Moderation: Sascha Hingst

Im Sommer 1950 gründen Vertreter der jüdischen Gemeinden ihren Zentralrat. Zu diesem Zeitpunkt ist Deutschland für viele Juden als Lebensmittelpunkt undenkbar. Heute steht der Zentralrat der Juden für mehr als 100 Gemeinden bundesweit. Zum 70. Jubiläum des Zentralrats der Juden in Deutschland sendet das Erste live den Festakt aus Berlin: am Dienstag, 15.9.2020, von 10.50 bis 12.00 Uhr.
Die Feierlichkeit findet in der Neuen Synagoge Berlin - Centrum Judaicum statt. Anwesend sind der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster, sowie geladene Gäste aus Politik und Gesellschaft. Das musikalische Programm gestaltet Geiger Daniel Hope gemeinsam mit Kantor Isidoro Abramowicz. Die Live-Sendung moderiert Sascha Hingst.

Mit den vielen jüdischen Gemeinden gibt es wieder eine Vielfalt jüdischen Glaubens in Deutschland. Es gibt orthodoxe, traditionelle oder liberale Auslegungen. Und doch bleibt diese Vielfalt bedroht: Antisemitismus nimmt in der Gesellschaft zu. Die Zahl antisemitischer Straftaten steigt seit Jahren. Der Anschlag von Halle im Oktober vergangenen Jahres lässt Gemeinden in Angst leben und erinnert an Bilder aus der Gründungszeit des Zentralrats: Denn im Sommer 1950 sitzen viele jüdische Menschen in Deutschland nicht nur sprichwörtlich "auf gepackten Koffern". Der frisch gegründete Zentralrat will seinen Mitgliedern in den jüdischen Gemeinden helfen: Er will vor allem die Weiterreise nach Israel oder Amerika organisieren.

70 Jahre nach der Gründung prägen nicht mehr die Zeitzeugen der Schoa den Zentralrat. Ihre Stimmen verstummen heute. Sie fehlen in gesellschaftlichen Debatten. Eine neue Generation muss ihren eigenen Weg finden. Sie ist als wichtige Stimme gegen Hass und Diskriminierung gefragt.