EAST! Mein Jahr in Lenzen/Zeitz - Inhalt
EAST! Mein Jahr in Lenzen
Film von Britt Beyer
Anne Münch erkundet die Geschichte Lenzens und die berauschend schöne Natur. Sie kommt mit den Lenzenern ins Gespräch, z.B. beim Metzger, einem Familienbetrieb in fünfter Generation. Sie kennt den Osten, dort ist sie geboren und aufgewachsen. Aber mit der Familie als Stadtschreiberin nach Lenzen zu ziehen, ist anfangs eine Herausforderung. Gemeinsam mit ihrem Mann Christian und dem anderthalbjährigen Lari suchte sie erstmal den Ort auf der Landkarte. Huckepack mit Lari, zu Fuß oder dem Rad, die Kamera im Anschlag, hat Anne Münch ein Jahr lang die Spuren von einst und Konfliktzonen von heute aufgespürt. In der Mehrzweckhalle, in der auch die Bürgerversammlungen stattfinden, tanzt sie Zumba. Sie begleitet Kuhherden und wird Mitglied des Karnevalsvereins, der gerne die Stadtoberen auf die Schippe nimmt. Das idyllische Biosphärenreservat verhindert die Ansiedlung von Industrieunternehmen als dringend benötigte Einnahmequelle für die Stadt. Die Burg beherbergt heute ein veganes Hotel. Nicht jedermanns Sache. Anne Münch wird Zeugin, als die Dauercamper am See für neue Investoren, ein "hippes" Tourismusprojekt aus Berlin-Mitte, weichen müssen. Die Jugendlichen hängen auf dem Spielplatz ab und träumen von einem eigenen Jugendklub. In ihrem Jahr in Lenzen lernt Anne Münch, wie komplex der Wunsch nach Veränderung und die Skepsis vor dem "Ausverkauf" miteinander verbunden sind. Beides muss stets aufs Neue ausgehandelt werden.
EAST! Mein Jahr in Zeitz
Film von Britt Beyer und Maksym Melnyk
EAST! wagt eine neue filmische Herausforderung. Die Idee: ein Ort, ein Stadtschreiber, ein Jahr eintauchen in einen Ort, den viele nicht kennen – Zeitz in Sachsen-Anhalt. Einst prosperierender Industriestandort, "tief gefallen" nach der Wende, heute ein Eldorado für junge Kreative, die sich angezogen fühlen von einer Stadt, in der jede fünfte Wohnung leer steht.
Der Filmemacher Maksym Melnyk kennt den Osten. Geboren und aufgewachsen in der Ukraine, ist für ihn Zeitz – im deutschen Osten – immer "der Westen" gewesen. Der Stadt hat er sich also aus zwei Richtungen genähert, als er mit Kamera und einer großen Portion Skepsis im Rucksack von Berlin-Mitte, wo er heute lebt, nach Zeitz aufgebrochen ist. Seine Handy-Aufnahmen und Video-Tagebücher zeugen von einem Jahr intensiver Suche nach der Identität der Stadt.
Die Stadt "mit ihren toten Augen", den zugemauerten und kaputten Fenstern, erscheint ihm zunächst trostlos und leer. Das erste Objekt, mit dem er versucht, in Kontakt zu den Zeitzern zu treten, ist ein Relikt aus industrieller Blütezeit: der Zekiwa Kinderwagen.
Die Menschen öffnen sich ihm zunehmend: der "Apfel"-Mann auf der Streuobstwiese; Christine, die gute Seele der Taxi-Zentrale; Fabienne und Leonie, zwei Teenies, die ihm die "lost places" ihrer Stadt zeigen; Line und Christian, ein dänisches Künstlerpaar, die die Geräusche der Stadt wie kostbare Fundstücke sammeln; Herr Strauch, in dessen Schrebergartenlaube Dutzende von Uhren im schläfrigen Rhythmus der Stadt ticken; Petra, eine Künstlerin, die lange in Leipzig gelebt hat, bevor sie Zeitz für sich entdeckt hat. Und dann sind da die vielen Landsleute von Maksym, Ukrainerinnen und ihre Kinder, die in Zeitz Aufnahme gefunden haben und ihm ein Gefühl von Heimat geben.
All diese Begegnungen verändern Maksyms Blick auf Zeitz. Seine Kamera richtet sich immer weniger auf die Leerstellen der Stadt. Bewusst versucht er, sie mit Leben zu füllen, selber Teil des Alltags der Stadt zu werden. Am Endes seines Jahres in Zeitz kann er behaupten: "In meiner Zeit als Stadtschreiber habe ich immer nach dem Gesicht der Stadt gesucht. Am Ende meines Aufenthalts habe ich viele gefunden."