nicht wusste, dass ich sie kannte. Von meinem Stiefvater Rudi habe ich in diesem Zusammenhang "Du Ochsenfrosch" gelernt. Der ist mein Autofahrervorbild. Besonnen, ruhig, wie man einen Fernsehsessel durch die Gegend fahren würde, so.
Nur grenznah oder hatten Sie auch schon einmal einen Unfall?
Ja, auch das hat es schon gegeben, aber immer mit glimpflichem Ausgang. Und wie gesagt: Schuld hatten immer die anderen . . .
Welche Erfahrung bringen Sie als Chauffeur mit?
Einige. Ich war beispielsweise eine Zeit lang Rettungssanitäter. Damals musste ich sogar eine Prüfung für einen sogenannten Personenbeförderungsschein ablegen. Allerdings wurde ein Großteil unserer damaligen "Passagiere" liegend transportiert. Für die "Fahrbereitschaft" würde ich mir wünschen, dass meine Gäste sitzen.
Ein guter Chauffeur, so heißt es, schweige sich über das, was auf der Rückbank geschieht, aus. Das dürfte in einer Fernsehsendung schwierig werden, oder?
Ja, genau. Deshalb bitte ich die Damen und Herren ausnahmsweise auch auf den Beifahrersitz. So haben diese auch die Möglichkeit, mir ins Lenkrad zu greifen, falls Ihnen Fahr- oder Fragestil nicht gefallen.
Als Fahrer benötigen Sie eine gute Ortskenntnis. Bereiten Sie sich auf die Routen mit den Politikern vor?
Ich entwickle in diesem Zusammenhang einen überflüssigen Ehrgeiz. Merke mir immer, wenn Taxifahrer Wege fahren, die kein Navi kennt. Ansonsten verhalte ich mich wie alle männlichen Orientierungswunder. Sollte ich mich verfahren, ist es ein ungerechtes Schicksal, nicht mein Versagen. Ich spreche dann mit mir: Hier war gestern garantiert noch die Rückseite der Charité. Die wollen mich fertigmachen, die Ochsenfrösche.
Honorarfreie Pressefotos stehen unter www.ard-foto.de zur Verfügung.
Bei Interesse vermitteln wir gern Interviews mit Jörg Thadeusz.