Der ehemalige Grenzsoldat Eberhard Otto an Resten des Grenzsignalzauns. | rbb/Rainer M. Schulz
Der ehemalige Grenzsoldat Eberhard Otto an Resten des Grenzsignalzauns. | Bild: rbb/Rainer M. Schulz

- Die jüngsten Opfer der Mauer

Film von Sylvia Nagel und Carsten Opitz

Über 30 Kinder und Jugendliche kommen an der Berliner Sektorengrenze und an der innerdeutschen Grenze ums Leben. Sie werden erschossen oder nicht aus akuter Lebensgefahr gerettet.

Guiseppe Savoca, Siegfried Kroboth und Cetin Mert spielen in West-Berlin am Spreeufer, direkt an der Kaimauer beginnt Ost-Berlin. Sie fallen ins Wasser, doch die West-Berliner Sicherheitskräfte dürfen den Kindern nicht helfen. Und die ostdeutschen Grenzer folgen den Befehlen des unbarmherzigen DDR-Grenzsystems. Die Kinder ertrinken.

Der 15-jährige Gert Könenkamp aus Schwerin will die DDR verlassen und zu seinem Vater nach Hamburg. Er ertrinkt bei seinem Fluchtversuch in der Elbe. Einer seiner Freunde, der auch in den Westen will, darf Gert nicht zuhilfe kommen, als dieser droht unterzugehen. Er wird festgenommen und später wegen versuchten Grenzdurchbruchs auf Bewährung verurteilt. Auf den anderen Freund wird geschossen. Er schafft es dennoch auf die andere Elbseite.

Heiko Runge, ebenfalls 15 Jahre alt, will dem Druck des Elternhauses entkommen und mit seinem Freund im Harz über die Grenze. Im Kugelhagel zweier Kalaschnikows verliert er sein junges Leben. Sein Freund wird festgenommen und muss ins Gefängnis.

Der bewegende Film von Sylvia Nagel und Carsten Opitz erzählt von minderjährigen Todesopfern, ihren Familien und Freunden, von staatlich autorisierter Gewaltanwendung und unterlassener Hilfeleistung. Freunde und Geschwister berichten über diese wenig bekannten Todesfälle. Der Film kehrt zurück an die Schicksalsorte, zeigt beeindruckendes Archivmaterial und erzählt tragische und abgründige Geschichten.

Tragisch, weil die Opfer zufällig oder völlig naiv in ein Grenzsystem geraten, das keinen Unterschied zwischen Minderjährigen und Erwachsenen macht, sondern nur Feinde und Verbrecher kennt. Abgründig, weil ihre Eltern und Freunde von der Stasi belogen und die Todesfälle systematisch vertuscht werden. Manche Angehörige erfahren erst Jahrzehnte später, was sich wirklich zugetragen hat. Die Schützen werden für ihre hohe Wachsamkeit sogar belobigt, erst nach der Wende angeklagt und dann lediglich zu Bewährungsstrafen verurteilt.

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