Konferenz in Cottbus - Mediziner suchen nach Lösungen, um Notaufnahmen zu entlasten

Do 11.04.24 | 11:55 Uhr
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Symbolbild In der Notaufnahme.(Quelle: IMAGO/Juergen Theobald)
Audio: Antenne Brandenburg | 11.04.2024 | Holger Kessler | Bild: IMAGO/Juergen Theobald

Notärzte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen sich seit Donnerstag zu einer Konferenz in Cottbus. Bei dem zweitägigen Austausch im Carl-Thiem-Klinikum (CTK) sprechen die rund 50 Teilnehmer vor allem darüber, wie Notaufnahmen entlastet und effizienter werden können.

Fehlende Hausärzte, volle Arztpraxen und eine zunehmende Zahl älterer Menschen lassen die Notaufnahmen voller werden. Der Kongress in Cottbus sucht daher Antworten, wie mit einer innovativen Notaufnahme überfüllte Krankenhäuser vermieden, Patientenströme besser gesteuert und medizinische Qualitätsstandards hoch bleiben können.

Bis zu 20 Kilometer Fußweg pro Schicht

Chefarzt Tim Flasbeck von der Klinik für Notfallmedizin am CTK stellt auf dem Kongress unter anderem das Konzept der raumoffenen Notaufnahme mit kürzeren Wegen für Personal und Patient vor, wie sie zurzeit am CTK gebaut wird.

Das Pflegepersonal sei in der Spitze 19,8 Kilometer in einer Schicht gelaufen. Deshalb gehe es zum Beispiel um die Frage, wie diese Strecke mit der gleichen Mannschaftsgröße auf 1,6 Kilometer reduziert werden kann, sagte Flasbeck vorab dem rbb. Eine weitere Frage sei, wie man es schafft, ohne ein einziges Telefonat ein freies Bett im Haus zu finden. "Es sind Fragen, die jede Notaufnahme in Deutschland täglich beschäftigen und auch maßgeblich den Betrieb stören", so Flasbeck. Das CTK habe Antworten auf viele dieser Fragen gefunden, so der Chefarzt weiter.

Das Klinikum schützt schon jetzt nach eigenen Angaben seine Notaufnahme vor Überfüllung durch einen Anmeldetresen. Dort bekommt jeder Patient eine Ersteinschätzung. Dabei werden die Krankheitssymptome erfasst, zudem werden Vital-Funktionen wie Atemfrequenz und Puls gemessen. Es geht darum, leichte Fälle von ernsthaften Erkrankungen zu filtern - ob also ein Patient wirklich ein Fall für die Notaufnahme ist oder wieder nach Hause beziehungsweise zu einem anderen Arzt geschickt wird.

Notfallreform geplant

Unterdessen plant Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Notfallreform. Ziel soll es sein, dass Hilfesuchende schon am Telefon oder vor Ort im Krankenhaus
verstärkt in eine nahe Praxis geschickt werden. Viel stärker als bisher sollen Versicherte auch direkt telemedizinisch betreut werden. Insgesamt sei eine "große Reform" geplant mit "einem unfassbar großen Potenzial, um Geld zu sparen und gleichzeitig die Versorgung zu verbessern", sagte Lauterbach im Januar [tagesschau.de].

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.04.2024, 08:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Problem dabei ist, dass man meistens umknickt oder hinfällt, wenn es Wochenende ist. Und man selber nicht einschätzen kann ob ein Bruch vorliegt oder nicht. Extra Ambulanz am WE im den Krankenhäusern würde zwar die Notaufnahme entlasten, würde aber auch wieder zur Mehrbelastung führen.

  2. 11.

    Problem dabei ist, dass man meistens umknickt oder hinfällt, wenn es Wochenende ist. Und man selber nicht einschätzen kann ob ein Bruch vorliegt oder nicht. Extra Ambulanz am WE im den Krankenhäusern würde zwar die Notaufnahme entlasten, würde aber auch wieder zur Mehrbelastung führen.

  3. 10.

    Womit Sie ohne Zweifel recht haben!
    Dennoch kann ich leider aus jahrelanger Erfahrung nur sagen, dass mindestens die Hälfte (!) der "Kunden" einer Not(!)aufnahme dort nichts zu suchen hätten, sie sind eben keine Notfall-Patienten(!), die diese Einrichtung wirklich dringlich oder gar notfallmäßig benötigten.
    Die Kirche lassen wir aber dennoch mal dort, wo sie hingehört... ;-)

  4. 9.

    Die Frage ist, ob es viel bringt an einzelnen " Symptomen" unseres sehr teuren, aber nicht unbedingt effizienten Gesundheitswesens " rumzudoktern".
    Es bedarf m.E. rigoroser struktureller Veränderungen.
    Immer mehr Geld ( was von der Ärzte- Krankenhaus und Pharmalobby gefordert wird ) verbessert nicht unbedingt die Qualität. Der derzeitige Medizinbetrieb gleicht einem " Fass ohne Boden " , die Kliniken mit ihren z.T. überkommenen " verkrusteten" hierarchischen Strukturen scheinen nicht mehr zeitgemäß und erweisen sich als veränderungsresistent. Es geht häufig eher um die Bewahrung von Besitzständen und Privilegien.
    Mal schauen, ob Karl Lauterbach's angekündigte Reformen etwas bewirken. Schön wär's.

  5. 8.

    Natürlich kann man sich auch in die Kirche schleppen und es mir Gesundbrunnen versuchen.Ich persönlich gehe zum Arzt und erwarte dort auch eine zeitnahe Behandlung bei Krankheit.
    Krankheit bis aufs nächste Quartal in die Länge ziehen ist nicht ein Qualitätsmerkmal moderner Medizin.

  6. 7.

    Unser Krankenversicherungssystem ist schon lange eine Goldgrube für Pharmaindustrie, Ärzte, Kliniken und med. Einrichtungen. Wenn ein Loch gestopft ist, ist das nächste schon geöffnet.

  7. 6.

    Viele Termine werden gleich für das nächste Quartal vergeben, um auch dann abrechnen zu können. Jede Chipkarte zählt... ob nötig oder nicht. Es wäre sinnvoll, wenn Ärzte wieder medizinisch denken könnten anstatt kaufmännisch. Dazu die ganze Bürokratie. Da hilft auch Digitalisierung nicht. 2 Minuten am Patienten und 10 Minuten am PC. Man ist oft nur Abrechnungspunkt und kein Patient

  8. 5.

    Die Angst vor Krankheiten ist geringer als jene niemanden zu finden der sie behandelt. Wenn es so einfach wäre zum Hausarzt zu gehen und zum Facharzt ist es nahezu aussichtslos.

    Nicht einmal die Vorsorge ist möglich, aber wir sollen bis 80 arbeiten gehen. Da muss man seine Steuerzahler auch in stand halten. Der Selbstbedienungsladen muss endlich geschlossen werden. Am Geld liegt es nicht GKV versicherte zahlen Mittelstand mit ihrem Arbeitgeber deutlich mehr ein. Dafür das sie so gut wie nichts mehr aus dem System bekommen. So kann und darf es nicht weitergehen!

  9. 4.

    Hauptsache man bekommt den Zettel mit den erfassten Daten und dem Ablehnungsvermerk auch in die Hand gedrückt, wenn man weggeschickt wird.
    Natürlich kann sich ein Gesundheitszustand in 30 min stark verschlechtern. Dann war der Ablehnungsvermerk vielleicht trotzdem richtig. Man kann aber auch alle 30 min in der Notaufnahme erscheinen. Vielleicht sind neue Symptome hinzugekommen.

  10. 3.

    Es muss zunächst die Vollkasko-Mentalität aus den Köpfen der Bürger. Mit jedem Zipperlein zu jeder Zeit sofort einen Arztkontakt geboten bekommen zu wollen, ist einfach nicht tragbar. Hier ist zwingend ein Umdenken nötig, und zwar bei jedem Einzelnen!
    Solche Forderungen sind natürlich politisch unpopulär und würden Stimmen kosten, also wird lieber weiter dass Paradies versprochen und hinter den Kulissen Schadensbegrenzung betrieben...

  11. 2.

    @Damarco: wo Geld versickert? Mal im Internet suchen nach: Deutschland Medikamentenpreise Vergleich weltweit. Wir liegen auf Platz 2 weltweit. Warum nur? Die Pharmalobby macht seit Jahrzehnten super Arbeit in Deutschland. Abgezockt wird dabei jeder Beitragszahler. Warum Menschen in Notaufnahmen strömen ist m.M.n. auch glasklar. Weil sie zu faul sind, sich einen Arzt zu suchen (Bagatellbesuche, welche ich übrigens mit enormen Gebühren belegen würde!) oder weil sie keinen Facharzttermin erhalten und die Notaufnahme alle medizinischen Behandlungen anbietet. Speziell Gerätemedizin. Und zwar ad-hoc. Letzteres kann ich verstehen. Also lieber Herr Lauterbach: Telemedizin, das wird eh nichts in Deutschland! Gehen Sie an den Geldtopf, den die Pharmakonzerne jährlich erhalten. Reglementieren Sie die Preise für Arzneimittel. Beenden Sie Jahrzehnte des Abzockens. Stecken Sie das erhaltene Geld in das Gesundheitssystem. Wird er aber nicht machen. Politiker sind nun mal hörig ggü. Lobbyisten!

  12. 1.

    Das dumme ist nur das am Tresen sich nicht sicher Festellen lässt in wie weit ein Notfall wirklich vorliegt. Das kann nur ein Arzt beurteilen und diese Fälle von unterlassene Hilfeleistung sind gängige Praxis bei Haus und Fachärzten. Patinierten werden am Empfang ohne je einen Arzt zu konsultiert zu haben einfach abgewiesen. Weil die Praxis überfüllt oder keine Patienten mehr aufnimmt. Ob der Patient mitteilt schmerzen zu haben spielt dabei oftmals keine Rolle mehr, so weit sind wird schon im Gesundheitssystem. Das nennt man Strafrechtlich Unterlassene Hilfeleistung, zudem Versicherten die Leistung auch zustehen. Vorsorgeuntersuchen finden wegen Terminmangel nicht statt und da muss man sich dann auch nicht wundern wenn Menschen plötzlich in der Notaufnahme stehen. Nicht einmal die Versorgung mit Hausärzten ist sichergestellt. Das Gesundheitssystem ist ein Skandal und benötigt dringend Reformen und Transparenz wo das Geld versackt.

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